Künstlerin Helen Verhoeven stellt im Kunstmuseum Bonn aus

Helen Verhoeven neben ihrer aufwändigen Mosaikarbeit. Foto: Peter Köster

Logo Kunstmuseum Bonn

Zugegeben – auf den ersten Blick wirken die Arbeiten von Helen Verhoeven irritierend, wenn man sich aber näher mit dem Werk auseinandersetzt, das die Künstlerin in ihrer Einraum-Ausstellung im Kunstmuseum zeigt, ist man doch  irgendwie fasziniert. Das Kunstmuseum zeigt die Stipendantin des Kunstfonds Bonn vom 26. Oktober bis zum 28. Januar 2024. Die Ausstellung unter dem Titel „Ausgezeichnet“ wird von Barbara Scheuermann kuratiert. 

Besondere Bildsprache

Hinter der Bildsprache der niederländischen Künstlerin Helen Verhoeven verbergen sich mitunter düstere Geschichten. In ihren Bildern geht es oft um unangenehme Dinge. Die Malerin greift auf traumatische Erfahrungen zurück, die sie teils durchlebt, teils gesucht hat. Verhoevens Gemälde zeigen Menschen oft in traumähnlichen oder theatralisch inszenierten Situationen. Die Farbpalette wird von Blau-, Braun- und Rosatönen bestimmt, es herrscht meist eine bedrohliche, kühle Atmosphäre. Verhoeven nähert sich ihren Sujets mit einer gewissen Distanz. Ihre Figuren wirken isoliert, einsam und zerbrechlich, oftmals fehlen individuelle Gesichtszüge. Ihre Charaktere scheinen gesellschaftliche Normen und Regeln nur nachzuahmen, ohne diese wirklich zu verstehen. Bei aller Distanziertheit in der Darstellung erwecken sie dennoch Mitgefühl.

Bild 1 Diana
Helen Verhoeven ©, „Diana Discovers the Pregnancy of Callisto“, 2017.
Foto: Peter Köster

Figuration und Abstraktion

Helen Verhoeven ist für ihre umfangreichen Vorarbeiten bekannt: Bevor sie beispielsweise ein Gemälde malt, vertieft sie sich in klinische Studien aber auch in Hagiographien (Biographien über Heilige), Mythologie und Kunstgeschichte. Thematisch verbindet sie universelle Themen wie Fruchtbarkeit und Schönheit, aber auch Macht und Tod. Ihre Bilder wirken oft sehr traumhaft, als würde man auf eine vage Erinnerung blicken. Verhoeven arbeitet in einer Kombination aus Figuration und Abstraktion und nutzt dabei unterschiedliche Texturen und Muster, wodurch eine Art Collage-Effekt entsteht. Häufig bezieht sie sich auf kunsthistorische Motive und legt dafür umfangreiche Bildarchive an, erstellt Collagen und Skizzen für ihre Kompositionen, bei denen sie aber auch auf künstliche Intelligenz (KI) zurückgreift.

Intensive emotionale Erlebnisse

Helen Verhoeven (geboren 1974 in Leiden, NL) zog 1986 in die USA. Während ihrer Ausbildung am San Francisco Art Institute und der New York Academy of Art suchte sie aktiv nach intensiven emotionalen Erlebnissen, litt dabei aber auch unter Panikattacken. Sie arbeitete u.a. in einer Abtreibungsklinik und erlebte dort traumatische Situationen. Zurück in den Niederlanden, besuchte sie die Rijksakademie van Beeldende Kunsten in Amsterdam. 2008 wurde sie mit dem Dutch Royal Award for Modern Painting, 2010 mit dem Wolvecamp Painting Award und 2019 mit dem ABN-AMRO Art Prize ausgezeichnet. 2022 erhielt sie das Förderstipendium der Stiftung Kunstfonds. Verhoevens Werke befinden sich in zahlreichen Sammlungen und Museen, so zum Beispiel im Stedelijk Museum, Amsterdam, Bonnefanten Museum, Maastricht, in der „Albertina“, Wien, Museum of Contemporary Art, Miami. Helen Verhoeven lebt und arbeitet in Berlin.

In Bonn zeigt Helen Verhoeven eine Auswahl von Werken der letzten vier Jahre. Eigens für ihren Kunstraum schuf sie zwei neue Arbeiten. Dazu zählt ihre äußerst aufwändige Mosaikarbeit, die, wie sie sagt, „über mehrere Wochen“ entstanden ist.  Peter Köster

Bild 3 Tennessee
Helen Verhoeven, „Tennessee“, 2019, Acryl auf Leinwand. Foto: Peter Köster