Die nächsten KI-Bilder gehen viral | Doch was bleibt von Social Media, wenn die KI übernimmt?

CEO Dominik Sedlmeier | El Clasico Media GmbH | Foto privat

Die nächsten KI-Bilder gehen viral: Doch was bleibt von Social Media, wenn die KI übernimmt?

LogoSeit die Künstliche Intelligenz (KI) in diesem Jahr einen riesigen Hype erfahren hat, folgt auf Social Media ein KI-Trend nach dem anderen. Erst ließen Menschen ihre Bilder mit der Lensa-App verändern, jetzt kursieren KI-generierte Jahrbuchfotos auf allen Plattformen. Immer mehr solcher Bilder kursieren in den sozialen Medien. Dabei stellt sich die Frage, was zukünftig überhaupt noch von Social Media übrigbleibt, wenn die Künstliche Intelligenz übernimmt. Werden die Trends Überhand nehmen, sodass wir die sozialen Medien irgendwann nicht mehr wiedererkennen? Oder handelt es sich lediglich um einen Hype, der schon bald wieder zurückgehen wird? Und wie verändert Künstliche Intelligenz Social Media ganz allgemein?

Die Trends

Mit dem Textgenerator ChatGPT hat der KI-Hype Ende letzten Jahres begonnen. Nicht lange hat es gedauert, bis neue Programme zur Bildgenerierung auftauchen. Darunter DALL-E, welches nach dem gleichen Prinzip wie ChatGPT arbeitet: Man gibt einen Text ein, der beschreibt, was man haben möchte und das KI-Programm erstellt diesen Wunsch. Bei ChatGPT sind das Texte, bei DALL-E Bilder.

Ebenfalls Ende 2022 kursierten Comic-ähnliche Bilder in den sozialen Medien. Die App Lensa war für diese verantwortlich. Mit einem Algorithmus wurden hier Selbstporträts automatisch generiert. Diese sehen wie gezeichnet aus, weswegen die Menschen auf den Bildern wie Comicfiguren aussehen. Derzeit finden wir auf allen Social-Media-Plattformen 90-Jahre-ähnliche Jahrbuchfotos. Diese lassen sich über die kostenfreie App Epik erstellen. Bei beiden Apps, Lensa sowie Epik, muss man für die Erstellung der Bilder Selbstporträts hochladen. Auf dieser Grundlage werden dann die neuen Porträts erstellt.

Neben den Trends nutzen soziale Netzwerke Künstliche Intelligenz immer mehr. Die Algorithmen von Instagram, Facebook und Co. basieren auf KI. Ebenso hilft die Technologie dabei, fragwürdige Inhalte zu filtern und ggf. zu entfernen. So können z. B. auch Cybermobbing und Spam verhindert werden. Zuletzt arbeiten auch Videofilter, wie die auf Snapchat, mit Künstlicher Intelligenz. Snapchat hat inzwischen sogar einen eigenen KI-Chatbot in die App eingebaut.

Die Veränderung der sozialen Medien

Mit dem aktuellen Hype, den Künstliche Intelligenz hat, ist es wahrscheinlich, dass weitere Trends folgen werden. Soziale Medien stehen schon lange in der Kritik, keine authentischen Inhalte zu liefern. Nutzer verändern ihre Bilder mit Bildbearbeitungsapps und nutzen Filter. Inzwischen ist es auf Plattformen wie Instagram Pflicht, anzugeben, wenn ein Filter in einer Story, einem Reel oder bei einem Bild angewendet wurde. Bei Bildern, die mit KI erstellt wurden, ist das nicht der Fall. Zwar wird bei den Trends wie den Jahrbuch- und Comicfotos offen angegeben, dass mit KI gearbeitet wurde. Einerseits, weil der Trend offensichtlich ist, andererseits, weil man es den Bildern ansieht.

Doch auch unabhängig von den Trends kommt es inzwischen immer häufiger vor, dass Bilder von KI verändert werden. Die Technologie wird immer besser, daher ist es nicht unbedingt direkt erkennbar. So kursierte zu Beginn des Jahres z. B. ein Foto vom Papst in einem Daunenmantel. Auf den ersten Blick ist nicht zu sehen, dass bei diesem Bild mit KI gearbeitet wurde. Sieht man es sich jedoch genauer an, erkennt man, dass z. B. die Hände nicht zur Person passen. Doch es ist zu erwarten, dass Künstliche Intelligenz in Zukunft noch präziser arbeiten wird. Vor allem bei den großen Fortschritten, die die Entwicklungen in diesem Bereich zurzeit machen.

Das bedeutet, dass soziale Medien bald voll von “gefälschten” Bildern sein könnten. Keiner wird mehr erkennen können, ob und was verändert wurde. Und das wird Social Media noch unauthentischer machen. Zudem birgt das eine Gefahr für alle Menschen, die mit Selbstzweifeln kämpfen. Sehen sie lauter perfekter Bilder, wird das ihre Selbstzweifel nur noch erhöhen.

Regulierungen müssen her

Um solchen Gefahren aus dem Weg gehen zu können, müssen Regulierungen her, die sich auf die Verwendung von KI beziehen. Auch hier sollte es zur Pflicht werden, dass alle Bilder, die mit KI erstellt oder verändert wurden, als solche gekennzeichnet werden. Dann kann jeder direkt erkennen, dass das Bild nicht (ganz) echt ist.

Natürlich ist es dann möglich, dass sich nicht jeder daran hält. Deswegen sind entsprechend gerechtfertigte Sanktionen notwendig. Fällt ein Nutzer auf, der KI für seine Inhalte anwendet, dies jedoch nicht angibt, könnte er z. B. von der Plattform gesperrt werden. Dazu ist es aber unabdinglich, dass es Tools gibt, die von KI veränderte Inhalte erkennen. Und diese gibt es bereits. Beispiele hierfür sind V7 Labs, GAN-Detektor und Hive. Solche Erkennungstools gibt es ebenso für Videos. So hat Microsoft beispielsweise den Video Authenticator ins Leben gerufen. Nutzer sollten zu solchen Tools kostenfreien Zugang erhalten, damit sie selbst herausfinden können, ob es sich bei einem scheinbar veränderten Bild wirklich um eine KI-Generierung handelt.

Klar ist, dass soziale Medien jetzt schon von Künstlicher Intelligenz leben. Die Technologie erbringt jedoch nicht nur Gefahren, sondern auch eine große Hilfestellung. Daher ist es kein Wunder, wenn sich Social Media zukünftig weiter der Digitalisierung anpassen wird. Schließlich will jeder auf dem neuesten Stand sein. Wichtig ist nur, dass entsprechende Regulierungen geschaffen werden. Nur so gelingt es, die Gefahren bestmöglich auszuschalten.

Autor: Dominik Sedlmeier ist CEO der PR-Agentur El Clasico Media GmbH und Experte in den Bereichen Kommunikation, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Er gehört zu den medial gefragtesten PR-Managern und betreut u.a. welche der größten Marktführer verschiedener Branchen.

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