Elisabeth Junek Erfolge und Trauer | Gedenkstein erinnert an ersten Nürburgringtoten

Elisabeth Junek aus Prag war eine erfolgreiche Rennfahrerin.in den 20iger Jahren.

Bugatti, ein Name, der unter Automobilisten Begeisterung auslöst und wenn man dann noch den Namen Elisabeth Junek (1900-1994) erwähnt, dann ist unter „Insidern“ die Freude besonderes groß. Doch wer war diese Dame, die unter den Freunden des Nürburgrings Begeisterung aber auch Mitgefühlt auslöst? Der Name Junek taucht auch auf einem Gedenkstein auf, der sich in einer kleinen Gartenanlage unterhalb des Dorint       Hotels befindet. Dort steht in Stein geschrieben „Cenek Junek 15. VII. 1928. Doch alles der Reihe nach.

Elisabeth Junek
Diese Tafel im ehemaligen Kartäuser Kloster erinnert an die erfolgreiche Rennfahrerkar-riere von Elisabeth Junek.

Ettore Bugatti (1881-1947) war ein genialer Auto- und später auch Lokomotiven-Konstrukteur. Er konstruierte u.a. die kleinen blauen Rennwagen, mit denen Elisabeth Junek auf europäischen Rennstrecken große Erfolge erzielte. Besonders erfolgreich war sie bei der Targo Florio 1928 auf Sizilien, wo sie auf der Rennstrecke durch die sizilianischen Dörfer die damaligen Renn-Asse hinter sich ließ und erst durch einen Wasserpumpenschaden gestoppt wurde, aber noch als Fünfte ins Ziel kam.

Werkstatt
Im Molsheimer Museum wird die Werkstatt von Ettore Bugatti gezeigt.

Tragisch war der Unfall ihres Mannes 1928 auf dem 1927 neuerbauten Nürburgring. Cenek Junek verunglückte im Bereich Breidscheid (Ex-Mühle) tödlich. Es war der erste Nürburgringtote.

In einem Buch „Rennfieber“ wird der Tod beim Großen Preis von Deutschland 1928 von Cenek Junek dramatisch beschrieben:

Nummer 9, das ist Junek aus Prag. Er hatte einen Defekt am Wagen, musste an die Boxe, verlor kostbare Zeit, aber nun stürzt er sich wieder ins Rennen, will wieder aufholen. Auf der langen Geraden nach Breidscheid hinunter gibt er Vollgas. Die Strecke fällt ab, er hat ein unheimliches Tempo, aber dann kommt in dem starken Gefälle plötzlich eine Kurve, an die er nicht gedacht hat. Er kann den wilden Wagen plötzlich nicht mehr halten, es ist zu spät, ihn noch abzufangen.

Rennwagen Bugatti
Zwei Bugatti Rennwagen mit dem charakteristischen Kühler

Der Wagen kracht gegen die Felsmauer, Steine und Staub wirbeln auf. Dann rollen die Räder des umgestürzten Wagens langsam aus. Junek lebt nicht mehr…

An der Boxe der Tschechen führen die Monteure eine haltlos weinende Frau fort. Die vielen Fahnen der Nationen an den Tribünen senken sich langsam auf Halbmast. Aber das Rennen geht weiter.

Junek aus Prag ist tot. Bei Breidscheid an einem Felsen, wo Juneks Wagen zerschellte, werden Blumen niedergelegt.

Es wird berichtet, dass Elisabeth Junek ihrem verstorbenen Mann die Rennutensilien abnahm und auf der Rückfahrt von einer Brücke aus im Rhein versenkte.

BüsteJunek
Eine Metallbüste erinnert an die Pragerin Elisabeth Junek

Elisabeth Junek war allen überlegen

Elisabeth Junek war zu ihrer Zeit eine außergewöhnliche Frau und sehr erfolgreiche Rennfahrerin.

Ich zitiere hier Paula Stuck, die Gattin des erfolgreichen Rennfahrers Hans Stuck:

Allen überlegen – zu ihrer Zeit den forschesten Draufgängern ebenbürtig – war die kleine, reizende Pragerin: Frau Junek. Wenn man die zierliche – immer liebenswürdige und hilfsbereite Sportsfrau in den runden Sitz ihres Bugattis verschwinden sah, frage man sich unwillkürlich: Kann diese zarte Person tatsächlich diese 200 PS beherrschen? Ihr Name hat in der Geschichte des Automobilrennen einen einzigen Klang. Ihre vielen Klassen- und Kategoriesiege sprechen für sich. Ihre sensationelle Targaführung vor 5 Jahren bildet noch heute oft das Gesprächsthema bei Zusammenkünften von begeisterten Sachverständigen. Wer sie im Vorjahr als „Rennleiter“ am Mazaryk–Ring wiedersah und begrüßte, wusste nicht recht, ob er mit einem lachenden Auge sich freuen sollte, dass dieser besonders nette Mensch den Gefahren eines „200-Kilometer-Ringens“ entrückt ist – oder mit einem weinenden – bedauern sollte, dass der europäische Sport um eine prominente Anführerin gekommen ist.“.

Bugatti Elsass
Im Molsheimer Museum wird die Werkstatt von Ettore Bugatti gezeigt.

Ettore Bugatti und Elisabeth Junek

Im ehemaligen Kartäuser Kloster des elsässischen Weinortes Molsheim, nicht weit entfernt von Straßburg, wird an Elisabeth Junek und an Ettore Bugatti erinnert. Ettore Bugatti, er baute vor dem Ersten Weltkrieg auch Rennwagen in Köln für die Deutzer Gasmotoren Fabrik, war ein genialer Konstrukteur und baute in Molsheim Autos, Rennwagen und später auch Lokomotiven. Seine blauen Rennwagen mit dem charakteristischen Kühler waren leicht und den Mercedes Boliden Ende der 20er Jahre auch ebenbürtig. Es gibt eine Aufnahme vom Nürburgring, wo Elisabeth Junek vor dem leistungsstärkeren Mercedes von Werksfahrer  Christian Werner in Front liegt. In der Ergebnisliste des Großen Preises von Deutschland 1927 wird die Pragerin als Siegerinn in der Klasse 1500-3000ccm aufgeführt – immerhin ging das Rennen damals über 509 Kilometer.

Schlumpf Museum
Eine Vielzahl von Bugatti Automobilen sind in der Sammlung der Gebrüder Schlumpf (heute Nationalmuseum) im elsässischen Mülhausen zu bewundern.

Das „kleine“ Bugatti-Museum zeigt alles, was mit Ettore Bugatti zu tun hatte. Aber auch eine besondere Bildtafel widmet sich den motorsportlichen Erfolgen von Elisabeth Junek.

Im Molsheimer Bugatti-Museum sind nur 3 Fahrzeuge zu sehen. Wer mehr Bugattis bestaunen möchte, der muss 100 Kilometer südlich in das „Schlumpf-Museum“ nach Mülhausen fahren, da gibt es viele der edlen Automobile aus Molsheim zu sehen. Auch hier wird mit einer besonderen Büste an Elisabeth Junek erinnert.

Resümee

100 Jahre sind vergangen. Der Motorsport hat sich verändert – Frauen gehören heute dazu und fahren vorne mit. Das war mal anders. Elisabeth Junek aus Prag war in ihrer Zeit eine Ausnahme.

Klaus Ridder | Quelle: Alle Bilder

Gedenkstein
Der Gedenksein am Dorint Hotel des Nürburgrings erinnert an den 1928 tödlich verun-glückten Rennfahrer Cenek Junek. Der Gedenkstein südlich des Fahrerlagers erinnert an Elisabeth Junek