Landes Museum Bonn eröffnet neue Dauerausstellung „Welt Im Wandel“

Ulrike Rosenbach, „Art is a Criminal Action III“, Neuauflage: 2018. Foto: Peter Köster

logo_landesmuseum_bonnMit Lobeshymnen wurde nicht gegeizt bei der neuen Dauerausstellung „Welt im Wandel“, die das Landesmuseum Bonn seit gestern zeigt. So konstatiert Museumschef Torsten Valk: „Das Haus erfindet sich neu. Das Landesmuseum ist ein Mehrspatenhaus und das wollen wir mit der neuen Ausstellung demonstrieren.“ Diese Präsentation sei so Valk: „Ein Sprung von der Gegenwart in die Vergangenheit und danach ein Saltomortale in die Zukunft.“ Ähnlich äußert sich Alexandra Käss, Sammlungsleiterin und verantwortlich für die Dauer- und Wechselausstellungen: „Ein super Neustart des Hauses mit noch mehr Platz für Ergänzungen.“ LVR-Kulturdezernentin Corinna Franz betont: „Die neue Dauer-Präsentation ist ein Meilenstein in der Geschichte des Hauses.“ Ein 2-wöchiges Eröffnungsfestival mit vielen Events begleitet die neue Präsentation.

Epochengeschichtlicher Rundgang

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HA Schult, „Trashpeople“. Foto: Peter Köster

„Welt Im Wandel. Das Rheinland vom Mittelalter bis Morgen“ ist ein Parforceritt durch 1000 Jahre Kunst- und Kulturgeschichte. Dargeboten als lebendige Zeitreise auf einer Ausstellungsfläche von 1200 Quadratmetern. Wie haben die Menschen im Rheinland gelebt? Mit welchen Herausforderungen waren sie konfrontiert? Welche Antworten geben Kunstwerke und Objekte auf Fragen unserer Zeit? Der epochengeschichtliche Rundgang nimmt die wechselvolle Geschichte des Rheinlands neu in den Blick und zeigt die bedeutende Kulturregion Europas als eine Welt, die seit dem Mittelalter in stetem Wandel begriffen ist.

Exponate von internationalem Rang

Rund 400 Exponate, darunter Skulpturen, Gemälde, Grafiken, Fotoarbeiten und Kostbarkeiten des Kunsthandwerks, erzählen vom Leben und Alltag der Menschen am Rhein, aber auch von gesellschaftlichen Veränderungen und neuen kulturellen Perspektiven. Zu den Highlights der Sammlung zählen mittelalterliche Holzskulpturen wie die Pietà Roettgen, luxuriöse Verwandlungsmöbel aus der berühmten Roentgen-Werkstatt, Gemälde der Düsseldorfer Malerschule von Wilhelm von Schadow bis Andreas Achenbach, Arbeiten aus dem 20. Jahrhundert vom Rheinischen Expressionismus bis zu Nachkriegskünstlern wie Leo Breuer, K.O. Goetz, Ulrike Rosenbach, Günther Uecker, Josef Beuys, HA Schult und Mary Bauermeister sowie fotografische Arbeiten von den Anfängen des Mediums bis zur Bonner Republik. Erstmals in großer Auswahl und in einem eigenen Kabinett ist die Sammlung niederländischer Meister zu sehen. Rund 40 Objekte wurden neu restauriert und fanden ebenso Eingang in die neue Sammlungspräsentation wie neuerworbene Objekte. „Dadurch entstehen neue Nachbarschaften neben unseren Highlights“, sagt Alexandra Käss beim Rundgang durch die Ausstellung.

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Textile Kostbarkeiten des Kunsthandwerks. Foto: Peter Köster

„Galerie der unscheinbaren Dinge“

Neu ist auch die „Galerie der unscheinbaren Dinge“, die sich im Nordflügel in die neue Dauerausstellung befindet. Sie nimmt Objekte in den Blick, die in der Vergangenheit nicht als sammlungswürdig galten, sondern Teil des Alltagslebens im Rheinland waren. Sie entstammen dem Schutt der Neuzeit, dem erst in jüngerer Zeit bei archäologischen Ausgrabungen eine größere Aufmerksamkeit gewidmet wird. „Und dieser Schutt hat es in sich, sofern er mit derselben Sorgfalt ausgewertet wird wie archäologische Zeugnisse aus keltischer, römischer oder mittelalterlicher Zeit“, sagt Christoph Schmälzle, Wissenschaftlicher Referent für Kunstgeschichte. Nicht alles, was an neuzeitlichen Grabungszeugnissen in roten Kisten im Museumsdepot lagere, sei für eine Präsentation im Museum geeignet, doch viele Gegenstände beeindruckten durch ihre menschliche Unmittelbarkeit. Es seien Momentaufnahmen vergangenen Lebens: Pfeifenköpfe und Sammeltassen mit Motiven im Stil der Düsseldorfer Malerschule erzählen ebenso vom Alltag der Menschen wie Scherben von dekorierten Toilettenschüsseln aus dem 19. Jahrhundert.

Museum der Zukunft
„Museum der Zukunft“. Foto: Peter Köster

„Museum der Zukunft“

Auch beim „Museum der Zukunft“ in der Oberlichthalle, handelt es sich um eine Neuerung. Das Ganze versteht sich als Ideenwerkstatt und Debattenforum. Es ist eine Bühne für Dialog und Austausch, Reflexion und Interaktion. Hier wird Partizipation großgeschrieben: Analoge und digitale Mitmachbereiche und Aktionen laden alle ein, Meinungen zu äußern, Ideen zu formulieren und sich über brennende Fragen unserer Zeit auszutauschen. Die neue Dauerausstellung hat den Anspruch, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als Ganzes erfahrbar werden zu lassen. Durch die Auseinandersetzung mit Lebenswirklichkeiten und Fragen von Menschen vergangener Epochen soll der Blick für aktuelle und zukünftige Herausforderungen geschärft werden. Mit der Wiedereröffnung wird sich das „Museum der Zukunft“ zunächst dem Thema „Nachhaltigkeit“ widmen. In halbjährlichem Wechsel werden neue Themen aufgerufen. Peter Köster

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Mary Bauermeister. Objekt Lesekasten „All Things Involved in All Other Things“ Alles ist mit allem verbunden. Foto: Peter Köster