„Junge Kunst aus Österreich“ im Kunstmuseum Bonn

Skulptur im zentralen Raum von Elisabeth Kihlström. Foto: Peter Köster

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Das Kunstmuseum Bonn zeigt im Rahmen des Dorothea von Stetten-Kunstpreises 2024 ein österreichisches Trio. Die Auszeichnung und das Preisgeld von 10.000 Euro gehen an Elisabeth Kihlström, Isa Schieche und Jojo Gronostay. Darüber hinaus wird die von Lucy Degens kuratierte Ausstellung  „Junge Kunst aus Österreich“ gezeigt. Dauer: bis 25. August.

Über den Preis:

Seit 1984 wird der Dorothea von Stetten-Kunstpreis im zweijährigen Rhythmus an Künstlerinnen und Künstler vergeben, die das 36. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Zurückzuführen ist die Auszeichnung  auf die Namensgeberin, die den Kunstpreis in Zusammenarbeit mit dem damaligen Direktor des Bonner Kunstmuseums, Dierk Stemmler, konzipierte. Ehemals auf junge Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland begrenzt, dient der Förderpreis seit 2014 der Unterstützung der jungen Kunstszenen europäischer Nachbarländer Deutschlands.

Gut vernetzte Kunstszene

„Bereits seit Jahren verfügt Österreich über eine lebendige und international sehr gut vernetzte Kunstszene. Zudem überrascht das Nachbarland seit vielen Jahren mit einer sehr wachen und virulenten jungen Kunstszene, die breite internationale Beachtung erfährt“, sagt Museumschef und Intendant Stephan Berg, „Dieses Potential spiegelt sich auch in der Auswahl der drei in der Ausstellung vertretenden Positionen: Elisabeth Kihlström, Jojo Gronostay und  Isa Schieche, deren zwischen Performance, Fotografie, Film, Skulptur und Installation angesiedelten Werke sich mit Identitätsfragen, dem Vermächtnis der Moderne und Aspekten von Queerness sowie den Systemen des wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Austausches zwischen den ehemals kolonialisierten Ländern Afrikas und der sogenannten westlichen Welt beschäftigen.“

Bild 2 Objekt Pferdehaar
Objekt aus Pferdehaar. Foto: Peter Köster

Material Pferdehaare

Das österreichische Trio bespielt drei Räume. Den Opener gibt Elisabeth Kihlström (* 1988), die im sogenannten „zentralen Raum“ so Kuratorin Lucy  Degens, mit spannenden Setzungen überrascht. Eigens für diesen Museumsbereich hat Kihlström eine ortsspezifische Installation aus Kunstwerken und verschiedenen silbernen Artefakten entwickelt. Im Kontrast dazu stehen ihre handgewebten Textilarbeiten, manche gefertigt aus Pferdehaaren, mit denen sie sich sowohl ästhetisch als auch kunst- und kulturhistorisch dem Material und der Technik der Weberei nähert.

Bild 3 Leuchtschrift
Leuchtbuchstaben aus einem Store. Foto. Peter Köster

Ursprung in Ghana

Textiles beherrscht auch das Werk von Jojo Gronostay (* 1988) im zweiten Raum. Anhand der Medien Film und Fotografie und als Kopf des nachhaltigen Design-Labels DWMC (Dead White Men’s Clothes) beschäftigt sich Gronostay mit Mode in unterschiedlichster Art und Wertesystemen. „Das ganze hat seinen Ursprung in Ghana“, sagt der Künstler. Gronostay, dessen Vater aus Ghana stammt, nutzt DWMC, um Kooperationen mit westafrikanischen Künstlerinnen und Künstlern oder Modeenthusiasten anzustoßen. Der Künstler setzt sich mit neokolonialen Strukturen auseinander, die sowohl hinter den globalisierten Kleidungsmärkten als auch hinter der Institution Museum stehen. Einige seiner textilen Werke, die sonst eher in Fashion-Stors gezeigt werden, präsentiert er erstmals in einem Kunstmuseum.

Bild 4 Leuchtschrift
Leuchtbuchstaben aus einem Store. Foto: Peter Köster

Spannende Setzungen

Der dritte Raum ist gewissermaßen der Spielort von Isa Schieches (* 1988). Auch ihre Positionen verblüffen. Ihre Kunst besteht unter anderen aus Tools, (werkzeugähnliche Elemente), die an den Wänden drapiert sind. Inmitten des Raumes befindet sich ein sogenanntes Camouflage-Sofa. Es besteht fast ausschließlich aus zerschnittenen Uniformteilen, die sie übereinandergestapelt hat und aus dem so ein bequemes Sitzmöbel wurde, von dem aus, ein sehr spezielles Video angeschaut werden kann. Der Clip beginnt mit einer Verfolgungs- und Kampfszene. „Es geht um Selbstverteidigung“, so Isa Schieches. Wie ist das Verhalten bei Übergriffen, bei denen in der Regel die Frauen betroffen sind, aber auch verstärkt Transsexuelle. In ihrem Video-Essay legt Schieche die sogenannten Samthandschuhe ab und thematisiert die trans- und frauenfeindlichen Realitäten, mit denen Menschen konfrontiert sind, die diesen Bildern nicht entsprechen. Peter Köster