MeinBafög Experte Alexander Rodosek schlägt Alarm

Geplante Haushaltskürzungen könnten gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Inflation für viele Studierende das Aus bedeuten – auch BAföG-Ämter könnte das Chaos drohen.

Köln – Ein neuer Sparplan der Regierung sorgt derzeit auch in studentischen Kreisen für erhöhten Pulsschlag. Denn ein Haushaltsentwurf von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sieht massive Kürzungen beim BAföG vor. Der Etat soll demnach um 500 Millionen auf nur mehr 1,37 Milliarden Euro schrumpfen.

Die Geschäftsführer des privaten Antragsdienstleisters meinBafög sehen das mit Sorge. Ganz besonders machen sie sich um die ohnehin schon schwer erkämpfte Gleichberechtigung aller Studierender Gedanken: „Das BAföG ermöglicht es insbesondere denen zu studieren, die aus wirtschaftlich schwächeren Haushalten kommen und die sich das Studium ohne BAföG niemals ermöglichen hätten können. Wir sehen durch die Kürzungen die Gefahr von einer größeren sozialen Ungerechtigkeit. Ein Studium könnte so wieder tendenziell eher denen vorbehalten sein, die von zuhause aus das nötige Kleingeld dafür mitbringen.“

Die Situation könnte sich vor dem Hintergrund der aktuellen Inflation und der grassierenden Preissteigerungen noch einmal verschärfen. Bereits seit Monaten warnen Wissenschaftler, dass eine Abbruchwelle an den Hochschulen aufgrund der Teuerungsrate drohen könnte, weil das studentische Leben für viele nicht mehr finanzierbar sei. Die seit Ende 2021 stark gestiegene Inflation wirkt sich nämlich auf Studierende überdurchschnittlich aus. Besonderes Nachsehen haben derzeit alle, die einen Wohnungswechsel stemmen oder sich eine Studentenwohnung suchen müssen – durchschnittlich 10 Prozent mehr müssen Deutschlands künftige Akademiker dafür berappeln. „Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung wird es künftig eine noch größere Zahl an Studierender geben, die das Studium ohne BAföG schlichtweg nicht stemmen kann“, so Rodosek. „Die geplanten Kürzungen im BAföG-Etat könnten hier zur völlig falschen Stelle kommen.“

Anstatt Etatkürzungen sieht Rodosek dringend eine Modernisierung der BAföG-Ämter und Studierendenwerke für nötig – auch sie könnte durch die Kürzungen nun in noch weitere Ferne rücken. „In den BAföG-Ämtern gibt es teils viel zu lange Bearbeitungszeiten von bis zu 6 Monaten“, so Rodosek. „Die sind auf die Zustände in den Ämtern zurückzuführen. Es gibt dort nach wie vor keine elektronische Ausführung und keine effiziente Nutzung von Schnittstellen.“

Als privater Anbieter bieten meinBafög die Möglichkeit zur digitalen Antragsstellung – im BAföG-Amt selbst ist man aufgrund völlig veralteter Ausstattung nämlich auch im Jahr 2023 noch nicht dazu in der Lage. „Die Situation ist dringend sanierungsbedürftig“, so Rodosek. „Die Ämter sind an der Belastungsgrenze. Die geplanten Kürzungen könnten hier zu einer Verschärfung der ohnehin schon kaum mehr bewältigbaren Lage führen.“

Das Kölner Start Up meinBafög versucht, diese Lücke zu schließen und möchte mit ihrer Tätigkeit insbesondere auch sozial benachteiligten Studierenden bezüglich Finanzierungsmöglichkeiten beratend zur Seite stehen. Rodosek selbst stammt aus einer Familie, die ihn beim Studium monetär nicht hätte unterstützen können und weiß daher um die Wichtigkeit von BAföG und Co.

„Wir haben hier dringend Modernisierungs- und Ausbaubedarf“, sagt er. „Die Kürzungen könnten hier zum ganz falschen Zeitpunkt kommen.“

Sein Portal hat aktuell eine Nutzerbasis von rund 360.000 Studierenden. Es bietet neben der BAföG-Antragshilfe auch Beratung und Antragshilfen zu anderen Studienfördermöglichkeiten. Die KfW, Bereitsteller des beliebtesten Studienkredits, hat meinBafög unlängst zum offiziellen Partner ernannt.