Erster Tag der Gehirnerschütterung | „Schütz Deinen Kopf!“

Kinderbotschafterin Esther Brandt und Dr. Susanne Schaefer, Geschäftsführerin der ZNS-Stiftung Hannelore Kohl stellen die Infokarte zum K.E.K.S.- Test vor (Foto- ZNS-Stiftung)

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Sehr positive Resonanz auf die Veranstaltungen der Initiative „Schütz Deinen Kopf!“ und der Concussion Clinic für Kinder und Jugendliche

Der „Erste Tag der Gehirnerschütterung“ als gelungener Auftakt für weitere Aufklärung zu diesem wichtigen Gesundheitsthema

Bonn/München, 27.10.2023 — Der „Erste Tag der Gehirnerschütterung“ und das Symposium „Schütz Deinen Kopf!“ am vergangenen Wochenende im Dr. von Haunerschen Kinderspital des LMU Klinikums München waren ein voller Erfolg. Über 120 Besucher verfolgten interessiert das vielfältige Programm, darunter auch die Vorstellung eines altersentsprechend gestalteten Instruments zur Erkennung von Gehirnerschütterungen durch Kinder.

Damit Mädchen und Jungen im Kindergarten- und Grundschulalter spielerisch lernen, die Symptome einer Gehirnerschütterung bei sich und anderen zu erkennen, haben die ZNS-Stiftung und die Concussion Clinic für Kinder und Jugendliche im Dr. von Haunerschen Kinderspital dafür gemeinsam ein altersgerechtes Instrument entwickelt. Vorgestellt wurde der ZNS-Stiftung von der Schauspielerin Esther Brandt in ihrer neuen Rolle als Kinderbotschafterin der Stiftung gemeinsam mit Julia Wilke, Doktorandin der Concussion Clinic. Die Abkürzung K.E.K.S steht in der kindgerechten Variante für Kopf, Empfindlichkeit, Konzentration und Schlaf. Somit weist sie die Kinder und ihre Eltern darauf hin, dass bei einer Gehirnerschütterung nicht nur Beschwerden aus dem somatischen Bereich — also z.B. Kopfschmerzen, sondern ebenso häufig auch Beschwerden aus dem emotionalen Bereich, wie z.B. eine starke Gereiztheit oder Traurigkeit („Du bist aber empfindlich!“), sowie Schwierigkeiten im Denkvermögen, häufig als Konzentrationsstörungen wahrgenommen, und Schlafstörungen auftreten können. In einem Kurzfilm erklären die Kinderbotschafterin und die Puppe Keks den Kindern diese wichtigen Beschwerden, die nach einer Kopfverletzung auf eine Gehirnerschütterung hindeuten. Auch auf einer eigens gestalteten Info-Postkarte sind die Symptome bildlich erklärt. Kurzfilm und Karte sind kostenlos bei der ZNS-Stiftung zum Download erhältlich (Schütz deinen Kopf).

Weiterhin großer Aufklärungsbedarf hinsichtlich Diagnose und Management

“Dass das Gesundheitsthema Gehirnerschütterung und ihre möglichen Folgen an beiden Veranstaltungstagen auf so große Resonanz gestoßen ist, zeigt, welch hohen Aufklärungsbedarf es hierzu gibt”, zieht Dr. Susanne Schaefer, Geschäftsführerin der ZNS-Stiftung Bilanz.

Die Vorträge von Dr. Michaela Bonfert, Leiterin der Concussion Clinic im Dr. von Haunerschen Kinderspital des LMU Klinikums München, PD Dr. Kai Wohlfahrth, stellvertretender Leiter des Neurozentrums des BG Klinikums Bergmannstrost Halle/Saale, und Dr. Axel Gänsslen, Unfallchirurg am Klinikum Wolfsburg und Mannschaftsarzt des DEL Eishockey-Teams “EHC Grizzlys Wolfsburg“, zeigten auf, wie wichtig es ist, Gehirnerschütterungen als solche zu erkennen — in jedem Alter und in jedem Kontext — Kindergarten, Schule, Ausbildung und Beruf, sowie im Breiten-, Leistungs- und Spitzensport. Nur bei richtiger Diagnose kann eine adäquate, individuell abgestimmte Beratung hinsichtlich der notwendigen Erholungsphase und des folgenden schrittweisen Return to Learn bzw. Return to Work und des Return to Sport erfolgen. Darüber hinaus sollten bei Vorliegen von Risikofaktoren für ein sog. Post-Concussion Syndrom, also das Anhalten von Beschwerden über Wochen bis Monate nach einer Gehirnerschütterung, ein Monitoring des Erholungsverlaufs sowie ggf. therapeutische Maßnahmen erfolgen. In diesem Zusammenhang zeigte Dr. Bonfert auf, wie die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Gehirnerschütterung in engster Zusammenarbeit mit den KollegInnen der Kinderchirurgischen Klinik und des integrierten Sozialpädiatrischen Zentrums (iSPZ Hauner) innerhalb des Concussion Care Pathways im Dr. von Haunerschen Kinderspital sektorenübergreifend von der Akutvorstellung bis in die Langzeitnachsorge strukturiert und ressourceneffizient gelingt. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen Dr. Johanna Wagner, Neuropädiaterin der Abteilung für Pädiatrische Neurologie, und PD Dr. Alexandra Fröba-Pohl, Oberärztin der Kinderchirurgischen Klinik und Leiterin der Kraniospinalen Sprechstunde, führte sie anhand dreier Patientengeschichten durch die Abläufe dieses Concussion Care Pathways. “Wir brauchen dringend mehr spezialisierte Zentren in Deutschland, die sich der Versorgung dieser großen Patientengruppe annehmen, um langfristige gesundheitliche Folgen einer Gehirnerschütterung zu verhindern”, betont Dr. Bonfert. Die Einschränkungen der körperlichen und mentalen Gesundheit sowie der sozialen Teilhabefähigkeit betreffen dabei nicht nur das einzelne Kind, sondern oft das gesamte familiäre System und haben in der Folge auch gesamtgesellschaftliche Bedeutung.

Diese gesellschaftliche und gesundheitsökonomische Relevanz wurde durch die aktuellen epidemiologischen Daten unterstrichen, die PD Dr. Nora Bruns, Oberärztin der Klinik für Kinderheilkunde I des Universitätsklinikums Essen, und Prof. Eckhard Rickels, Neurochirurg und Leiter des MVZ AKH Celle, präsentierten. Der Wichtigkeit des Krankheitsbilds Gehirnerschütterung steht die Tatsache gegenüber, dass es einen hohen Aufklärungsbedarf gibt — in der Öffentlichkeit, unter Kindern und Jugendlichen, PädagogInnen, Lehrkräften und TrainerInnen. Zu diesem Zweck haben Anja Monz und Thomas Schmidt, Helliwood Media, gemeinsam mit der Inititative „Schütz Deinen

Kopf!“ eine Unterrichtsbox entwickelt, mit der interaktive Wissensvermittlung zum Thema auf innovative Art und Weise ermöglicht wird.

Wichtig ist es zudem auch ÄrztInnen Fortbildungsangebote zu diesem Themenkomplex zu machen, wie eine deutschlandweite Umfrage in Kinderkliniken und Kinderchirurgischen Kliniken zeigte, die Clara Lamersdorf, Doktorandin der Concussion Clinic und Preisträgerin des Doktorandenstipendiums 2021 der ZNS- Stiftung, vorstellte.

Dass der dieses Jahr erstmals ausgerufene „Tag der Gehirnerschütterung“ ein erster wichtiger Schritt hin zu einer weiteren, breiten Aufklärung der Bevölkerung und Verbesserung der Versorgung von Betroffenen ist, darin sind Schaefer und Bonfert sich einig. Zukünftig soll an jedem 20. Oktober der Tag der Gehirnerschütterung ausgerufen und durch entsprechende Veranstaltungen flankiert werden.