Martin Noël „paintprintpaint“ im Bonner Kunstmuseum

„Martin“, 2010, Acryl auf Leinwand, 210 x 150 x 7 cm. Foto: Peter Köster

Bonn. Für den Gründungsdirektor der Bundeskunsthalle, Dr. Wenzel Jacob zählt  Martin Noël (1956 Berlin – 2010 Bonn) heute mit zu den prägenden Figuren des Linol- und Holzschnittes: „Ich sehe ihn auf Augenhöhe mit Kiefer und Baselitz“. Wenzel Jacob hatte Martin Noël für diese Ausstellung entdeckt. Das Kunstmuseum richtet dem Künstler bis zum 14. Juni eine Gedächtnisausstellung aus. Titel: „paintprintpaint“

Eingekerbte Lineaturen

„Holz gehörte zu den prägenden Erneuerern der lange vernachlässigten Kunst des Linol- und Holzschnitts, die Noël mit unverwechselbaren Formfindungen bereicherte. Im Mittelpunkt des Werks steht das Verhältnis zwischen Linie und Fläche, das Noël in immer neuen dialektischen Bewegungen auslotet“, so Wenzel Jacob, der die Ausstellung kuratiert. Zu den Markenzeichen des Künstlers gehörte neben den großen Drucken auch die materielle Bearbeitung der verwendeten Hölzer, in die Martin Noël seine Lineaturen so tief einkerbte und eingrub, dass die Arbeiten selbst immer auch eine plastische Dimension aufweisen.

Zum 10. Todestag Martin Noëls zeigt das Kunstmuseum eine umfassende Ausstellung zum Werk dieses weit über Bonn hinaus bedeutenden Künstlers, die einen Bogen von der Mitte der 1980er Jahre bis in sein letztes Lebensjahr 2010 spannt. „Mit rund 30 Arbeiten dokumentieren wir dabei den Weg Noëls von seinen Anfängen als Maler in den 1980er-Jahren über die von Druckstöcken, Linol- und Holzschnitten geprägte mittlere Phase des Werks bis hin zu den ganz späten, strahlend hellen Malereien des letzten Lebensjahres, die einen Höhepunkt im Schaffen des Künstlers darstellen“, sagt Intendant Stephan Berg.

Linol-und Holzschnitt

Martin Noël gehörte zu den prägenden Erneuerern der lange vernachlässigten Kunst des Linol- und Holzschnitts, die er mit unverwechselbaren Formfindungen bereicherte. Charakteristisch für seine meist in Serien angelegten und oft großformatigen Arbeiten, so Wenzel Jacob, sei ihre strenge, nahezu archaisch wirkende Formensprache. In den meist monochromen, leuchtenden Farbfeldern artikulieren sich die schwarzen Linien auf höchst unterschiedliche Weise. Als er die Risse in den Bodenplatten vor dem World Trade Center in New York – Spuren des Bombenanschlags von 1993 – entdeckte, gewann er damit ein filigranes Motiv für die Serie seiner „New York Lines“. Sie bilden Risse und Spuren ab, die Noël auf den Straßen der amerikanischen Metropole gefunden und abgepaust hatte. Sie formulieren Umrisslinien von Körper- und Gesichtsfragmenten, spüren den Formfindungen künstlerischer Vorbilder von Dürer über Philip Guston bis Otto Freundlich nach.

Zu den Markenzeichen des Künstlers gehörte neben den großen Drucken auch die materielle Bearbeitung der verwendeten Hölzer, in die Noël seine Lineaturen so tief einkerbte und eingrub, dass die Arbeiten selbst immer auch eine plastische Dimension aufweisen.

Martin Noël studierte von 1980 bis 1987 freie Grafik und Malerei an der FH Köln. Er erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, u.a. das Max-Ernst-Stipendium (1987), den Kunstpreis Junger Westen (1991), ein Atelierstipendium der LETTER Stiftung Köln für New York (1998) sowie das Arbeitsstipendium Stiftung Kunstfonds e.V. (2003. Weil ihn seine Heimatstadt Bonn lange Zeit ignorierte, konzipierte er 2009, ein Jahr vor seinem Tod, selbst eine große Überblicksausstellung im Haus Beda in Bitburg. Das Arp Museum in Remagen-Rolandseck erkannte dafür sehr wohl das große Potential von Martin Noël und richtete ihm 2011 eine Werkschau im Bahnhof aus.

Eine späte Hommage

Wenn das Kunstmuseum Bonn Martin Noël ihm jetzt diese Gedächtnisausstellung widmet, so ist dies eine späte aber nicht zu späte Hommage. Nicht zuletzt zustande gekommen durch das Engagement Wenzel Jacobs, der Witwe Martin Noëls, Margarete Noël und der Privatbank Merck Finck, als Hauptsponsor anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Geldinstituts. Nach Bonn wird die Ausstellung im kommenden Jahr in der Albertina Wien gezeigt. Peter Köster

„San Siro“, 1991, Acryl auf Holz. Foto: Peter Köster