„Zwei Menschen“ | Das Künstlerpaar Franz M. Jansen und Fifi Kreutzer

Franz M. Jansen, Obsternte, 1914; Öl/ Leinwand, 181 x 181 cm, Museum August Macke Haus. Foto: Peter Köster

Das Museum August Macke Haus nimmt in seiner Sonderausstellung. „Zwei Menschen“ das Künstlerpaar Fifi Kreutzer und Franz M. Jansen in den Blickpunkt. Die in vielerlei interessante Schau mit rund 200 Werken wird bis zum 08. September gezeigt.

Künstlerische Beziehungen

Seit langem faszinieren künstlerische Beziehungen zwischen zwei Menschen, wie etwa die von Frida Kahlo und Diego Rivera oder auch von Christo und Jeanne Claude. Mit „Zwei Menschen“ bereitet das Bonner Haus zwei rheinischen Expressionisten, dem Ehepaar Franz Maria Jansen und Mathilde Kreutzer, genannt Fifi, die große Bühne und erzählt anschaulich, wer wen besonders inspirierte. In der Sonderpräsentation stellt Direktorin Klara Drenker-Nagels, als Kuratorin das umfangreiche Schaffen der Zwei erstmals gegenüber. Vor dem Hintergrund ihres persönlichen Werdegangs und im Kontext des allgemeinen Zeitgeschehens vergegenwärtigt sie Gemeinsamkeiten und Interdependenzen, aber auch Eigenständigkeit und Unterschiede in ihren Werken. Ursprünglich sollte die Ausstellung schon früher gezeigt werden, sie musste aber wegen des Corona-Lockdowns verschoben werden.

Franz M. Jansen, Triptychon Zwei Menschen, 1911, Mittelteil: Öl/ Karton,177 x 126 cm, Seitenflügel: Öl u. Gouache/ Leinwand, je 152 x 90 cm, Foto: Peter Köster
Franz M. Jansen, Triptychon Zwei Menschen, 1911, Mittelteil: Öl/ Karton, 177 x 126 cm, Seitenflügel: Öl u. Gouache/ Leinwand, je 152 x 90 cm, Foto: Peter Köster

Gleichnamiges Versepos

Der Titel „Zwei Menschen“ geht auf das gleichnamige Versepos des Dichters Richard Dehmel (1863–1920) zurück, der vor dem Ersten Weltkrieg zu den populärsten deutschen Dichtern zählte. Franz M. Jansen verehrte ihn und insbesondere dieses 1903 erschienene Epos, das die bedingungslose Liebe und Erotik über alle gesellschaftlichen Konventionen hinweg feiert. Es traf den Nerv seiner Empfindungen und jugendlichen Leidenschaft für Fifi Kreutzer, mit der er sich erst 1917 nach Überwindung elterlicher Widerstände vermählen konnte. Gleichnishaft steht der Titel für den gemeinsamen Lebensweg des Künstlerpaares, der von Höhen und Tiefen ebenso geprägt war wie von großem gegenseitigem Verständnis und Respekt, Wohlwollen und beachtlicher Toleranz.

Franz M. Jansen, Selbstbildnis, 1926; Öl/ Leinwand, 79 x 58,5 cm; Museum Ludwig, Köln; Foto: Peter Köster
Franz M. Jansen, Selbstbildnis, 1926; Öl/ Leinwand, 79 x 58,5 cm; Museum Ludwig, Köln; Foto: Peter Köster

Arbeit in der Natur

Doch während Franz Maria Jansen sich den zeitgenössischen Strömungen nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Politik immer wieder anpasste und sich in der Zeit des Nationalsozialismus ambivalent verhielt, ließ sich Fifi Kreutzer nicht vereinnahmen und maß ihrer Kunst den gleichen Stellenwert zu wie ihrer Arbeit in der Natur. Es ist vor allem der künstlerische Blick auf die Natur, der das Paar verbindet: Sei es der idyllische Ausblick auf den Rhein, wie ihn Jansen 1925 in einem Pastell festhielt, oder auf eine südländische Flusslandschaft, wie sie 1923 von Kreutzer aquarelliert wurde, stets ist es die farbintensive Auseinandersetzung mit der Natur, die ihre Werke kennzeichnet. Zu den wohl bekanntesten Arbeiten des Paares zählen ihre malerischen Werke aus den Jahren um 1910. Jansens „Großstadtäcker“ von 1911, ein Zeugnis seiner Beschäftigung mit Vincent van Gogh, oder seine mit breiterem Pinselduktus angelegte „Obsternte“ von 1914 sind Paradebeispiele des Rheinischen Expressionismus.

Fifi Kreutzer, Elephant mit Palmen und Affen, 1920er Jahre, Laubsägearbeit, Holz bemalt. Foto: Peter Köster
Fifi Kreutzer, Elephant mit Palmen und Affen, 1920er Jahre, Laubsägearbeit, Holz bemalt. Foto: Peter Köster

Heimlicher Star der Schau

Der vielleicht heimliche Star der Schau dürften allerdings die kunsthandwerklichen Arbeiten von Fifi Kreutzer sein, die bislang in diesem Umfang noch nie zu sehen waren. Dazu zählt ihr „Drachentöter“ von 1912, eine dreiteilige Stickarbeit aus bunter Wolle in bemaltem Rahmen, der nicht nur durch seine schiere Größe besticht. Das über einen Meter hohe Werk lotet auf innovative Weise traditionelle Ikonografien und universelle Themen aus. Aus den 1920er Jahren sind in Vitrinen bemalte Laubsägearbeiten von Kreutzer ausgestellt, die mit asiatischen und vor allem japanischen Motiven spielen. Ihr erhaltener Entwurf für eine Flügeldecke, eine bunte Gouache mit Goldfarben, zeugt von Kreutzers Bemühen, aktuelle künstlerische und ästhetische Positionen in den Alltag zu integrieren.

Fifi Kreutzer, Entwurf für eine Flügeldecke, 1920er Jahre, Gouache, Goldfarbe und Granit/Karton, 143 x 100 cm. Foto: Peter Köster
Fifi Kreutzer, Entwurf für eine Flügeldecke, 1920er Jahre, Gouache, Goldfarbe und Granit/Karton, 143 x 100 cm. Foto: Peter Köster

Stilistische Annäherungen

Das umfangreiches Œuvre umfasst neben Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafik eine Fülle an kunsthandwerklichen Arbeiten sowie die Ausgestaltung eines ganzen Hauses. Bildnisse, Landschaften, bäuerlich-ländliche Themen, Natur- und Tiermotive prägen ihre Werke ebenso wie Bezüge zur Literatur und Dichtkunst, zu Märchen und Mythen. Ihre Verbundenheit und gegenseitige Anregung manifestieren sich in ihren Arbeiten vielfach in der Wahl von Themen und Motiven, in der Anwendung von künstlerischen Techniken sowie in stilistischen Annäherungen. Neben Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen stammt ein Großteil der Exponate aus den eigenen Beständen des Museums, das in den letzten Jahren größere Werkkonvolute des Künstlerpaares aus dem Nachlass erwerben sowie als Dauerleihgaben aus Privatbesitz erhalten konnte. Peter Köster

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