Volksbanken und Raiffeisenbanken bleiben solide Partner in der Region – Gesamt-Kundenvolumen um 7,5 Prozent gestiegen – Ertragslage stabil

Bankdirektor Karl-Josef Schmitz, links im Bild (Raiffeisenbank St. Augustin) und sein Stellvertreter Jürgen Pütz (Vorstandsvorsitzender Volksbank Bonn Rhein-Sieg) © vobaworld

Das Gesamtkundenvolumen (Summe aus Aktiva und Passiva) beläuft sich per Jahresultimo 2015 auf 8,9 Milliarden Euro gegenüber 8,3 Milliarden Euro vor einem Jahr (+ 7,5 %). 

Die Ertragslage in den Instituten ist stabil, wozu auch die entspannte Risikosituation im Kunden-Kreditgeschäft beiträgt.

Die in der Rechtsform der „eingetragenen Genossenschaft“ (eG) agierenden Häuser gehören ihren Mitgliedern. Im Jahr 2015 gelang es den regionalen Banken, weitere 6.467 Kunden von den Vorteilen einer Mitgliedschaft bei ihrer Bank zu überzeugen. Insgesamt sind 155.214 Kunden zugleich auch Mitglied eines der genossenschaftlichen Kreditinstitute.

Im vergangenen Jahr haben mehrere Genossenschaftsbanken aus der Region angekündigt, Fusionen vorzubereiten:

Die VR-Bank Rhein-Sieg mit Sitz in Siegburg (Bilanzsumme: 1.922 Mio. Euro)  hat Gespräche mit der Raiffeisenbank Much-Ruppichteroth (Bilanzsumme 236 Mio. Euro) aufgenommen ebenso wie die Volksbank Bonn Rhein-Sieg (Bilanzsumme: 2,350 Mio. Euro) mit Sitz in Bonn, die mit der Spar- und Darlehnskasse Aegidienberg (Bilanzsumme 75 Mio. Euro) zusammengehen möchte. Außerdem bereitet die Raiffeisenbank Rheinbach-Voreifel (Bilanzsumme: 809 Mio. Euro) einen Zusammenschluss mit der in der Rheinland-Pfälzischen Gemeinde Grafschaft ansässigen  Raiffeisenbank Grafschaft-Wachtberg (Bilanzsumme: 213 Mio. Euro) vor. Die Verschmelzungen sollen im Laufe des Jahres 2016 bzw. zum 1.1.2017 wirksam werden. Voraussetzung ist, dass die jeweiligen General- bzw. Vertreterversammlungen ihre Zustimmung geben.

Bankensprecher Karl-Josef Schmitz (Raiffeisenbank St. Augustin) erklärt, dass der zunehmende Druck durch die Regulierungsmaßnahmen der Finanzmarkt-Aufsicht für kleinere Banken zu unverhältnismäßig hoher Belastung führe. Das sei der Grund, weshalb sich die wirtschaftlich gesunden Volks- und Raiffeisenbanken der Region gezwungen sähen, über Kooperationsmodelle und Fusionen nach zu denken.

Der Bonner Volksbank-Chef Jürgen Pütz ergänzt: „Auch nach den derzeit geplanten Fusionen bleiben die Institute weiterhin in der gesamten Fläche präsent. Die Geschäftsgebiete der Genossenschaftsbanken grenzen jeweils aneinander, so dass wir unsere Präsenz in der Region aufrecht erhalten.“

Die Ergebnisse im Einzelnen:

Erneut steil nach oben ging es in 2015 mit den Kunden-Einlagen. Um 372 Millionen Euro (plus 8,18 Prozent) erhöhten sich die Guthaben der Volksbank-, Raiffeisenbank- und Spadaka-Kunden in den vergangenen zwölf Monaten. Zum Jahresende erreichten sie einen Stand von 4,92 Milliarden Euro. Damit haben die hiesigen Genossenschaftsbanken den Durchschnitt aller im Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband (RWGV) zusammengeschlossenen Institute deutlich übertroffen, deren Wert lediglich eine Steigerung um 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aufweist.

Wie im Vorjahr wurden vor allem kurzfristige Anlageprodukte von Privat- und Firmenkunden nachgefragt. Dies belegt der hohe Bestand im Sichteinlagenbereich, der kräftig um 19,4 Prozent oder 544 Millionen Euro (Vorjahr 312 Mio. Euro) auf über 3,3 Milliarden Euro angestiegen ist.

Karl-Josef Schmitz: „Den Kunden ist die schnelle Verfügbarkeit ihrer Gelder sehr wichtig, um kurzfristig und flexibel auf Veränderungen reagieren zu können.“ Diese Einstellung sei zwar grundsätzlich nachvollziehbar, aber da das niedrige Zinsniveau nun schon länger anhalte, und von der EZB auch keine baldige Änderung ihrer Niedrigzins-Politik zu erwarten sei, raten die Bank-Experten zu einem Umdenken bei Geldanlagen. „Wer den Wert seines Geldvermögens erhalten möchte, muss über Alternativen nachdenken, um einen Inflationsausgleich zu schaffen. Dies wird mit den herkömmlichen Bankprodukten in der jetzigen Zinsphase nicht mehr funktionieren. Ohne Beimischung von Sachwerten zum Beispiel in Form von Immobilien- oder Aktienanlagen sind keine Erträge mehr möglich.“, erklärt Schmitz.

Es gebe aber auch Anzeichen für eine sich verändernde Grundhaltung der Kunden zur Geldanlage. Eine steigende  Nachfrage nach Aktien und Unternehmensanleihen sei festzustellen. Dabei hätten sich die Kunden sowohl die Aktien direkt ins Depot gelegt als auch stärker in Fondsanlagen investiert, was unter dem Strich zu einem Zuwachs von 6,4 Prozent im Wertpapier- und Fondsbestand geführt habe. In absoluten Zahlen beläuft sich die Summe zum 31.12.2015 auf 2,26 Milliarden Euro, sie liegt um 136 Millionen Euro über dem Wert von 2014.

Als bemerkenswert betrachten die regionalen Genossenschaftsbanken die Tatsache, dass sich erneut ein deutliches Plus bei den Kunden-Ausleihungen  zeigt. Der Zuwachs beläuft sich auf 257 Millionen Euro oder 6,76 Prozent. Das Kreditvolumen der regionalen Bankengruppe hat mit 4,05 Milliarden Euro zum Jahresultimo erstmals die 4-Milliarden-Grenze übersprungen. Auch bei den Krediten lassen die Volksbanken und Raiffeisenbanken der Region ihre Kollegen sowohl im bundesweiten Vergleich als auch im Verbandsgebiet des RWGV weit hinter sich: Der BVR meldete jüngst Steigerungsraten von 3,8 bzw. 4,5 Prozent im Firmenkunden- bzw. im Privatkundengeschäft, während die RWGV-Banken durchschnittlich immerhin auf ein Plus von 5,3 Prozent kamen.

Jürgen Pütz unterstreicht: „Wir hatten es auch in 2015 wieder mit einem starken Wachstum zu tun. Dabei waren in einigen Teilen unseres regionalen Bankenverbundes sogar Steigerungsraten von deutlich über zehn Prozent möglich.“

Als Begründung für die Wettbewerbsstärke führen die Bankleiter an, dass die Genossenschaftsbanken traditionell über eine besondere Nähe zu den Firmen- und Privatkunden  verfügen und in der Lage seien, schnelle und verlässliche Kreditentscheidungen zu fällen.

Gut die Hälfte des aktuellen Kreditvolumens entfällt auf die gewerbliche Wirtschaft, die auch im Jahr 2015 wieder langfristige Investitionsdarlehen in Anspruch nahm.

Auch der private Wohnungsbau gehört -wie im Vorjahr- zu den Wachstumstreibern. Das nach wie vor sehr niedrige Zinsniveau eröffnet vielen Kunden die Möglichkeit, günstige Festzinsvereinbarungen zu schließen und sich damit auf lange Sicht Zinssicherheit zu verschaffen.  Dem Wunsch der Kunden entsprechend, sind mehr als neun Zehntel der vergebenen Kredite langfristig, haben also eine Ursprungslaufzeit von mindestens zehn Jahren.

Sehr erfreulich ist die positive Entwicklung des Vermittlungsgeschäfts der Bankengruppe. Es konnte um 5,7 Prozent oder 165 Millionen Euro auf 3,07 Milliarden Euro ausgeweitet werden. Der größte Teil entfällt dabei weiterhin auf das Wertpapiergeschäft.

Trotz negativer Schlagzeilen ist das Bausparen bei den Kunden nach wie vor attraktiv, was an der deutlichen Erhöhung der Bausparguthaben um rund 16 Millionen Euro oder 4,8 Prozent auf 348 Millionen Euro abzulesen ist. Auch die Rückkaufswerte der Kapital-Lebensversicherungen beim Verbundpartner R + V – Versicherungen zeigten sich um 2,7 Prozent oder 12,4 Millionen Euro verbessert. Dieser Trend belege, dass die Lebensversicherungsverträge auch weiterhin eine ebenso wichtige wie notwendige Säule im Altersvorsorge-Mix der Kunden darstelle, erklären die Banken-Sprecher.

Das betreute Kundenvolumen, bestehend aus Einlagen und Krediten sowohl in den Bankbilanzen als auch bei den Verbundpartnern der Banken, stieg  weiter um beachtliche 6,2 Prozent auf 13,23 Milliarden Euro und lag damit um 771 Millionen Euro über dem Vorjahreswert.

Die regionalen genossenschaftlichen Kreditinstitute gehören zu den großen Arbeitgebern in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis. Für die neun Institute der Gruppe waren am Jahresende insgesamt 1.310 Frauen und Männer tätig, das sind 39 Arbeitnehmer weniger als im Vorjahr (- 2,89 Prozent). Von der Gesamtbelegschaft befinden sich 98 noch in der Ausbildung (Vorjahr: 110 Auszubildende). Der Rückgang ist ganz überwiegend auf den Ruhestandsbeginn älterer MitarbeiterInnen zurückzuführen. Deren Arbeitsplätze konnten durch organisatorische Maßnahmen und die Nutzung von IT-Lösungen eingespart werden.

Investitionen in das Personal werden bei den Volksbanken und Raiffeisenbanken der Region weiterhin groß geschrieben. Auch im Jahr 2015 wurden hier erneut deutliche Anstrengungen unternommen. Insgesamt befanden sich die Bank-Beschäftigten an 3.178 Tagen in Seminaren und Fortbildungsmaßnahmen, so dass sich die MitarbeiterInnen durchschnittlich an 2,4 Arbeitstagen fortgebildet haben.

„Diese Zeit und die dafür erforderlichen Aufwendungen sind gut investiert“, ist sich Jürgen Pütz sicher. „Die Ergebnisse unabhängiger Tester, die uns, den Genossenschaftsbanken, Bestnoten in den Bereichen Fach- und Branchenwissen, Beratungskompetenz sowie  Kommunikationsfähigkeit bescheinigen, zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Qualifizierte Mitarbeiter sind im Bankgeschäft, das vom Vertrauensverhältnis zwischen den Kunden und uns lebt, eine unabdingbare Voraussetzung“, erläutert der Bank-Chef weiter und verweist damit auf das aktuell  vom Deutschen Institut für Service-Qualität (DISQ) veröffentlichte Gutachten, das auf einer Befragung von Entscheidern aus mittelständischen Unternehmen beruht.

Der Effizienzsteigerung dient auch die Erhöhung der Nutzungsquote beim Online-Banking. Rund ein Viertel der insgesamt 675.000 Konten bei den regionalen Geno-Banken werden im Wege des bequemen Home-Banking geführt. Gegenüber dem Vorjahr stieg dieser Wert erneut, diesmal um 9,67 Prozent, auf 174.919 Konten an. „Die Kunden haben Vertrauen in unsere Online-Angebote. Sowohl im Firmenkundenbereich wie auch im Privatkundensektor setzen wir die nach dem heutigen Stand der Technik sichersten Systeme ein. Mit „paydirekt“ bieten wir unseren Firmenkunden und unseren Privatkunden eines der nach dem heutigen Stand der Technik sichersten und modernsten Online-Bezahlverfahren an.“ so Karl-Josef Schmitz. 

Um die Bargeld-Versorgung in der Region weiter auszubauen, installierten die Geno-Banken drei weitere Geldausgabeautomaten (GAA). Zusätzlich zu den 174 GAAs sind in 2016 weitere Neu-Installationen geplant. Im Jahr 2015 nutzten die Kunden den Bargeld-Service 6.824.498 mal.  Damit bieten die hiesigen Geno-Banken eine hohe Service-Dichte, die keine Direktbank in der Region aufweisen kann.

„Die räumliche Nähe zu unseren Kunden und Mitgliedern ist nach unserer festen Überzeugung ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Zukunft!“, sagt Jürgen Pütz. Deshalb investieren wir immer wieder in unsere Filialen. Modernisierungen und umfangreiche Umbauten wurden punktuell an den 90 Filial-Standorten vorgenommen.

Die Volksbanken und Raiffeisenbanken sind nah bei den Menschen in ihren regionalen Geschäftsgebieten. Sie treten vielfach als Sponsor für Vereine und Institutionen auf. In 2015 konnten die regionalen Kreditinstitute das hohe Spendenniveau der Vorjahre um 40 Prozent deutlich steigern und rund  764.000 Euro für soziale Zwecke ausschütten.

Ausblick

Die Umsetzung zahlreicher regulatorischer Maßnahmen und rechtlicher Anforderungen wird die Banken auch in 2016 beschäftigen. Deutliche Kritik übten die Bank-Vorstände an der ständigen Zunahme des regulatorischen Drucks. Neben Basel III belasten Compliance-Regelungen, Meldepflichten und Maßnahmen zum Verbraucherschutz die Kapazitäten der Banken.

„Als Bank ist man im Grunde mit regulatorischen Anforderungen komplett ausgelastet. Allein die vom Gesetzgeber vorgeschriebene jährliche Kundeninformation über die gesetzliche Einlagensicherung belastet die Banken in der Region mit rund 250.000 Euro und daran wird sich wohl auch in absehbarer Zeit nichts ändern“ befürchtet Bankensprecher Karl-Josef Schmitz. Die sei umso ärgerlicher als insbesondere die Genossenschaftsbanken mit ihrer Institutssicherung die gesetzliche Einlagensicherung weit übertreffen.

Auch in 2016 befürchten die Bankleiter ein nachhaltig schwieriges Umfeld. Die strukturellen Probleme wie niedrige oder sogar negative Zinsen sowie ein unsicheres politisches und weltwirtschaftliches Umfeld sind weiterhin präsent. Damit wird man möglicherweise auf längere Zeit leben und arbeiten müssen. Die Geno-Banken können aufgrund ihrer bisherigen Ertragskraft auf diese Herausforderung aus einer Position der Stärke reagieren. Dies spiegelt auch die gute Ratingeinschätzung von S& P und Fitch Ratings wider, die auch im Jahr 2015 bestätigt wurde (Langfristrating AA-). Die Agenturen würdigen die finanzielle Stabilität der genossenschaftlichen Bankengruppe und ihre sehr starke Marktposition im Privatkundengeschäft.

Schreibe einen Kommentar