Kunst-Station Sankt Peter Köln zeigt Installation von Lyoudmila Milanova

Lyoudmila Milanova: Installationsansicht: Kunst-Station Sankt Peter. Foto: Bozica Babic

Köln. Noch bis zum 07. Januar 2024 zeigt die Kunst-Station Sankt Peter Köln   (Kirche der Jesuiten) die  Installation „Blueprint of the Sky“  von Lyoudmila Milanova.  

Tradierte Wissenssysteme

Die minimalistische, aber technisch höchst aufwendige Installation richtet den Fokus intuitiv auf archaische oder tradierte Wissenssysteme, bei denen zyklische Naturprozesse nicht nur aufgrund des Bewusstseins einer kosmischen Ordnung geachtet wurden, sondern auch den menschlichen Alltag weitgehend strukturiert haben. Die hochtechnische, digital gesteuerte Apparatur wird von skulpturalen Elementen ergänzt, die in ihrer Materialität und Bedeutung auf die ältesten Aufzeichnungen von Sonnenkalendern in Europa verweisen, die bis in die Jungsteinzeit zurückgehen.

Baptisterium

Die zusätzlich im Baptisterium installierte Videoarbeit „Wie Augen, wie Mund, wie Vögel, wie Sonne zeigt Orte, an denen noch immer ein mythologisch-mystisches Naturverständnis das Verhalten der Menschen prägt. Ausgangspunkt bildet eine Recherchereise durch Bulgarien, bei der die Künstlerin Orte dokumentiert hat, die von Naturphänomenen geprägt ist und an denen Natur eine starke normative Dimension besitzt.

Bild 1 Milanova
Lyoudmila Milanova: „Blueprint of the Sky“, 2023, kinetisches Objekt
Stahl, Holz, Spiegelfolie, Elektronik, Motoren, Lehm. Foto: Bozica Babic,

Naturphänomene

Ein großer, kreisrunder und mittig im Kirchenraum positionierter Spiegel  bewegt sich mit den Sonnenkoordinaten des Standortes Köln, dreht sich vertikal und horizontal und wirft das auf ihn gerichtete Licht eines Scheinwerfers zurück in die Kirche. Die Reflektion wandert Decke und Wände entlang und markiert so die aktuelle Position der Sonne. Die Arbeit greift die gezielte Ausrichtung von Kirchengebäuden nach Osten bzw. in Richtung der aufgehenden Sonne auf und erinnert gleichzeitig an die Glaubensvorstellung archaischer Gesellschaften, bei der die Beobachtung von biokosmischen Rhythmen das Werk und Leben der Menschen maßgebend bestimmt hat. „In ihrer künstlerischen Praxis befasst sich Lyoudmila Milanova mit Naturphänomenen und deren Manipulation durch Technologie. Sie arbeitet oft mit ephemeren Materialien wie Nebel, Wolken, Licht oder den physikalischen Gesetzen der Dinge und stellt diese den von Menschenhand geschaffenen Formen und Konstruktionen gegenüber. Ihr Werk umfasst Videoinstallationen, kinetische Objekte, Fotografie sowie Bühnenbild und Choreografie für Tanzperformances“, so Anne Mager, die die Ausstellung kuratiert.

Biografie 

Lyoudmila Milanova (*1979 in Varna/Bulgarien) lebt und arbeitet in Köln. Sie studierte zunächst Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften an der Universität zu Köln und anschließend Kunst an der Kunsthochschule für Medien Köln. Zu ihren letzten Ausstellungen zählen u. a.: „Caspar David Friedrich – Kunst für eine neue Zeit“, Hamburger Kunsthalle 2023/24 „Unstable Interior, Octopus art Apace“, Sofia, 2023, „Welt in der Schwebe“ Kunstmuseum Bonn, 2022/23,  „How To Disappear“, Goethe Institut Sofia, 2022, „Inszenierung des Zeigens“, Kunsthaus NRW, Kornelimünster, 2021. pk

Sankt Peter Köln | Kunst Station Lyoudmila Milanova