„Raum für phantasievolle Aktionen“

Kurator Volker Adolphs vor der Arbeit von Albert Oehlen. 1983, Öl, Lack, Spiegel auf Leinwand, Kunstmuseum Bonn, Foto. Peter Köster

Neupräsentation der Sammlung anlässlich des 30jährigen Jubiläums des Kunstmuseums Bonn

Nach der großen Bestandsaufnahme der Malerei in der Ausstellung „Jetzt! Junge Malerei“ in Deutschland lenkt das Kunstmuseum Bonn nun den Blick auf die eigene Sammlung. Anlass ist das 30-jährige Jubi­läum des Hauses. Die Ausstellung „Raum für phantasievolle Aktionen“ ist bis zum 31. Januar 2024 zu sehen.

Kunst der Gegenwart

Das Kunstmuseum Bonn gewährt mit der Neugestaltung einen umfassenden Blick auf die Sammlung der Kunst der Gegenwart, die in 20 Räumen aus ver­schiedenen Perspektiven neu präsentiert wird. Auch wenn das Haus in der Präsentation als ein besonderer Ort der Malerei sichtbar ist, sind Installation, Film und Foto wesentlich an der Argumentation beteiligt. Die von Volker Adolphs kuratierte Ausstellung umfasst für das Profil der Sammlung wichtige Werke sowie Neuerwerbungen, Schenkungen und Leihgaben aus Privat­sammlungen. Sie verbindet monografische und themati­sche Werkgruppen von Sigmar Polke bis Monika Baer, von Tamara Grcic, Shannon Bool, Norbert Schwontkowski bis John Bock. So entsteht ein kom­plexer Parcours der Werke.

„Glanzstücke“ der Künstlerin Patricia Thoma schweben im „Kinder-Raum“ von der Decke. Foto: Peter Köster

Kartografisch vermessen

Äußere und innere Räume sind zu begehen, werden kartografisch vermessen, zu unsicheren Interieurs geöff­net, der Körper wird zur Kampfzone erklärt, Gesich­ter verwandeln sich in Masken, das Ich übernimmt ver­schiedene Rollen. Malerei zeigt sich als verworrenes Gewebe und glatte Fläche, ordentliche und unordentli­che Überlagerung, alchemis­tische Verschmelzung von Exotik und Populärkultur. Materialien führen ausge­dehnte Gespräche, Fotoserien sammeln die Welt in flexible Speicher, Malerei und Fotografie prüfen die Gleichzeitigkeit des Deutlichen und des Undeutlichen. Zusammenfassend: Das Museum wird zum „Raum für phantasievolle Aktionen“ (Albert Oehlen).

„Glanzstücke“ im „Kinder-Raum“

Geradezu beipielhaft zeigt sich dies im sogenannten „Kinder-Raum“, den die  Künstlerin Patricia Thoma mit ihren „Glanzstücken“ bespielt. Farbig verwandelte und vielfach verzierte Zeitungspapiere lässt sie von der Decke schweben. Die Künstlerin füllt diesen Raum mit ihren minutiös bearbeiteten Papieren, mit ihren vergoldeten Roben und fantasievollen Kleidungsstücken, Schönheit, Dekor, Opulenz. Alles gefertigt aus einfachen Papieren. Die Museumsbesucherinnen- und Museumsbesucher werden zudem von der Künstlerin eingeladen, an Werktischen Papiere in kostbaren Bögen zu verwandeln und selbst ihr individuelles Werkbuch zu gestalten. Der „Kinder-Raum“ ist bis zum 21. August geöffnet. Peter Köster