Dieter Nuhr: Ausstellung in Venedig Circondato di Lontano (Von Fernen umgeben) Dialog mit Tizian

Nach Paolo Veronese Platon. Foto: Dieter Nuhr

Venedig. Parallel zur 59. Internationalen Kunstausstellung – „La Biennale di Venezia“, präsentiert die Biblioteca „Nazionale Marciana“ in ihren geschichtsträchtigen Sale Monumentali bis zum 2. Oktober Werke von Dieter Nuhr. In einer Einzelausstellung mit dem Titel „Dieter Nuhr – Circondato di Lontano“ (zu Deutsch: Von Fernen umgeben), werden Nuhrs Arbeiten in einen Dialog mit Wand- und Deckengemälden von Tizian, Tintoretto und Veronese gesetzt.

Verschiedene Plattformen

 Dieter Nuhr, 1960 in Wesel, Deutschland, geboren, lebt und arbeitet in Düsseldorf, Berlin und auf Ibiza. Er ist als Künstler auf verschiedenen Plattformen, so unter anderem als Kabarettist, aber auch als bildender Künstler. Von 1981 bis 1987 studierte er Kunst (Malerei) an der Universität Essen, der ehemaligen Folkwangschule. In Venedig werden Bilder aus den Werkgruppen „Landschaftsbilder“ und „Portraitzeichnungen“ ausgestellt. Während er in den 1990er-Jahren noch mit Pinsel und Ölfarbe arbeitete und später zur Fotografie wechselte, fügt er heute malerische und fotografische Elemente in seinen Bildwerken mit den Mitteln moderner Technik zusammen. Dabei programmiert er digitale Pinsel, die in mehreren Schritten und Farbschichten die ursprüngliche Fotografie, die in den meisten Fällen eine Landschafts- oder Architekturaufnahme zeigt, überlagern und teilweise auch überdecken.

Deutschland Ratingen, Foto: Dieter Nuhr

Malerische Strukturen

Nuhrs Bilder wachsen aus malerischen Strukturen heraus und verlieren, obwohl sie zu 100 Prozent aus Fotodaten bestehen, den Charakter einer bloßen Abbildung. Das Fotografierte verliert sich, löst sich in weiten Teilen auf, um dann in einem malerischen Prozess neu konstruiert zu werden. Damit bringt er das mit zeitlichem und räumlichem Abstand zunehmend Weltentrückte in der Erinnerung zum Ausdruck. Am Ende entstehen malerisch wirkende Kompositionen, die mit klassischer Fotografie nur noch wenig zu tun haben. Nuhrs Bilder sind Werke, die eher Gemälden ähneln, entstanden mit den handwerklichen Mitteln des 21. Jahrhunderts.

Auf Reisen durch die Welt

Die Motive findet der Künstler auf seinen Reisen durch die Welt. In fast 100 Ländern ist er schon gewesen und hat ihre Landschaften, Bauwerke und auch Menschen mit der Linse eingefangen. In der eindrucksvollen Einzelausstellung, die von Manfred Möller kuratiert und von der Association for Art in Public Dirk Geuer organisiert wird, sind nun teils großformatige Bilder mit Motiven aus den Ländern Äthiopien, Brasilien, Indien, Mexiko, Nepal, Peru und Sri Lanka einer Reihe von Aufnahmen aus seinem Heimatland Deutschland gegenübergestellt. Dabei spielt das Ruhrgebiet, wo Nuhr geboren und aufgewachsen ist, eine übergeordnete Rolle. Hier findet sich die für diese Region typische Industriearchitektur in seinen Bildkompositionen wieder.

Dass Dieter Nuhr auch das Handwerk der Zeichenkunst beherrscht, beweisen eindrücklich seine malerisch unterlegten Skizzen, die erstmalig in den Sale Monumentali der Biblioteca Nazionale Marciana ausgestellt werden. Sie wurden eigens für diesen besonderen Ort geschaffen und greifen u.a auch Paolo Veroneses berühmte Wandbilder aus der Marciana auf. Damit tritt er in den direkten Dialog mit den Meisterwerken der Renaissance-Kunst. pk