Karlspreis für Emmanuel Macron: Hoffnungsträger für Frankreich und Europa

Emmanuel Macron, der 2018 mit dem 60. Aachener Karlspreis ausgezeichnet werden wird. © Stadt Aachen/dpa

Jung und ambitioniert verkündet der französische Staatspräsident Emmanuel Macron seinen Landsleuten einschneidende Reformen innerhalb der kriselnden EU, die noch keiner seiner Vorgänger im Amt politisch überlebt hat. Doch der weltgewandte Charmeur der „Grande Nation“ scheut kein Risiko – er wird daher schon in jungen Jahren für sein Engagement mit dem ehrwürdigen Aachener Karlspreis in der frankophilen Kaiserstadt Karls des Großen ausgezeichnet. Das haben der Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp und der Vorsitzende des Direktoriums der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen, Dr. Jürgen Linden, bekanntgegeben.

Sind das Vorschusslorbeeren, die einst der frühere US-Präsident Barack Obama auch kurz nach Amtstritt mit der Verleihung des Friedensnobelpreises erhalten hat? Nach Jahren der beschaulichen Töne in Aachen darf man auf einen spannenden und flammenden Preisträger gespannt sein. Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass Initialzündungen mit Politikern wie Macron europäische Ideen national wie international im Spiel der Mächte stärken. Und das nicht nur am Tag der Preisverleihung, bei der Emmanuel Macron für seine Verdienste um die Einheit Europas am Himmelfahrtstag, 10. Mai 2018, im Krönungssaal des Aachener Rathauses ausgezeichnet wird.

Unbedingt empfehlenswert und stets hochkarätig besetzt ist das Rahmenprogramm des Aachener Karlspreises, das hintergründig ein breites Spektrum zu Themen rund um den Preisträger anbieten wird. Darauf dürfen sich alle Bürger und Interessierte freuen, die nicht am Festakt teilnehmen – „chez amis et entre nous“ ist man dann etwas zwangloser im Dialog.

„Die Vision von einem neuen Europa“

In der Begründung des Karlspreisdirektoriums heißt es: „Die Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen ehrt im Jahr 2018 den Präsidenten der Französischen Republik, Emmanuel Macron, für seine Vision von einem neuen Europa und der Neugründung des europäischen Projektes, von einer neuen europäischen Souveränität und einer engen, neu strukturierten Zusammenarbeit der Völker und Nationen.” Besonders hebt das Direktorium hervor, dass Macrons „Leidenschaft und sein europäisches Engagement, sein Eintreten für Zusammenhalt und Gemeinsamkeit und sein entschiedener Kampf gegen jede Form von Nationalismus und Isolationismus zur Überwindung der europäischen Krise vorbildhaft, im positiven Sinne ansteckend und wegweisend“ sei.

Oberbürgermeister Marcel Philipp beschrieb Macron als „einen mutigen Vordenker für die Erneuerung des europäischen Traums“. Zugleich verbinde die Karlspreisgesellschaft mit der Ehrung die Hoffnung und den Wunsch vieler europäischer Bürgerinnen und Bürger, dass die Vorschläge des Karlspreisträgers 2018 seine europäischen Partner inspirieren und zu einer zukunftsfähigen Erneuerung des europäischen Projektes beitragen mögen.

Europäische Idee als zentrales Wahlkampf-Thema

„Uns haben zwei Punkte besonders bewogen, den französischen Staatspräsidenten auszuzeichnen“, erklärte Direktoriumssprecher Linden: Macrons pro-europäischer Wahlkampf und seine wertvollen Impulse für die europäische Reformdebatte. Linden: „Emmanuel Macron hat so offensiv wie nur wenige andere die europäische Idee ins Zentrum seines politischen Engagements und seines Wahlkampfs gerückt. Er hat auf beeindruckende Weise die Auseinandersetzung mit denen gesucht, die das Projekt, dem unser Kontinent die längste Friedensperiode seiner Geschichte verdankt, zur Disposition stellen wollen.“

„Die Wahl von Macron beweist: Europa kann begeistern!“ Macron machte den französischen Präsidentschaftswahlkampf zu einem Referendum für Europa, beschreibt das Direktorium. Und das Zitat „wenn Sie ein zaghafter Europäer sind, sind Sie bereits ein besiegter Europäer“, unterstreiche die unumstößliche politische Position des künftigen Preisträgers. Das Karlspreis-Direktorium hält fest: „Während mancherorts lamentiert wird, dass sich politische Positionen in den europäischen Demokratien immer mehr anglichen, dass den Wählerinnen und Wählern klare Alternativen fehlten, standen sich bei der Stichwahl um das Amt des französischen Staatsoberhauptes zwei Kandidaten gegenüber, die in ihren Grundüberzeugungen und Wahlprogrammen gegensätzlicher nicht sein könnten.“ Die Wahl von Emmanuel Macron zum Präsidenten der Französischen Republik habe einmal mehr eindrucksvoll bewiesen, dass Europa begeistern kann. „Durch seine pro-europäische Haltung stellt er sich gegen eine Re-Nationalisierung seines Landes, damit auch gegen die nationalistischen und populistischen Tendenzen im übrigen Europa“, zitiert Linden die Auffassung des Direktoriums.

Und zum zweiten Punkt, der die Karlspreis-Gesellschaft besonders beeindruckt: In seiner politischen Arbeit setze der 39-jährige Präsident mit ambitionierten Vorschlägen Impulse für die Reformdebatte der EU. Sie erhalte auf diese Weise neuen Schwung. Macron selbst hatte zuletzt in einem Interview darauf hingewiesen, wie wichtig die Weiterentwicklung der EU nun sei, „die Neubegründung eines souveränen, geeinten und demokratischen Europas“ – denn, so seine Überzeugung: „Wir sollten wieder empfänglich dafür sein, große Geschichte schreiben zu wollen“.

Staatspräsident Macron hat das Karlspreis-Direktorium überzeugt – auch seine Haltung, dass das moderne politische Leben den Sinn für das Symbolische wiederfinden müsse. Linden brachte es auf den Punkt: „So erschließt sich die Szene des gerade gewählten neuen französischen Präsidenten, der nicht etwa zur Marseillaise, sondern zu den Klängen der Europahymne den Innenhof des Louvre durchschreitet, um zu seinen Anhängern zu sprechen und die feste Verankerung Frankreichs in der Europäischen Union zu unterstreichen.“ (ff)