Waldfrieden zeigt bis zum 2. Januar Skulpturen von Heinz Mack

Monumentale Arbeit mit Blick in die Landschaft. Foto: Peter Köster

Einige Werke wurden noch nie gezeigt.

Wuppertal. Der Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal versammelt mit Tony Cragg und Heinz Mack zwei Bildhauer von Weltrang. Cragg hatte seinen Freund und Kollegen Mack eingeladen, bei ihm seine Werke zu präsentieren.   Macks Reaktion daraufhin war sehr emotional: „Ich fühle mich geehrt, in einem der schönsten Skulpturenparks Deutschlands auszustellen.“ Dieser besondere Ausstellungsraum sei das große Verdienst von Tony Cragg.

Am 8. März dieses Jahres feierte Heinz Mack, Mitbegründer der Gruppe ZERO, seinen 90. Geburtstag. Der Skulpturenpark Waldfrieden ehrt nun den großen Maler und Bildhauer mit einer Ausstellung, die ausschließlich seinem plastischen Schaffen gewidmet ist. In den drei Pavillons und im offenen Gelände werden 50 Skulpturen von Heinz Mack präsentiert, darunter zahlreiche Arbeiten, die bislang noch nie öffentlich gezeigt wurden, so Tony Cragg in seiner Begrüßung.

Was ist das Besondere an den Mack’schen  Objekten? Dazu der Künstler: „Sie unterhalten sich miteinander. Sie stehen in Beziehungen zueinander. Und diese Beziehungen wiederum ergeben ein Ensemble.“ Es gehe dabei nicht nur um die Einzelskulpturen sondern es gehe darum, wie kann eine einzelne Skulptur im Verband mit anderen Skulpturen zum Ausdruck kommen. Werde sie dadurch gemildert in ihrem Anspruch oder werde sie sogar gesteigert? Mack: „Es ist wie bei einer Großfamilie. Jeder muss zu Wort kommen und den Mut haben sich stark zu präsentieren.“

„Kunstwerke haben ein Innenleben“

Für Heinz Mack haben Kunstwerke neben der Erscheinung, mit der sie sich vor das Auge des Betrachters drängen, ein Innenleben, dessen Eigenheiten die Philosophie erschließt. „Das Irritierende, Rätselhafte, Wunderbare, welches in der Kunst sichtbar wird, zeigt sich auf den Oberflächen. Dasjenige, welches in der Kunst nicht erklärbar ist, verbirgt sich unter diesen Oberflächen.“ In diesem Sinne sieht Mack in Raum, Zeit und Licht „konstituierende Faktoren plastischer Kunst.“ Das zentrale, gestalterische und künstlerische Thema von Heinz Mack ist  Licht. Über das rein Phänomenologische hinausgehend bedingt vor allem das Licht nicht nur die materielle Erscheinung des Kunstwerks. Es gewinnt für ihn darüber hinaus eine besondere Strahlkraft, die weit ins Metaphysische reicht, indem Licht auch die „entmaterialisierte“ Energie seiner Skulpturen wahrnehmbar macht. Mack erweitert im Laufe seiner Karriere konsequent seine künstlerische Praxis. Er experimentiert mit unterschiedlichem Material, mit Bewegung und Formen. Er entwirft vibrierende Lichtreliefs, kinetische Objekte, monumentale Lichtstelen oder lichtreflektierende Kuben. Heinz Mack hat ein übergreifendes Verständnis von Kunst, welches durch dynamische Strukturen geprägt ist. Neben der Malerei gehören auch Zeichnungen, Tuschen, Pastelle, Fotografie, bibliophile Werke und die Gestaltung von öffentlichen Plätzen, Kirchenräumen, Bühnenbildern und Mosaiken zu seinem breitgefächerten Oeuvre.

1931 in Lollar in Hessen geboren

Heinz Mack, 1931 im hessischen Lollar geboren, zählt zu den Großen der Nachkriegsmoderne. Von 1950 bis 1953 studierte er zeitgleich mit Joseph Beuys an der Kunstakademie in Düsseldorf. Sein prägender Lehrer war Ewald Mataré.  Mack entdeckte früh das Licht als Werkstoff seiner kühnen Projektionen. „Licht ist das Thema meines Lebens“. Mack, der sich gleichzeitig immer als Maler und Bildhauer sieht, setzt seine Lichtkunst seit Anfang der 90er Jahre in großformatigen schwärmerischen Abstraktionen in Spektralfarben fort. Auch wenn manchen Kunstkritikern seine leuchtenden Farbbilder, („chromatische Konstellationen“) zu dekorativ erscheinen mögen, so hält Mack doch entschieden an ihnen fest. „Ich stehe dazu, dass Dinge schön sein können, und ich scheue mich nicht, Dinge zu machen, die schön sind“. Zudem könne das Einfache im übrigen auch das Schwerste sein.

„Hommage an Uecker“. Foto: Peter Köster

Spektakuläres Ende der Bewegung ZERO

In seinem Düsseldorfer Atelier gründete Heinz Mack gemeinsam mit Otto Piene, die Künstlergruppe ZERO, eine von mehreren Stimmen der abstrakten Kunst im Nachkriegsdeutschland. Der Gruppenname steht, so Mack, „für unmessbare Zone, in der ein alter Zustand in einen unbekannten neuen übergeht.“ 1961 kam dann Günter Uecker dazu, der vor allem mit seinen Nagelbildern Furore machen sollte. ZERO verstand sich als konsequenter Bruch mit den Traditionen und ersetzte aufgrund fehlender Vorbilder die Stunde null in der Kunst. Neuartige Konzepte und ästhetische Überlegungen, in denen Licht und Bewegung dominierten, sollten entwickelt und das tradierte Kunstverständnis erneuert werden. Kreative und radikale Experimente in den Ateliers wurden durch aufsehenerregende Aktionen und legendäre Environments ergänzt. ZERO führte internationale Konzeptkünstler wie Yves Klein, Lucio Fontana, Piero Manzoni und Jean Tinguely zusammen, die auf die Gruppe einen wesentlichen Einfluss hatten und gleichzeitig wiederum von ZERO Impulse und Ideen empfingen. ZERO entwickelte sich zu einer der bedeutendsten internationalen Avantgardebewegungen nach dem Zweiten Weltkrieg und ist heute fest in der Kunstgeschichte verankert. 1966 löste sich die ZERO Gruppe nach acht Jahren spektakulär auf, nachdem sich die künstlerischen und biografischen Wege ihrer Mitglieder getrennt hatten. Das Ende wurde mit einer rauschenden Party im Bahnhof Rolandseck (Arp Museum) gefeiert. Über das Fest schrieb Mack dereinst: „1966 fand ZERO ein positives Ende. Über tausend Menschen haben es in einer Nacht gefeiert. Ich selbst hatte mir dieses Ende gewünscht: ein Ende, das ich genau so befreiend fand wie den Anfang von ZERO.“

Große Kunstwerke für die Kunstgeschichte

Der mehrfache Documenta- und Biennale-Teilnehmer Mack kann auf fast 400 Einzelausstellungen zurückblicken. Schon 1959 nahm Heinz Mack erstmals an der Documenta in Kassel teil. Das Ziel war, ganz große Kunstwerke zu schaffen, die in der Kunstgeschichte bestehen können. Heinz Mack wurde mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Premio Marzotto Preis, dem 1. Prix arts plastiques der IV. Paris Biennale, dem Adolf-Grimme-Anerkennungspreis für den Film TELE-Mack und dem Großen Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern. Er ist Ehrenmitglied der Kunstakademie Düsseldorf und erhielt die Moses Mendelssohn Medaille.

Noch täglich arbeitet Heinz Mack in seiner Werkstatt auf dem denkmalgeschützten „Huppertzhof“ bei Mönchengladbach. Sein eigentliches Refugium aber ist sein Haus auf Ibiza. Für ihn, wie er sagt: „Die Insel des Lichts“. Dass der 90-Jährige nach wie vor top-fit, stellte er in Wuppertal unter Beweis. Lockeren Schrittes besuchte er seine bergauf, bergab in der weitläufigen Parklandschaft verstreuten Kunstwerke, die er mal eben noch so nebenbei äußerst pointiert erläuterte. Peter Köster

v.l. „Hausherr“ Tony Cragg und Heinz Mack. Foto: Peter Köster