Kürzlich fand in Maastricht die Kunstmesse TEFAF statt, die zuvor in New York stattgefunden hatte. Ein Treffen für Kunstliebhaber und Investoren aus aller Welt. Kunst ist nicht nur schön, sondern wertvoll. Verkäufe gingen mit drei- bis siebenstelligen Beträge in neue Hände.

Das Fazit der Veranstalter war positiv. Tenor: die Messe sei in ihrer 37. Ausgabe zu ihrer Blütezeit zurückgekehrt. Auch dank verstärkter Sicherheitsmaßnahmen, die einen Rundgang durch die Zeitgeschichte der Kunst entspannt wirken ließ. Während der achttägigen Messe kamen fast 50.000 Besucher, um mehr als 7.000 Jahre Kunstgeschichte zu erleben und zu kaufen. Insgesamt 270 Ausstellern aus 22 Ländern hatten an der TEFAF Maastricht 2024 teilgenommen. Internationale Privatsammler waren zahlreich vertreten und kauften Kunstwerke, die in Sammlungen auf der ganzen Welt eingehen. Ebenfalls zahlreich vertreten waren die Museen, die der TEFAF Maastricht verbunden sind: 300 Museumsdirektoren, 650 Kuratoren und 40 Mäzene streiften durch die Gänge auf der Suche nach potenziellen Ankäufen. Sie ist ein Schaufenster für die besten Kunstwerke, die derzeit auf dem Markt sind. Neben den traditionellen Bereichen Gemälde Alter Meister, Antiquitäten und klassische Altertümer, die etwa die Hälfte der Messe ausmachten, fanden sie auch moderne und zeitgenössische Kunst, Fotografie, Schmuck und Design des 20. Jahrhunderts.

Schweigepflicht über Verkäufe behandeln manche Aussteller diskret. Es gab echte Kunstwerke zu sehen. Die Besucher schöpften aus der Vielfalt, die es sonst kaum an einem Ort zu sehen gibt. Zufällig fand die Messe rund um den Weltfrauentag statt. Freiheit und Nacktheit haben Künstler und Künstlerinnen immer schon als Motiv gewählt, als sie durften. Anstößig? Nein.

Mutige Frauen und so viel mehr von Picasso bis Dali zeigte die Galerie Thomas aus München, darunter eine Skulptur von Marc Quinn aus Beton für rund 280.000 Euro, die Laurence zeigte. „Im Moment arbeite ich mit Laurence zusammen, die aus Afrika stammt. Sie lebt in London und ist in Paris aufgewachsen. Sie hat mit all diesen Ritzungen an sich selbst begonnen und nutzt bewusst die Traditionen ihres Familienerbes. Sie erforscht es auf eine neue Art und Weise, und das finde ich sehr interessant. Die Idee, dass etwas, das in einem rituellen Kontext verwendet wurde, nun in einem nicht-rituellen Kontext verwendet wird, wie z. B. das Tätowieren, und die Art und Weise, wie die Menschen dann ihre eigenen Rituale neu erfinden“, sagte der Künstler in einem Gespräch mit Tim Marlow 2013.
Für Sammler, Kuratoren und Investoren ist die TEFAF auch ein Ort ein der Provenienz. Ist die Herkunft echt? Die deutsche Galerie Utermann aus Dortmund verkaufte die Femme au tablier des spanischen Malers und Bildhauers Pablo Picasso für fast zwei Millionen Euro an eine amerikanische Privatsammlung sowie ein Aquarell des deutschen Malers und Grafikers Ernst Wilhelm Nay für 125.000 Euro an einen deutschen Privatsammler.

Die Galerie Ludorff aus Düsseldorf verkaufte unter anderem ein Selbstportrait von Horst Janssen, ein Relief von Stephan Balkenhol sowie Papierarbeiten von Lyonel Feininger und Lotte Laserstein. Verschiedene Werke der deutschen Künstlerin Karin Kneffel, die dem Neo-Realismus mit ihrer phantastischen Bildsprache zuzuordnen ist, gab es nicht nur dort, sondern auch bei der Galerie Schönewald ebenfalls aus Düsseldorf. Maya Manka zieht für die Galerie Ludorff eine positive Bilanz: „Es gab vielversprechende Gespräche mit Kuratoren internationaler Museen und auch sonst viel interessiertes Publikum und Aufeinandertreffen mit neuen und bekannten Sammlerinnen und Sammlern. Wir sind sehr zufrieden.“

Alte Weisheiten. Nach der Messe ist vor der (nächsten) Messe, dorthin ziehen die Galeristen weiter. Die TEFAF ist immer auch ein Stimmungsparameter für Werte und Wertschätzung. Kunst generiert Geld, in Nachlässen oder zu Lebzeiten. Die Galerie Henze & Ketterer AG aus Basel hütet solche Schätze. Dort verlagern sich die Verkäufe so auf das Geschäft nach der Messe. „Wenn aber ein Ronald Lauder mehrmals bei uns am Stand war und verkündete, das sei die beste Galerie für den Expressionismus, wenn kurz danach auch der reichste Mann und größte private Kunstsammler Kanadas sich im Stand alles notierte, wenn die FAZ unseren ‚kuratierten‘ Stand lobte, dann können wir eigentlich nicht alles falsch gemacht haben“, sagte Dr. Wolfgang Henze. „Insofern ist und bleibt die TEFAF für uns in der Reihe der für uns in Frage kommenden Kunstmessen das absolute Muss.“
Rares ist so wertvoll wie Zeitgenössisches
Bedeutende Bücher, nicht gedruckt, sondern fein gearbeitet mit hoher Farbpracht (erhalten) und Wortschätzen in der Schrift und ihren Zeichen, sind ein Erbe der Menschheit. Wenn die Zeit der gedruckten Worte und Bilder vorbei ist, sind diese Schätze umso wichtiger für Sammler. Rare Books bei Dr. Jörn Günther verkauften sich in der Spitze hochpreisig, starteten ab rund 3.800 bis zu über sechs Millionen Euro. Für äußerst seltene und reich verzierte Gebetsbücher zum heutigen Preis hätte man früher Schlösser kaufen können. So viel verriet der Inhaber zum Thema Werte. „Und viele Frauen sammeln diese kleinen und großen Kostbarkeiten, die Männer bezahlen“, zwinkerte er.

Handwerkliche Schätze in Sterling Silber fanden Liebhaber bei der Galerie Koopmanns. Ein (Schmuck)Schiff für Kapitäne kann Ladung für eine kleine Flasche Wein aufnehmen, wenn die Luke achtern geöffnet wird. Kleine Insignien der Admiralität wurden hochpreisig verkauft. Schmuck und Juwelen sowie asiatische Schätze waren gefragt. Wunderbare japanische Kunstwerke bei „A Lighthouse called Kanata“ ziehen seit Jahren Gäste an. Anna Hu hatte zauberhafte, filigrane Broschen auf ihrem Stand. Die Darstellungen eines tibetischen Abtes bei Tenzing Arts aus San Francisco/Hongkong (Taklung Splendor) waren außergewöhnlich wegen ihrer echten Farben und Symboliken aus dem 12. Jahrhundert. Ebenso wie die Skulpturen aus dem Himalaya, „die Besucher aus aller Welt bestaunt haben“, resümierte Iwona Tenzing.

TEFAF-Präsident Hidde van Seggelen resümierte: „Die TEFAF Maastricht 2024 hat die unglaubliche Fähigkeit mit der Kunst, Gemeinschaften und Kunstliebhaber aller Altersgruppen zu vereinen. Wir sind von der überwältigenden Resonanz auf die diesjährige TEFAF Maastricht sehr beeindruckt und möchten unseren Sponsoren, Partnern und Ausstellern für ihre kontinuierliche Unterstützung herzlich danken. Unser besonderer Dank gilt AXA XL, die die Messe seit 20 Jahren unermüdlich unterstützt.“
(Frank Fäller)
