Kiki Smith zeigt in der Kunstkammer Rau ihre „Verwobenen Welten“

Kiki Smith, Sky, 2012, Jacquard-Tapisserie aus Baumwolle, © Kiki Smith, courtesy Pace Gallery, Foto: Courtesy Magnolia Editions, Oakland, CA

Logo Arp Museum Bahnhof Rolandseck Remagen

Remagen. In der Kunstkammer Rau präsentiert das Arp Museum Bahnhof Rolandseck die Ausstellung „Kiki Smith. Verwobene Welten“. Ein Besuch dieser bis zum 20. Oktober präsentierten Werkschau ist unbedingt empfehlenswert.   

Julia Wallner
Julia Wallner, Direktorin des Arp Museums | Foto: Peter Köster

Im Kunstbetrieb eine wichtige Stimme

Kiki Smith gehört zu einer Generation US-amerikanischer Künstlerinnen, die seit den 80er Jahren im Kunstbetrieb eine wichtige Stimme erheben“, betont Julia Wallner, Direktorin des Arp Museums. „In unserem Museumsprogramm würdigen wir den unverzichtbaren Beitrag der Frauen an der Kunstgeschichte.“  Im Zentrum der in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin entwickelten Schau stehen ihre großformatigen gewebten Wandteppiche, ihre sogenannten Jacquard-Tapisserien über die Kiki Smith urteilt: „Tapisserien behüten sowohl deinen Geist als auch dein Zuhause.“

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„Eagle in the Pines“, Bronze, 2016. Foto: Peter Köster

Visuelle Entdeckungsreisen

Deren Bildfolgen zeigen Pflanzen und Tiere, Gestirne und Gewässer sowie Adam und Eva als biblische Urfiguren, die in einer aus der Schöpfungsgeschichte gespeisten Erzählung miteinander verwoben sind. Die eindrucksvoll gestalteten farbigen wandhohen Tapisserien, die in den Jahren 2011 bis 2017 entstanden sind, teils mit Silberfäden durchwirkt, handbemalt und mit Blattgold versehen, vereinen überzeitlich Gültiges mit unserer unmittelbaren Gegenwart in einer großen Eindringlichkeit und poetisch-märchenhafter Klarheit. „Ihre Werke laden zu visuellen Entdeckungsreisen ein“, sagt die Kuratorin der Ausstellung, Jutta Mattern. Das Besondere der Arbeit von Kiki Smith ist die Verwandlung ihrer Bilder: die Transformation von Motiven und Körpern zwischen den Medien, durch die ihr so vielseitiger und faszinierender Werkkorpus entsteht.“ Und weiter: „Kiki Smith Werke berühren uns in besonderer Art und Weise, denn sie erschafft unversehrte Habitate, in denen ein friedliches Miteinander von Menschen und Tieren mit der sie umgebenden Natur möglich erscheint. Sie schürt mit diesen Bildentwürfen die menschliche Sehnsucht, im Einklang mit uns selbst zu leben. Dabei besticht ihr virtuoser und transformatorischer Umgang mit den verschiedensten Materialien, bei dem Beschaffenheit und Bildsprache aufs Schönste miteinander verwoben sind.“

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Vogel-Skulptur, Bronze. Foto: Peter Köster

Facettenreiches Œuvre

Seit über vier Jahrzehnten befasst sich die 1954 in Nürnberg geborene US-amerikanische Künstlerin Kiki Smith in ihrem facettenreichen Œuvre mit den politischen und sozialen, aber auch den philosophischen und geistigen Aspekten der menschlichen Natur. Furchtlos erkundet sie den Körper und setzt sich zugleich auf komplexe Weise mit der „conditio humana“ (Berührbarkeit des Menschen) auseinander. Ihre Werke verhandeln Fragen von Alter und Tod, Verwundung und Heilung, Wiederbelebung, Fragmentierung, Geburt, Sexualität, Gender und Erinnerung. Neben Skulpturen produziert Smith vor allem Zeichnungen, Radierungen und Lithographien, aber auch Künstlerbücher, Fotografien, Videos sowie Bildteppiche. Dabei greift sie ebenso auf traditionelle wie moderne handwerkliche Verfahren zurück. Bemerkenswert ist die Vielfalt der von ihr verwendeten Materialien, darunter unter anderem Bronze, Gips, Glas, Porzellan, Papier, Aluminium, Latex, Federn und Bienenwachs.

Kiki Smith
Kiki Smith vor eines ihrer Werke. Foto: Peter Köster

Alternative historische Narrative

Die eindrucksvolle Werkschau mit insgesamt 54 Arbeiten bietet einen Überblick über Smiths künstlerisches Schaffen der letzten 40 Jahre. So ist das Frühwerk unter dem Eindruck der schlagartigen politischen, sozialen und kulturellen Veränderungen in den 1980er-Jahren entstanden, die von den Folgen der AIDS-Epidemie, von leidenschaftlich geführten Diskursen über Sexualität und Gender sowie von feministischen Aktivitäten geprägt waren. Seit den frühen 1990er-Jahren befasst sich die Künstlerin dagegen zunehmend mit alternativen historischen Narrativen und setzt sich mit Mythen, Legenden und Sagen, Glaubensfragen sowie den Traditionen nicht-abendländischer Kulturen auseinander. Ebenfalls Anfang der 90er Jahre beginnt sie, sich vermehrt mit Umwelt und Natur als schützenswertem Raum auseinanderzusetzen. „Ich denke, wir haben sicherlich enorm viel Veränderung in der Umwelt erlebt, und es gibt Anzeichen für noch größere Veränderungen. Es ist für uns ein großer Verlust: Wir sind mit der Natur aufs Engste verflochten. Wir sind ein Teil der Natur und unsere Identität ist eng verbunden mit unserer Beziehung zu unserer natürlichen Umgebung und zu Tieren. Ich schaffe Bilder für Dinge, die meiner Ansicht nach Aufmerksamkeit verdienen“, so Kiki Smith. In Skulpturen, Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotografien oder Textilarbeiten verhandelt die international ausgezeichnete Künstlerin, u.a. auf fünf Biennalen in Venedig vertreten, ihre Sicht auf die Welt. Peter Köster

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„Wolf“ Jacquard-Tapisserie aus Baumwolle. Foto: Peter Köster