TEFAF Maastricht 2024 | Kenner, Künstler, Käufer und Mäzene

Dr. Jörn Günther ist seit vielen Jahren Aussteller auf der Kunstmesse. Seltene Bücher und Papiere sind prächtige (gebunden) Schriften. Worte und Bilder sind teilweise mit Noten verziert. Foto: Frank Fäller

TEFAF Maastricht | TEFAF

Kürzlich fand in Maastricht die Kunstmesse TEFAF statt, die zuvor in New York stattgefunden hatte. Ein Treffen für Kunstliebhaber und Investoren aus aller Welt. Kunst ist nicht nur schön, sondern wertvoll. Verkäufe gingen mit drei-  bis siebenstelligen Beträge in neue Hände.

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Zeitgenössische Flowerpower und Human Rights. Foto: Frank Fäller

Das Fazit der Veranstalter war positiv. Tenor: die Messe sei in ihrer 37. Ausgabe zu ihrer Blütezeit zurückgekehrt. Auch dank verstärkter Sicherheitsmaßnahmen, die einen Rundgang durch die Zeitgeschichte der Kunst entspannt wirken ließ.  Während der achttägigen Messe kamen fast 50.000 Besucher, um mehr als 7.000 Jahre Kunstgeschichte zu erleben und zu kaufen. Insgesamt 270 Ausstellern aus 22 Ländern hatten an der TEFAF Maastricht 2024 teilgenommen. Internationale Privatsammler waren zahlreich vertreten und kauften Kunstwerke, die in Sammlungen auf der ganzen Welt eingehen. Ebenfalls zahlreich vertreten waren die Museen, die der TEFAF Maastricht verbunden sind: 300 Museumsdirektoren, 650 Kuratoren und 40 Mäzene streiften durch die Gänge auf der Suche nach potenziellen Ankäufen.  Sie ist ein Schaufenster für die besten Kunstwerke, die derzeit auf dem Markt sind. Neben den traditionellen Bereichen Gemälde Alter Meister, Antiquitäten und klassische Altertümer, die etwa die Hälfte der Messe ausmachten, fanden sie auch moderne und zeitgenössische Kunst, Fotografie, Schmuck und Design des 20. Jahrhunderts.

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Unter dem Titel „Der Akt in der Moderne und Zeitgenössischen Kunst“ spürte die diesjährige Präsentation bei Henze & Ketterer AG einem der beliebtesten Motive der Kunstgeschichte nach: der Darstellung des unbekleideten Menschen, dem Akt. Cornelia Henze war nur Patin für dieses Motiv. Foto: Frank Fäller

Schweigepflicht über Verkäufe behandeln manche Aussteller diskret. Es gab echte Kunstwerke  zu sehen. Die  Besucher schöpften aus der Vielfalt, die es sonst kaum an einem Ort zu sehen gibt.  Zufällig fand die Messe rund um den Weltfrauentag statt. Freiheit und Nacktheit haben Künstler  und Künstlerinnen immer schon als Motiv gewählt, als sie durften.  Anstößig? Nein.

The Beauty Of Africa
„The Beauty of Healing“ von Marc Quinn ist weit mehr als nur Abguss aus Beton einer stolzen Dame aus Afrika. Foto: Galerie Thomas

Mutige Frauen und so viel mehr von Picasso bis Dali zeigte die Galerie Thomas aus München, darunter eine Skulptur von Marc Quinn aus Beton für rund 280.000 Euro, die Laurence zeigte.  „Im Moment arbeite ich mit Laurence zusammen, die aus Afrika stammt. Sie lebt in London und ist in Paris aufgewachsen. Sie hat mit all diesen Ritzungen an sich selbst begonnen und nutzt bewusst die Traditionen ihres Familienerbes. Sie erforscht es auf eine neue Art und Weise, und das finde ich sehr interessant. Die Idee, dass etwas, das in einem rituellen Kontext verwendet wurde, nun in einem nicht-rituellen Kontext verwendet wird, wie z. B. das Tätowieren, und die Art und Weise, wie die Menschen dann ihre eigenen Rituale neu erfinden“, sagte der Künstler in einem Gespräch mit Tim Marlow 2013.

Für Sammler, Kuratoren und Investoren ist die TEFAF auch ein Ort ein der Provenienz. Ist die Herkunft echt? Die deutsche Galerie Utermann aus Dortmund verkaufte die Femme au tablier des spanischen Malers und Bildhauers Pablo Picasso für fast zwei Millionen Euro an eine amerikanische Privatsammlung sowie ein Aquarell des deutschen Malers und Grafikers Ernst Wilhelm Nay für 125.000 Euro an einen deutschen Privatsammler.

Tefaf Ludorff
Maya Manka, Galerie Ludorff aus Düsseldorf, freute sich über gute Verkäufe während der TEFAF in Maastricht. Die deutsche Malerin Karin Kneffel (Bild mit Kirschen rechts) wartet noch auf Interessenten. Foto: Frank Fäller

Die Galerie Ludorff aus Düsseldorf verkaufte unter anderem ein Selbstportrait von Horst Janssen, ein Relief von Stephan Balkenhol sowie Papierarbeiten von Lyonel Feininger und Lotte Laserstein. Verschiedene Werke der deutschen Künstlerin Karin Kneffel, die dem Neo-Realismus mit ihrer phantastischen Bildsprache zuzuordnen ist, gab es nicht nur dort, sondern auch bei der Galerie Schönewald ebenfalls aus Düsseldorf. Maya Manka zieht für die Galerie  Ludorff eine positive Bilanz: „Es gab vielversprechende Gespräche mit Kuratoren internationaler Museen und auch sonst viel interessiertes Publikum und Aufeinandertreffen mit neuen und bekannten Sammlerinnen und Sammlern. Wir sind sehr zufrieden.“

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Nur einer von so vielen Hinguckern kürzlich auf der TEFAF Maastricht. Foto: Frank Fäller

Alte Weisheiten. Nach der Messe ist vor der (nächsten) Messe, dorthin ziehen die Galeristen weiter. Die TEFAF ist immer auch ein Stimmungsparameter für Werte und Wertschätzung. Kunst generiert Geld, in Nachlässen oder zu Lebzeiten. Die Galerie Henze &  Ketterer AG aus Basel hütet solche Schätze. Dort verlagern sich die Verkäufe so auf das Geschäft nach der Messe. „Wenn aber ein Ronald Lauder mehrmals bei uns am Stand war und verkündete, das sei die beste Galerie für den Expressionismus, wenn kurz danach auch der reichste Mann und größte private Kunstsammler Kanadas sich im Stand alles notierte, wenn die FAZ unseren ‚kuratierten‘ Stand lobte, dann können wir eigentlich nicht alles falsch gemacht haben“, sagte Dr. Wolfgang Henze. „Insofern ist und bleibt die TEFAF für uns in der Reihe der für uns in Frage kommenden Kunstmessen das absolute Muss.“

Rares ist so wertvoll wie Zeitgenössisches

Bedeutende Bücher, nicht gedruckt, sondern fein gearbeitet mit hoher Farbpracht (erhalten) und Wortschätzen in der Schrift und ihren Zeichen, sind ein Erbe der Menschheit. Wenn die Zeit der gedruckten Worte und Bilder vorbei ist, sind diese Schätze umso wichtiger für Sammler. Rare Books bei Dr. Jörn Günther verkauften sich in der Spitze hochpreisig, starteten ab rund 3.800 bis zu über sechs Millionen Euro. Für äußerst seltene und reich verzierte Gebetsbücher zum heutigen Preis hätte man früher Schlösser kaufen können. So viel verriet der Inhaber zum Thema Werte. „Und viele Frauen sammeln diese kleinen und großen Kostbarkeiten, die Männer bezahlen“, zwinkerte er.

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Ein Schiff aus Sterling Silber, achtern gibt es eine Luke für ein Fläschchen Wein. Gefertigt von der Gebrüdern Dingeldein aus Haunau 1895, gesehen bei Koopman Rare Art. Foto: Frank Fäller

Handwerkliche Schätze in Sterling Silber fanden Liebhaber bei der Galerie Koopmanns. Ein (Schmuck)Schiff für Kapitäne kann Ladung für eine kleine Flasche Wein aufnehmen, wenn die Luke achtern geöffnet wird. Kleine Insignien der Admiralität wurden hochpreisig verkauft. Schmuck und Juwelen sowie asiatische Schätze waren gefragt. Wunderbare japanische Kunstwerke bei „A Lighthouse called Kanata“ ziehen seit Jahren Gäste an. Anna Hu hatte zauberhafte, filigrane  Broschen auf ihrem Stand. Die Darstellungen eines tibetischen Abtes bei Tenzing Arts aus San Francisco/Hongkong (Taklung Splendor) waren außergewöhnlich wegen ihrer echten Farben und Symboliken aus dem 12. Jahrhundert.  Ebenso wie die Skulpturen aus dem Himalaya, „die Besucher aus aller Welt bestaunt haben“, resümierte Iwona Tenzing.

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Das erste Portrait des Abtes Taklung aus dem 12. Jahrhundert, fünf weitere Originale aus Tibet existieren noch heute im Besitz der Galerie Tenzing Fine Arts, die auch weitere Details anbietet. Foto: Frank Fäller

TEFAF-Präsident Hidde van Seggelen resümierte:  „Die TEFAF Maastricht 2024 hat die unglaubliche Fähigkeit mit der Kunst, Gemeinschaften und Kunstliebhaber aller Altersgruppen zu vereinen.  Wir sind von der überwältigenden Resonanz auf die diesjährige TEFAF Maastricht sehr beeindruckt und möchten unseren Sponsoren, Partnern und Ausstellern für ihre kontinuierliche Unterstützung herzlich danken. Unser besonderer Dank gilt AXA XL, die die Messe seit 20 Jahren unermüdlich unterstützt.“
(Frank Fäller)

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Nur einer von so vielen Hinguckern kürzlich auf der TEFAF Maastricht. Foto: Frank Fäller