Kunstmuseum Bonn präsentiert erstmals Ausstellung online

Abstrakter Kopf (Skizze zu dem Bild „Frost“) um 1929. Museum Wiesbaden. © Kunstmuseum Bonn

Eine Premiere in bald 30 Jahren an der Museumsmeile: Das Kunstmuseum Bonn präsentiert erstmals eine Ausstellung online. „Wir sind in der digitalen Welt angekommen“, konstatiert Intendant Stephan Berg nicht ohne Ironie.

Frustration schwingt mit. Bei der Zoom-Konferenz vor Journalisten wird das überdeutlich. Seit einigen Wochen hängt die Ausstellung mit Meisterwerken von Alexej von Jawlensky fix und fertig, ungesehen im Kunstmuseum Bonn. Dennoch bekam KABINETT die Gelegenheit gemeinsam mit Kurator Volker Adolphs die Schau zu besuchen, die voraussichtlich bis zum 16. Mai 2021 gezeigt wird.

Vor 50 Jahren erstmals gezeigt

1971 hat das Kunstmuseum Bonn das Werk von Alexej von Jawlensky (1864 Torschok/ Russland – 1941 Wiesbaden) Jawlensky zuletzt in einer Einzelausstellung gezeigt. 50 Jahre später widmet sich das Haus an der Museumsmeile erneut der Kunst Jawlenskys und folgt in einer exemplarischen Auswahl von rund 70 Gemälden und Zeichnungen der Entwicklung der drei großen Themen: Gesicht, Landschaft, Stillleben, auf die sich der Künstler immer konzentriert hat. Die Ausstellung führt von frühen, seit 1901 in München entstandenen Porträts und Stillleben zu intensiv farbigen Gemälden.
Die Bildreihen verdeutlichen, dass nicht die Ungegenständlichkeit das Ziel seiner Kunst war, sondern die Gestaltung einer inneren Vision, die nie den Bezug zu den Formen der Welt verlor. Als zentraler Künstler der frühen Moderne hat Jawlensky die Möglichkeiten der Malerei wesentlich erweitert. Während er zu Beginn die sichtbare Welt expressiv farbig darstellte, entfaltete er später das Bild durch die Reduktion der Form und die Steigerung der Farbe zum Ausdruck einer geistigen Wahrheit. Trotz der großen Individualität seines Wegs hat er der Malerei bis zur Gegenwart im Blick auf die Bedeutung der Farbe, des Seriellen und Spirituellen wichtige Anregungen gegeben.

Die Schau des Alexej von Jawlensky

Die Ausstellung führt von frühen, seit 1901 entstandenen Porträts und Stillleben zu intensiv farbigen Gemälden, in denen sich Jawlensky mit Vincent van Gogh, Paul Gauguin und Henri Matisse auseinandersetzt und dann seine eigene Position im Kontakt mit den Künstlerinnen und Künstlern der „Neuen Künstlervereinigung München“ und des „Blauen Reiters“ bestimmt. Nach der Emigration in die Schweiz 1914 beginnt Jawlensky die Serie der Variationen über ein landschaftliches Thema, es folgen seit 1917 die Mystischen Köpfe, die Heilandsgesichter und die Abstrakten Köpfe, die den singulären Charakter der Kunst Jawlenskys dokumentieren. Zwischen 1934 und 1937 schließen die kleinformatigen Meditationen das Lebenswerk ab.

Alexej von Jawlensky: Dame mit Fächer (Detail) 1909, Museum Wiesbaden © Kunstmuseum Bonn

pk