Seine Idee steht für „Kunst muss berühren“. Berühren im Sinne von Spüren, Fühlen, Atmen. Dies gehört gewissermaßen zur DNA des dänischen Bildhauers Jeppe Hein. Beispiele dafür sind seine Bänke im Skulpturenpark Bad Honnef/Rhöndorf, sein Wasserpavillon auf dem Platz Bundeskunsthalle/Kunstmuseum oder sein Spielplatz/Wasser-Pavillon in Monheim. Mit seinem jüngsten Kunstwerk, seinem 73 m2 großen „Mirror Pavilion“ am Neuen Kanzlerplatz hält Jeppe Hein dem Publikum im übertragenden Sinne einen Spiegel vor. Einher mit der Einweihung des Kunstwerks ging die Einweihung des Neuen Bonner Stadtquartiers (vormals Bonn-Center).
99 Aluminium Stelen
Die aus 99 Aluminium Stelen begehbare Spiegelinstallation greift die Architektursprache des Neuen Kanzlerplatzes in besonderer Weise auf und führt sie weiter. Besucherinnen und Besucher können sich fast spielerisch in der Skulptur bewegen und gleichzeitig so kaleidoskopartig die Umgebung und sich selbst wieder neu erleben. In einer von der Kunstexpertin Kathrin Luz moderierten Talkrunde erläuterte Jeppe Hein sein Werk. „Mit meiner Arbeit möchte ich einen ästhetischen Raum für Kommunikation und Dialog schaffen, einen Begegnungsort unter freiem Himmel, der so viel Offenheit ausstrahlt, dass jeder Mensch sich eingeladen fühlt, unkompliziert mit ihm in Kontakt zu treten.“
Repertoire aus kuriosen Skulpturen
Wer mit dem Werk Jeppe Heins vertraut ist, erkennt schnell die Handschrift des international renommierten Künstlers. So hat er in den vergangenen Jahren ein Repertoire aus kuriosen Skulpturen entwickelt. Auf den ersten Blick sind es herkömmliche Parkbänke, deren Umbauten es aber in sich haben, wenn etwa Teile der Sitzflächen ausgespart oder die Füße ungleich lang sind (Modified Social Benches). Es gibt Straßenlaternen-Skulpturen, deren Masten geformt sind, als habe ein Wirbelwind sie verdreht und gebeugt. Während des Klimagipfels der Vereinten Nationen 2019 stellte er im New Yorker Central Park mannshohe Leinwände auf. Passanten wurden aufgefordert, darauf mit blauer Farbe einen Strich von oben nach unten zu malen und dabei bewusst auszuatmen. Dieses Projekt sollte darauf aufmerksam machen, dass „die Luft, die wir atmen, Teil unserer gemeinsamen Welt ist“, sagte er damals. Überhaupt geht es in seiner Kunst stets um das Atmen. Nach einem Burn-out vor vielen Jahren sei das bewusste Atmen ein wesentlicher Teil seines Lebens geworden, und es hinterlässt Spuren in seinem Werk.
Bestandteil der Stadtkultur
„Kunst im öffentlichen Raum ist ein wesentlicher Bestandteil der Stadtkultur, denn Kunst fördert Beziehungen und ein soziales Miteinander“, sagte Bürgermeisterin Gabi Mayer im Beisein geladener Gäste. Wir freuen uns sehr über das imposante Werk von Jeppe Hein an diesem Standort und bedanken uns bei den für die Realisierung verantwortlichen Gesellschaften Art-Invest Real Estate und Union Investment für die kooperative Zusammenarbeit.“ Kunstwissenschaftler Florian Matzner befand: „Der Mirror Pavilion Neuer Kanzlerplatz Bonn bereichert nicht nur den qualitätvollen Bestand der Kunst entlang der Museumsmeile in besonderem Maße, sondern trägt auch zur Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Stadt und dem Neuen Kanzlerplatz bei.“ Arne Hilbert, Geschäftsführer von „Art-Invest Real Estate“, lobte die ästhetische Arbeit des weltweit berühmten Künstlers. „Kunst im öffentlichen Raum ist mit einer nachhaltigen Stadt- und Wirtschaftsentwicklung unmittelbar verbunden, denn Kultur bringt Menschen zusammen. Sie fördert die Unterhaltung und stärkt den sozialen Zusammenhalt. Aus diesem Grunde freuen wir uns außerordentlich über die einzigartige Installation von Jeppe Hein und sehen sie als brillante Vollendung unseres Bauprojektes, das sowohl gestalterisch als auch in Bezug auf eine hochwertige und zukunftsfähige Bauweise begeistert.“ Peter Köster