Wenn Sigmar Polke auf Blinky Palermo trifft

Installationsansicht von Polke und Palermo. Sammlung Ströher, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024, Foto: Walter Smerling

Neue spannende Präsentation im Museum Küppersmühle Duisburg

Duisburg. Sigmar Polke trifft auf Blinky Palermo: Das Museum Küppersmühle  Duisburg zeigt im Oberlichtsaal den Zyklus „Original + Fälschung“ von Sigmar Polke zum ersten Mal gemeinsam mit einer konzentrierten Werkübersicht von Blinky Palermo.

Sammlung Ströher

Noch nie wurden Sigmar Polke und Blinky Palermo in einem Raum präsentiert,  zwei Freunde, ohne die die deutsche Kunstentwicklung sicherlich anders verlaufen wäre. Sigmar Polke und Blinky Palermo trafen sich 1962 an der Düsseldorfer Kunstakademie. Polke studierte bei Gerhard Hoehme, und Palermo war Meisterschüler von Joseph Beuys. Die Präsentation im MKM ist eine konzentrierte Gegenüberstellung größerer Werkgruppen der beiden damals jungen Künstler aus der Sammlung „Ströher“. Mit der 38-teiligen Serie „Original + Fälschung“, entstanden unter Mitwirkung von Achim Duchow,  fragt Sigmar Polke mit untergründigem Humor nach der Wahrheit und Glaubwürdigkeit von Bildern und schafft ein Werk höchster Vielschichtigkeit und Doppeldeutigkeit. Ein ebenso kluger wie ironisch bissiger Beitrag zu einer Geschichte des Sehens und Verstehens.

Bildgebende Mittel

Es geht nicht nur um das Thema Kunstdiebstahl, sondern darüber hinaus auch um die Frage der Urheberschaft, der Autorschaft, um die Rolle der Medien und der Betrachter: Themen, die heute angesichts lebhafter Diskussionen über kollektive und individuelle Verantwortung sehr aktuell sind. Fragen, die uns im alltäglichen Umgang mit den Medien jeden Tag beschäftigen, hat Sigmar Polke bereits vor 50 Jahren aufgegriffen, lange vor dem Einsatz künstlicher Intelligenz im Bereich bildgebender Mittel. „Original + Fälschung“ hat mit seinem Witz, den zahlreichen alchimistisch verschmolzenen Bildideen und Gedankenmontagen und ihrer ebenso rotzigen wie präzisen Ausführung bis heute nichts von seiner Kraft eingebüßt.

Ästhetischen Debatten

Blinky Palermos Schaffen verfolgte keine gesellschaftlichen Themen wie Polkes Werk, sondern offenbart die Auseinandersetzung mit ästhetischen Debatten seiner Zeit; zum Beispiel ein Kunstwerk auch als Konzept und nicht nur als Objekt an der Wand zu begreifen. Sein Interesse konzentrierte sich auf elementare Farben und Formen wie Quadrate oder Dreiecke, mit denen er die Verhältnisse zwischen Fläche, Raum und Zeit erprobte. Später verzichtete Palermo ganz auf Ölfarbe und verwendete farbige Stoffe aus dem Kaufhaus. Die Übernahme von Materialien aus Massenproduktionen und Techniken der Werbeindustrie, wie dem Siebdruck, verbinden Palermos und Polkes sonst so verschiedene Praktiken. Diese auch aus der US-Amerikanischen Pop und Minimal Art bekannten Strategien wurden als radikal und provozierend empfunden.

James Dean der Malerei

Auf Polke wie auf Palermo richtete sich sehr rasch die internationale Aufmerksamkeit. Persönlich war Blinky Palermo auf sympathische Weise umtriebig und gleichzeitig sehr bescheiden. Manche sahen in ihm den James Dean der Malerei, erste Ausstellungen waren Flops. Im Alter von nur 33 Jahren kam er auf den Malediven ums Leben, die Umstände seines plötzlichen Todes sind bis heute ungeklärt. Anders als sein Lehrmeister Joseph Beuys mied Palermo die große Geste. Er erklärte seine Werke nicht, sondern konstatierte: „Ich habe kein Programm“. Sein Schaffen widersetzt sich einer kunsthistorischen Einordnung im Sinne klassischer Gattungen und Methoden. Er gilt als Frühvollendeter, dessen Werk zusammen mit dem von Imi Knoebel Maßstäbe setzte, die bis heute von großem Einfluss auf jüngere Künstlerinnen und Künstler ist. Die Frische und Unmittelbarkeit ihrer Werke halten bis heute an. pk