23 von der SPK restituierte Objekte sind Mittelpunkt einer Ausstellung in der National Art Gallery of Namibia

SPK-Präsident Hermann Parzinger und Esther Moombolah/Goagoses mit Lars-Christian Koch, Direktor des Ethnologischen Museums und dem Botschafter von Namibia Martin Andjaba (v.l.n.r). © SPK/Foto: Thomas

Berlin/Windhoek. Die  National Art Gallery of Namibia in Windhoek zeigt bis zum 18. Mai eine großangelegte Ausstellung, in deren Mittelpunkt 23 Objekte stehen, die vormals Teil der Sammlung des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz waren.

Mehrjähriger Prozess

Bei der Ausstellung „Reconnecting With Returned Cultural Belongings“, handelt es sich um historische Alltagsgestände, Schmuck, Werkzeuge und Mode. Die Objekte wurden von einer namibischen Expertengruppe aufgrund ihrer besonderen historischen, kulturellen und ästhetischen Bedeutung ausgewählt. Dies erfolgte in einem mehrjährigen Prozess in intensiver Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Berliner Sammlung. Seit Juni 2022 wurden die Objekte in Namibia von dortigen Künstlerinnen und Künstlern und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforscht.

Bild 2 Puppe
Stoffpuppe „Uatunua“, 910 x 1213 cm. © Ethnologisches Museum Berlin. Foto: Claudia Obrocki

Im Vorfeld der Eröffnung unterzeichneten Lars-Christian Koch, Direktor des Ethnologischen Museums und Museums für Asiatische Kunst oder SPK, und Boyson Ngondo, stellvertretender Direktor der Abteilung für Kulturerbe und Kultur des Ministeriums für Erziehung, die Künste und Kultur (Ministry of Education, Arts and Culture) der Republik Namibia den Vertrag über die Eigentumsübertragung der 23 Objekte an Namibia.

Unterzeichnung des Vertrages über Eigentumsübertragung

Präsident Hermann Parzinger vor dem Doppelstandbild der Prinzessinnen Luise und Friederike von Preußen (öffnet Vergrößerung des Bildes)
Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz | Quelle

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), fasst zusammen: „Vor rund zwei Jahren haben wir diese 23 Objekte in Berlin auf die Reise nach Windhoek geschickt. Schon damals war klar, dass sie wegen ihrer herausragenden Bedeutung für Namibias Kultur und Geschichte dort auch für immer bleiben sollen. Die Unterzeichnung des Vertrages über die Eigentumsübertragung ist ein wichtiger Schritt, noch wichtiger ist jedoch, was in den vergangenen zwei Jahren im Rahmen dieser vertrauensvollen Zusammenarbeit entstanden ist. Ich hoffe sehr, dass die Ausstellung von möglichst vielen Menschen gesehen wird und bin gespannt auf ihren Impact.“ Die Ausstellung präsentiert neben den 23 übertragenen Objekten aus der Berliner Sammlung Werke der namibischen Künstlerinnen und Künstler Petty Tuauoovisioua Katuuo, Keith Vries, Nesindano Namises, Prince Kamaazengi Marenga, Fallone Tambwe sowie Vitjitua Ndjiharine. In den vergangenen Monaten haben sie gemeinsam mit den namibischen Community-Forscherinnen und -Forschern Munu Godfrey Kuyonisa, Immanuel Xamro !Keib, Ngombe Ngarerue, Iyaloo Moshana, Tamace Rabbie, Riana Vries sowie Bonifasius Mushongo die Bedeutung, den Ursprung und die Geschichte der Objekte untersucht. Das Projekt umfasst auch Arbeiten des Fotografen Willem Vrey und des Filmemachers Joe Vision Production, beides lokale Spezialisten auf ihrem Gebiet.

Perlstickerei „Karatsoana“, 2322 x 1274 cm © Ethnologisches Museum Berlin. Foto: Martin Franken
Perlstickerei „Karatsoana“, 2322 x 1274 cm © Ethnologisches Museum Berlin. Foto: Martin Franken

Von Poesie bis Performance

In enger Zusammenarbeit mit ihren Forschungspartnern haben die Künstler neue Werke in einer Vielzahl von künstlerischen Medien, von Poesie über Performance bis hin zu Skulpturen geschaffen, die nun im Dialog mit den historischen Museumssammlungen ausgestellt werden. Gemeinsam versuchten alle Beteiligten das Wissen und Verständnis über die Objekte zu reaktivieren und so das Schweigen und die Lücken in der Geschichtsschreibung und im kulturellen Erbe Namibias, die sich aus der Kolonisierung des Landes durch das Deutsche Reich (1884-1915) und Südafrika (1915-1990) ergeben haben, anzusprechen und auszugleichen. pk