Kunstmuseum Bonn zeigt das surreale Universum des Max Ernst mit Zeitgenossen und späteren Positionen

Kurator Volker Adolphs vor dem Max Ernst-Gemälde „Fleurs de neige“, 1929, Öl auf Leinwand, Fondation Beyeler. Foto: Peter Köster

Das Kunstmuseum geht bei seiner jüngsten Ausstellung „Max Ernst und die Natur als Erfindung“ qualitativ aber vor allem quantitativ in die Vollen. Insgesamt 204 Werke von Max Ernst, Zeitgenossen wie z.B. Hans Arp, Joseph Beuys, sowie spätere Positionen wie u.a. Sigmar Polke, Hartmut Neumann, Thomas Ruff, Rebecca Horn, offeriert das Bonner Haus bis zum 22. Januar 2023 den Besucherinnen und Besuchern in dieser absolut sehenswerten Schau.

Künstlerischer Kosmos

Landschaften mit weißem Horizont, dunkle Wälder, in denen das Unbekannte lauert, Flora und Fauna, eine Pflanzenwelt aus Blumen, Blättern und Baumwesen, schlangenköpfige Figuren, die zu Nashörnern oder Pferden werden. Der künstlerische Kosmos von dem im Jahr 1891 in Brühl geborenen Maler Max Ernst st ist nicht denkbar ohne den Kosmos der Natur, der die Phantasie des Künstlers dauerhaft inspiriert, aber auch provoziert hat. In Gemälden, Zeichnungen, druckgrafischen Werken und illustrierten Büchern zeigt sich die Vielfalt in der vom Künstler erschaffenen Natur. Max Ernst gilt als Hauptvertreter des Surrealismus.

Max Ernst, „La Forét est Fermée“, 1927. Foto: Peter Köster

Fixpunkt der Ausstellung

„Max Ernst ist der Fixpunkt der Ausstellung, kombiniert mit Zeitgenossen“, sagt Intendant Stephan Berg und er erinnert zugleich an die bereits 2009 gezeigte Präsentation „Ferne Nähe“. An diese knüpft nun die aktuelle Ausstellung „Max Ernst und die Natur als Erfindung“ an. Beide Schauen wurden/werden von Volker Adolphs kuratiert. Die aktuelle Ausstellung zeigt laut Adolphs das „Surreale Universum von Max Ernst. Die Darstellung der Natur als Kosmos von Metaphern“. „Es geht bei Max Ernst vor allem um Kunst. Es geht nicht um Abbildung, um Reproduktion von Natur. „Natur war ihm fast egal. Aber sie lieferte Formen und war ein offener Raum des Möglichen“, so Adolphs.

Parallele Bildwelt

Die Präsentation untersucht das Werk von Max Ernst als Entwurf einer alternativen Naturgeschichte im Kontext der Kunst seiner Zeit bis in die Gegenwart. In seiner „Histoire Naturelle“ von 1926 hat Max Ernst dazu selbst ein Modell formuliert, das von der Genese der Welt, über Flora und Fauna zum Menschen und zum Kosmos reicht. „Natur wird als provozierender und inspirierender Raum des Möglichen erfasst, der mit der Haltung Max Ernsts übereinstimmt, dass Kunst keine Festlegung und keine Grenzen sucht, dass der Künstler sich selbst nicht finden darf“, so Volker Adolphs. Mit der Hilfe von Techniken wie Collage, Frottage schuf Max Ernst eine eigene parallele Bildwelt, die die gleiche Wahrscheinlich­keit und

Überzeugungskraft besitzt wie die scheinbar wissenschaftlich bestätigte Natur.

Max Ernst „Maximiliana Rue á Travers en Tempérament“, um 1962/63 Foto: Peter Köster

Kunst sieht die Natur

Die Kunst ist das Gegenteil von Natur und doch gibt es nichts, mit dem sich die Kunst mehr beschäftigt als mit der Natur. Die Ausstellung untersucht am Werk von Max Ernst sowie Zeitgenossen und 25 internationalen Künstlerinnen und Künstlern, wie die Kunst die Natur sieht. Die Auswahl der Gemälde, Zeichnungen, druckgrafischen Blätter und Fotografien findet in acht Kapiteln statt. Die Werke verdeutlichen, dass gerade Kunst nicht Natur sein kann, sie schiebt sich als eigener Blick zwischen uns und die Natur, selbst dort, wo sie unmittelbar Materialien und Formen aus der Natur verwendet.
Die Liste der ausstellenden Künstlerinnen und Künstler: Hans Arp, Lothar Baumgarten, Joseph Beuys, Tacita Dean, Claudia Fährenkemper, Fischli/Weiß, Ernst Fuhrmann, Tamara Grcic, Rebecca Horn, Paul Klee, Nanne Meyer, Joan Miró, Hartmut Neumann, Richard Oelze, Sigmar Polke, Dieter Roth, Thomas Ruff, Eva-Maria Schön, Nicole Schuck, Bernard Schultze, Ursula Schultze-Bluhm, Yves Tanguy Wols.
Umfangreiche Bestände

Das Kunstmuseum nutzt die umfangreichen Bestände des Kunstmuseums Bonn (Sammlung Bolliger, Sammlung Wilfried und Gisela Fitting) und erweitert sie um bedeutende Leihgaben aus Privat­sammlungen und Museen, wie das Gemälde „Schneeblumen“ aus dem Jahr 1929 von der Fondation Beyeler. Im übrigen das formatmäßig größte Werk des Surrealisten Max Ernst und eines der Highlights der Ausstellung. Eine sehenswerte Schau. Peter Köster

Sigmar Polke, Ohne Titel (Auf Max Ernst bezogen), 1981. Foto: Peter Köster