Neue Ausstellung des Kunsthistorischen Instituts Bonn vom 05. Oktober bis zum 05. November 2023 im Universitätsmuseum Bonn

Soldaten auf den Trümmern der Kirche von Dontrien (Marne) Soldaten in den Trümmern der Kirche von Dontrien/Marne, 1914/1915, Großbilddia © Unbekannte Urheberschaft / Paul-Clemen-Museum, Kunsthistorisches Institut, Universität Bonn; Repro: Jean-Luc Ikelle-Matiba/Uni Bonn

Bilder zwischen Propaganda und Denkmalpflege

Uni Bonn LogoFotografien, Dias und Abgüsse europäischer Kulturgüter, die in beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts unter maßgeblicher Beteiligung Bonner Kunsthistoriker entstanden sind, werden jetzt in einer Ausstellung des Bonner Universitätsmuseums vorgestellt. Auch Studierende sind an der Aufarbeitung der damaligen Entstehung und Verwertung dieser Bilder sowie an der Präsentation im Universitätsmuseum Bonn beteiligt. Die Ausstellung wird dort am 5. Oktober 2023 um 18.00 Uhr eröffnet und ist dann bis zum 5. November 2023 zu sehen.

Als eine Nation zerstörungswütiger Barbaren galt das Deutsche Reich, nachdem seine Heerestruppen 1914 die belgische Stadt Löwen verwüsteten und wenig später die Kathedrale von Reims bombardiert wurde. Weltweites Entsetzen löste dies aus. Daraufhin wurde eine dem Auswärtigen Amt unterstellte Behörde unter der Bezeichnung „Kunstschutz“ begründet. Sie sollte Denkmäler vor Kriegsbeschädigungen schützen und damit ein positives Bild Deutschlands als Kulturnation zeichnen, festgehalten in zahlreichen Fotografien. Bis heute beherbergt das Kunsthistorische Institut der Universität Bonn einen großen Bestand von Abzügen aus diesen Kampagnen.

PaulClemen-Kunstschutz
Paul Clemen als Kunstschutzbeauftragter
Paul Clemen als Kunstschutzbeauftragter vor einer Kriegsruine, 1914–1918
© Unbekannte Urheberschaft / LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland; Repro: Jean-Luc Ikelle-Matiba/Uni Bonn

Paul Clemen (1866-1947), Professor für Kunstgeschichte an der Universität Bonn und Provinzialkonservator der Rheinprovinz, widmete mehrere propagandistische Publikationen dem Thema „Kunstschutz“ und leitete selbst Fotokampagnen in Frankreich und Belgien. Diese Fotografien sollten den sorgsamen Umgang der Deutschen mit Denkmälern beweisen oder deren Beschädigung durch den Feind belegen. Nach Kriegsende diente dieses Bildmaterial der Rekonstruktion und Wiederherstellung von beschädigten oder zerstörten Kunstgütern; darüber hinaus wurde das Bildmaterial auch in der Forschung der ersten Nachkriegsjahre genutzt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Franz Graf Wolff Metternich (1893-1978) „Beauftragter für Kunstschutz“; auch er lehrte an der Universität Bonn und war wie sein Vorgänger Paul Clemen Provinzialkonservator der Rheinprovinz. In den von Nazi-Deutschland besetzten Gebieten sollte der „Kunstschutz“ Kulturgüter vor Kriegsschäden oder Plünderung sichern. Auch diesmal ging die Erfassung von schützenswerten Denkmälern mit einer fotografischen Dokumentation einher, inzwischen auch mit Farbfotos.

Die neue Wechselausstellung im Bonner Universitätsmuseum unter dem Titel „Kunstschutz“: Fotografie zwischen Propaganda und Denkmalpflege thematisiert dieses komplexe Thema. Aus den umfangreichen Beständen des Paul-Clemen-Museums des Kunsthistorischen Instituts der Universität Bonn sind Fotografien, historische Glasdiapositive und Projektoren, Farbdias sowie Gipsabgüsse zu sehen, ergänzt durch zeitgenössische Publikationen und Dokumente.
Die von Dr. Hilja Droste und Dr. Gernot Mayer, beide Wissenschaftliche Mitarbeiter am Kunsthistorischen Institut der Uni Bonn, kuratierte Ausstellung entstand im Rahmen einer Lehrveranstaltung mit Studierenden. Das Thema der Ausstellung ist nach wie vor aktuell, wie Bilder von zerstörten Kulturgütern in Afghanistan, Irak, Syrien oder auch in der Ukraine zeigen.

Ergänzend zur Ausstellung im Universitätsmuseum wurde auch eine online-Ausstellung erarbeitet: Kunstschutz.

Die Ausstellung wird eröffnet am 05. Oktober 2023 um18.00 Uhr, im Universitätsmuseum der Uni Bonn, Regina-Pacis-Weg 3, 53113 Bonn, Kaiserplatzflügel.

Weitere Infos auf den Seiten des Kunsthistorischen Instituts:
Ausstellungseröffnung “Kunstschutz”: 05. Oktober 2023