Jahresprogramm des ZKM: Von Ole Scheeren über die Renaissance bis hin zu Lutz Mommartz und Ulrike Rosenbach zu Heinz Mack

„The Interlace“ by Ole Scheeren © OMA. Foto: Iwan Baan

Karlsruhe. Das ZKM (Zentrum für Kunst und Medien) Karlsruhe, stellt das Ausstellungsprogramm für 2023 vor. Vom 10. Dezember bis zum 4. Juni 2023 zeigt die Karlsruher Einrichtung den international bekannten Architekten Ole Scheeren.

Raumerlebnis

Die Einzelausstellung von Ole Scheeren stellt in den hohen Lichthöfen des ZKM raumgreifende Architektur ins Zentrum. Unter dem Titel „Ole Scheeren: Spaces of Life“ hat Peter Weibel im engen Dialog mit dem Künstler eine Schau kuratiert, die einerseits die historische Dimension seines Werkes veranschaulichen und zugleich dem skulpturalen Charakter seiner Bauten im Sinne eines Raumerlebnisses eine Bühne geben wird. Desweiteren schlüsselt die Ausstellung auf, wie sich die Zukunft des Digitalen schon jetzt in seinem architektonischen Werk widerspiegelt.

Gestapelte Bauten

Ole Scheeren, 1971 in Karlsruhe geboren, hat sich insbesondere mit innovativen Hochhausbauten und Wohnprojekten international einen Namen gemacht. Architektur ist für ihn, wie er sagt, „eine Art Körper oder Bühne des menschlichen Lebens.“ Über ihre reine Funktionalität hinaus aktivieren Scheerens Gebäude nach dessen Motto „Form Follows Fiction“ die Vorstellungen, Fantasien und Emotionen der Menschen, die in ihnen wohnen und arbeiten. Mit seinen gestapelten horizontalen Bauten und ihren vielen Öffnungen zur Natur wie bei der Wohnanlage „The Interlace“ (2013) stellt Scheeren die Frage, welche Perspektiven das vertikale Denken und Bauen im urbanen Raum heute noch hat. Als weltweit bestes Hochhausprojekt für städtischen Lebensraum wurde Ole Scheerens Wohnanlage „The Interlace“ in Singapur mit dem „Urban Habitat Award“ des Rats für Hochhäuser und urbanes Wohnen in Chicago ausgezeichnet.

Brasilianische Künstlerin

„Analívia Cordeiro. From Body to Code“ (28. Januar bis 23.April 2023): Das ZKM präsentiert erstmals eine Retrospektive über das Gesamtwerk der brasilianischen Künstlerin, Choreografin und Architektin und lässt ihre historischen Videoperformances und Computertänze der 1970er- und 1980er-Jahre mit einer Auswahl an Werken von 1990 bis heute in Dialog treten.

Ole Scheeren „Archipelago Cinema“ © Ole Scheeren. Foto: Piyatat Hemmatat

Autodidakt

„Lutz Mommartz. Der durchsichtige Mensch“ lautet der Titel der vom 11. Februar bis zum 10. April 2023 gezeigten Ausstellung. Am ZKM präsentiert Mommartz, der in den 1960er Jahren als Autodidakt zum Avantgarde-Film kam und sich seit dem Beginn seiner filmischen Arbeiten der Zerstörung des Bildes verschreiben hat, seine Installationen „Der Zeitschneider“ und „Das wehende Tuch“.

„Renaissance 3.0“

„Renaissance 3.0“ ist diese Ausstellung überschrieben, die vom 25.März bis 8. Oktober 2023 gezeigt wird. Für das 21. Jahrhundert stellen Trend- und Zukunftsforscher verschiedene Szenarien vor. In der Kunst sehen sie neben dem hypermoralischen Aktivismus auch eine neue Allianz mit Technologie und Wissenschaft. Die Verwissenschaftlichung von Kunst war aber bereits ein Anspruch der Renaissance und so schlägt die Ausstellung „Renaissance 3.0“ einen Bogen von der arabischen und italienischen Renaissance zur gegenwärtigen dritten Renaissance.

„Heute ist morgen“

Vom 3. Juni bis zum 7. Januar 2024 präsentiert das ZKM Ulrike Rosenbach. „Heute ist morgen“, lautet der Titel dieser jahresübergreifenden Schau. Ulrike Rosenbach ist in Deutschland eine der ersten Künstlerinnen, die sich bereits in den frühen 1970er-Jahren dem damals neuen Medium Video zuwendet und dessen Ausdrucksmöglichkeiten in Live-Aktionen einsetzt. In ihren Werken befasst sie sich mit Fragen der weiblichen Identität, geschlechtsspezifischen Rollenzuschreibungen sowie der ganzheitlichen Beziehung von Mensch und Natur. Anlässlich ihres 80. Geburtstags präsentiert die Ausstellung das umfassende Werk der Medienkünstlerin, die für ihre performativen und medienübergreifenden Arbeiten renommiert ist.

Ausstellungsansicht © ZKM (Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe), Foto: Felix Grünschloß

Kinetik

Heinz Mack gehört zu den wichtigsten deutschen Künstlern der Nachkriegsgeneration, die das Verhältnis von Kunst und Technik neu geprägt haben. Vom 16. September bis zum 7. April 2024 präsentiert das Karlsruher Haus de 90-jährigen Künstler in den Lichthöfen mit einer umfangreichen Ausstellung. Unter anderen mit Macks großformatigen kinetische Installationen, monumentale Lichtstelen und lichtreflektierende Kuben und Rotoren aus allen Perioden des künstlerischen Schaffens des im Rheinland lebenden Künstlers. Licht und Bewegung sind für Mack, der zusammen mit Otto Piene und Günther Uecker 1957 in Düsseldorf die Gruppe ZERO gegründet hat, die zentralen Themen seiner Arbeit. Neben seiner Malerei, Skulptur und dem grafischen Werk nimmt die Kinetik einen bedeutenden Stellenwert in seinem Werk ein. Als einer der ersten Künstler in Deutschland begann er in den 1950er-Jahren auf der Suche nach einer neuen Harmonie zwischen Mensch, Natur und Technik mit kinetischen Prinzipien in der Kunst zu arbeiten. Sein Werk hat bis heute großen Einfluss auf nachfolgende Generationen von Künstlerinnen und Künstlern. pk