„Vom Bauhaus nach Maria Laach“ – Kloster würdigt Pater Theodor Bogler

Ausstellungs-Exponate von Theodor Bogler im Kloster Maria Laach @ KABINETT

Es sind nur noch wenige Monate, bis im Januar in Berlin offiziell das Bauhaus-Jubiläumsjahr eröffnet wird. Doch dieses Ereignis warf und wirft schon jetzt ihre Schatten voraus. Den Auftakt machte bereits vor zwei Jahren die große Bauhaus-Schau, „Das Bauhaus. Alles ist Design“ (Brücke von den 1920ern in die Gegenwart), die die Bundeskunsthalle in Bonn ausrichtete. Mit der bis zum 11. August laufenden Ausstellung „Vom Bauhaus nach Maria Laach“, über den Benediktinerpater Theodor Bogler in der Benediktinerabtei Maria Laach gerät eine Persönlichkeit in den Blick, die im engsten Umfeld von Walter Gropius, Staatliches Bauhaus in Weimar, ihre künstlerischen Impulse erhielt und dort vor allem im Bereich des Kunsthandwerks einige Jahre verantwortlich gewirkt hat. Anlass zu dieser Ausstellung ist neben dem Bauhaus-Jubiläum der 50. Todestag von Pater Theodor Bogler.

Theodor Bogler
o.T. (Selbstbildnis mit Hut), Öl auf Leinwand, um 1930, 44 x 46 cm @ Galerie Brusberg Berlin

Über 500 Exponate, seien es Vorratsbehälter, Mokkamaschine, Teekanne, zeigen Werk, Wirken und künstlerische Ideen von Pater Theodor Bogler (1897-1968). Zeitlose Klare Formen und Funktionen prägen seine Kreativität. Im rustikalen und historischem Ambiente der Abtei-Werkstätten des Klosters erwartet den Besucher eine interessante und vielfältige Ausstellung mit Arbeiten aus der Zeit des Bauhauses bis in die 1960er Jahre, darunter vor allem wertvolle Keramiken und originale Plastiken. Darüber hinaus entwarf Pater Theodor sakrale, liturgische Geräte und Paramente und leitete mit dem Landeskonservator die Restauration der Abteikirche.

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Theodor Bogler, Männlicher Kopf, Ausführung vermutlich in Velten, nach 1926 © KABINETT

Unterricht bei Lyonel Feininger

Beinahe hundert Jahre sind es her, dass Walter Gropius das Staatliche Bauhaus in Weimar gründete. Damit verfolgte er zwei Ziele, nämlich einerseits die Aufhebung einer strikten Trennung zwischen Kunst und Handwerk und andererseits den Primat der Funktionalität des Geschaffenen. Die Gründung fiel in eine wahrlich unruhige Zeit: Ein verlorener Weltkrieg, politische und soziale Unruhen, eine junge Weimarer Republik, die es nicht vermochte, in den Umbrüchen dieser Zeit ein demokratisches und soziales System zu festigen. Mut, Überzeugung und Schaffenskraft der damaligen Zeit sind belohnt worden. Noch heute prägt das historische Bauhaus wesentlich das Bild moderner Strömungen. Ganz erheblich davon beeinflusst wurde Theodor Bogler. Von 1919 bis 1920 studierte er am Staatlichen Bauhaus in Weimar und absolvierte den Vorkurs bei Johannes Itten und erhielt Unterricht bei Lyonel Feininger. Das Sommersemester 1920 nutzte er für ein Architektur- und Kunstgeschichte-Studium in München, an der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen Hochschule Architektur. Danach setzte er das Studium am Bauhaus Weimar fort. Unter Gerhard Marcks und Max Krehan erlernte Bogler das Töpferhandwerk in Dornburg und absolvierte seine Gesellenprüfung.

Walter Gropius als Mentor

1923 entwarf er auf Betreiben von Walter Gropius keramische Küchengefäße als Prototypen für das „Haus am Horn“ 1924 wurde er kaufmännischer Leiter der Töpferwerkstatt in Dornburg. Ab 1925 leitete er die Modell- und Formwerkstatt der Steingutfabriken Velten-Vordamm. 1927 trat Bogler in die Benediktinerabtei Maria Laach ein und studierte dort sowie in der Erzabtei Beuron an der Donau von 1928 bis 1933 Philosophie und Theologie. 1929 überarbeitete Bogler keramische Veltener Entwürfe mit liturgischen Motiven, die in der Abtei Verwendung fanden. 1931 folgte die Mönchs- und 1932 die Priesterweihe. Seine Weimar-Erfahrungen hat Pater Theodor nach dem Eintritt in den Benediktinerorden und ins Kloster in Maria Laach weiterentwickelt und damit der Arbeit in den kunsthandwerklichen Werkstätten, insbesondere der Keramikmanufaktur, eine ganz eigene Prägung gegeben.

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Theodor Bogler, Weiblicher Kopf auf kubischem Sockel Ausführung in Velten, 1926 © KABINETT

Mönch mit vielen Talenten

Der Mönch Bogler besaß viele Talente. So war er auch als Literat und Autor tätig. Er schrieb in theologischen und kunsthandwerklichen Zeitschriften. In dem Buch „Soldat und Mönch“, welches 1937 erschien, stellte er seinen Lebensweg dar und schrieb danach weitere autobiographische Bücher. Während des Zweiten Weltkrieges stand er dem Abt lIdefons Herwegen als Prior der Abtei zur Seite. Nach dem zweiten Weltkrieg diente er den Benediktinerinnen von Herstelle als Spiritual und baute ab 1951 den Kunstverlag „Ars Liturgica“ in Maria Laach neu auf. Wichtig und verdienstvoll sind die „Laacher Hefte“ unter dem Titel „Liturgie und Mönchtum“, von denen er 43 Ausgaben herausbrachte.

In der Führung des Kunstverlags und der Kunstwerkstätten hatte er eine glückliche Hand. Er belebte die alten Geschäftsverbindungen zur Majolika Manufaktur Karlsruhe. In Höhr-Grenzhausen fand Pater Theodor qualitätvolle keramische Handwerksbetriebe. Mit seinen Entwürfen knüpfte er an die jeweiligen individuellen Fertigungstechniken der Werkstätten an, die ab 1951 für die Ars Liturgica produzierten.

Ein Wegbegleiter aus Maria Laach

Bruder Stephan
Bruder Stephan Oppermann OSB, Kurator und Bildhauer © KABINETT

Anlässlich der Ausstellung „Vom Bauhaus nach Maria Laach“ gibt die Manufaktur der Abtei zwei hochwertige Medaillen in limitierter Auflage heraus. Sie wurden aus Silberbronze gefertigt nach Entwürfen des Bauhaus-Schülers und Laacher. In zweifacher Ausführung sind neben Alpha und Omega einmal ein Kreuz und dann ein sogenanntes Christus-Monogramm abgebildet.

„Bei seiner Gestaltung hat sich Pater Theodor von christlichen Symbolen unserer Abtei inspirieren lassen“, sagt Kurator Bruder Stephan Oppermann OSB, der im weltlichen Leben Bildhauerei an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter/Bonn studiert. Von ihm stehen übrigens einige Holzskulpturen im Klostergarten. Gewissermaßen als Dauerausstellung. „Alpha und Omega als erster und letzter Buchstabe des griechischen Alphabets symbolisieren Anfang und Ende und somit Gott als den all Umfassenden. Zusammen mit dem Kreuz oder dem Christusmonogram (Christus: Anfangsbuchstaben Ch und R, griechisch X und R) verweisen Alpha und Omega auch auf Jesus selbst als den Ersten und Letzten, den, der vor und hinter uns ist/steht, den Ursprung und das Ziel unseres Lebens“, erläutert Bruder Stephan.

Ideen der Bauhaus-Bewegung

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Theodor Bogler, Weiblicher Kopf (Maske) Ausführung in Velten, um 1926 © KABINETT

Dieses Werk und dieses Wirken des Mönchs und Keramikers Pater Theodor Bogler zu würdigen und anlässlich seines 50. Todesjahres überhaupt erst einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen, ist ein wichtiger Beitrag im Kontext des Bauhaus-Jubiläums. Entlang des bewegten und bewegenden Lebens von Pater Theodor Bogler lädt die umfangreiche Sammlung ein – neben eigenen Werken werden auch einige Leihgaben gezeigt, – zu einer spannenden Entdeckungsreise zu den Ideen der Bauhaus-Bewegung, die sich bis hinein in unseren Alltag verwirklicht haben.

Zur Ausstellung erscheint erstmals ein Katalog über Theodor Boglers Leben und Werk. Katharina Brellochs vom Freundeskreis der Abtei beschreibt Boglers Familiengeschichte, Biographie und die Entwürfe für liturgische Metallarbeiten. Pater Albert Sieger widmet sich kenntnisreich der Zeit als Mönch in Maria Laach. Werner Friedrich würdigt die Biographie vor dem politischen und kulturhistorischen Kontext ihrer Zeit. Hubert Kittel von der Burg Giebichenstein in Halle/Saale steuert eine Würdigung von Boglers revolutionärer Kombinations-Teekanne bei. Herzstück der Publikation ist das von Franz Kösters erarbeitete Werkverzeichnis von Theodor Boglers keramischen Arbeiten, das erstmals die über die Ars Liturgica vertriebenen Keramiken differenziert analysiert. Den Abschluss bildet ein Essay über die Aktualität des Bauhaus-Stils heute.
Peter Köster

Holzskulptur
Holzskulptur von Bruder Stephan Oppermann OSB im Klostergarten.
© Peter Köster