Ein aktueller UNESCO-Weltwasserbericht offenbart, dass 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. VDI-Experte Thomas Wollstein sagt: “Das Problem kommt näher und betrifft nicht nur Entwicklungsländer.” Wasser ist eine knappe Ressource – auch, wenn wir es jeden Tag in hohem Maße verbrauchen. Beobachten könne man die Wasserknappheit hierzulande am Baumsterben.
Die Konflikte kommen näher. Laut Thomas Wollstein, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik, steht Spanien bereits in vielen Regionen vor dem Zwiespalt, die Bevölkerung mit Trinkwasser versorgen zu müssen, gleichzeitig aber einen einträglichen, nur leider sehr durstigen Gemüseanbau mit Wasser versorgen zu wollen. “Eine Tomate oder eine Erdbeere besteht zu über 90 % aus Wasser, das in Spanien nicht so üppig vorhanden ist wie bei uns.”
In Deutschland sinken die Grundwasserspiegel
Obst und Gemüse wird nach Deutschland exportiert, letztlich also Wasser aus einer trockenen Region in eine etwas feuchtere. Doch auch bei uns sinken die Grundwasserspiegel. “Man kann das sehr direkt an der Art der Bäume beobachten, die sterben. Erst die Flachwurzler, weil die oberen Bodenschichten zu trocken werden, dann die Pfahl- und Tiefwurzler, weil auch tiefer im Boden nicht mehr genug Wasser zu finden ist”, sagt Wollstein.
Der untypisch nasse Verlauf 2023 hat die Situation bei uns zeitweise etwas entspannt. Aktuell sind die Brunnen wieder besser gefüllt. “Aber das ist keine nachhaltige Erholung, da die hohe Regenmenge dieses Jahr wahrscheinlich eher ein Ausreißer ist.”
Konflikte in Deutschland: Wann der Hahn zugedreht wird
Industrie und Landwirtschaft im industriellen Maßstab, vor allem Massentierhaltung und Fleischerzeugung, verbrauchen so viel Trinkwasser, das sie von den Wasserwerken günstig beziehen, dass in der heißen Jahreszeit in einigen Regionen Norddeutschlands Engpässe auftreten. “Die Wasserversorger haben bereits Szenarien entwickelt, in welcher Reihenfolge, sie wem den Hahn zudrehen wollen”, erklärt er.
Die Entwicklung wird vermutlich ähnlich verlaufen wie beim fossilen Treibstoff: Wasser wird teurer werden, und in dem Maße, wie sich eigene Aufbereitung und die Substitution von Trinkwasser durch andere Wässer lohnen, wird die Industrie dazu übergehen. “Dabei wird man die ganze Zeit ängstlich auf die wirtschaftlichen Folgen schielen und dadurch auch die Wasserwende hinauszögern, die ebenso nötig ist wie die Energiewende.”