Quantencomputing effizient und sicher gestalten

Dominique Unruh (Mitte) tritt die Stiftungsprofessur der BMW Group an. Darüber freuen sich Christoph Schäfle (links), Vice President IT Strategy Governance IT Security bei der BMW Group, und der Rektor der RWTH Aachen, Professor Ulrich Rüdiger. Foto: Andreas Schmitter

Neuer Lehrstuhl „Quantum Information Systems“ wird mit Förderung der BMW Group eingerichtet. Dominique Unruh tritt Stiftungsprofessur an.

Rwth Aachen University LogoQuantencomputing wurde als potenzielle Antwort auf das Ende des Moore’schen Gesetzes identifiziert, was bedeutet, dass die weltweit verfügbare Rechenleistung nicht mehr wie bisher exponentiell weiter steigt. Das Potenzial von Quantencomputer früh und effizient zu erkennen und sicher zu nutzen, ist wesentlicher Treiber in Forschung und Industrie. Mit einem von der BMW Group geförderten Stiftungslehrstuhl „Quantum Information Systems“ wird die Forschung an dieser Zukunftstechnologie an der RWTH Aachen weiter forciert. Im Rahmen einer feierlichen Inauguration hat nun Dominique Unruh die Stiftungsprofessur angetreten.

Dominique Unruh kommt von der University of Tartu (Estland) an die RWTH, hat dort auch weiterhin eine Professur für Kryptographie inne. Zuvor forschte Unruh am Karlsruher Institut für Technologie KIT und an der Universität des Saarlands. Unruhs Expertise umfasst insbesondere Softwareverifikation und Quantenkryptografie. An der RWTH Aachen stellt die BMW Group nun über eine Laufzeit von sechs Jahren 4,5 Millionen Euro für Professur, Ausstattung und Mitarbeitende an der RWTH Aachen bereit. Eine weitere Million Euro fließt in einen Vernetzungsfonds, der interdisziplinäre Forschungsprojekte an der RWTH und die Einbettung des Lehrstuhls in die universitäre Landschaft und mit dem Forschungszentrum Jülich fördert. Das gemeinsame übergeordnete Ziel der RWTH Aachen und der BMW Group ist, eine Brücke zwischen herausragender Grundlagenforschung in Deutschland und der Anwendbarkeit von Quantencomputing zu bauen.

inoxfordDer neue Lehrstuhl wird in die Fachgruppe Informatik integriert sowie Teil des Profilbereichs Information and Communication Technologies (ICT) und stärkt damit das Forschungsspektrum zu modernen Informationstechnologien und Künstlicher Intelligenz. „Die Professur passt hervorragend in der vor einigen Jahren formulierte Strategie innerhalb des Profilbereichs Information and Communication Technologies ICT der RWTH und der Gesamtstrategie der Hochschule. Die Professur eröffnet spannende Möglichkeiten für neue interdisziplinäre Kooperation und die Weiterentwicklung des Felds“, erläutert der Sprecher des Profilbereichs, Professor Joost-Pieter Katoen (Lehrstuhl Software Modellierung und Verifikation).

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Professor Ulrich Rüdiger (Foto: Peter Winandy)

„Quantentechnologie ist eines der großen Zukunftsthemen, mit enormem Innovationspotenzial für unseren gesellschaftlichen Fortschritt. Mit dieser Stiftungsprofessur können wir unsere Forschung in diesem Bereich intensivieren. Als RWTH Aachen arbeiten wir dabei gerne in Netzwerken, wir sind überzeugt davon, dass wir durch einen kontinuierlichen Wissens- und Technologieaustausch mit Partnerinnen und Partnern aus Wissenschaft, Industrie und Gesellschaft die besten Lösungen für Zukunftsthemen erzielen“, erklärt RWTH-Rektor Professor Ulrich Rüdiger.

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Prof. Dr. Hendrik Bluhm Universitätsprofessor JARA Institute for Quantum Information & Il. Institute of Physics | Quelle

„Die RWTH hat in den vergangenen zehn Jahren systematisch Kompetenz im Bereich Quantencomputing aufgebaut. Dabei stand die physikalische Grundlagenforschung, unter anderem im Exzellenzcluster ML4Q, sowie die Hardwareentwicklung bisher im Vordergrund. Diese Stiftungsprofessur wird die Perspektive um Informatik-nahe Themen wie Quantum Software-Design und Sicherheit erweitern. Darüber hinaus ergibt sich eine Entwicklungsperspektive für die strategische Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Jülich im Rahmen der Jülich-Aachen Research Alliance (JARA), für die Quantencomputing einer der Schwerpunkte ist“, erläutert Professor Hendrik Bluhm, 2. Physikalisches Institut der RWTH und ML4Q-Sprecher an der Hochschule.

Die RWTH Aachen ist bereits seit 2017 strategischer Partner der BMW Group und erst die zweite Universität, an der die BMW Group einen Stiftungslehrstuhl zur Forschung am Quantencomputing fördert. Ein weiterer wurde an der Technischen Universität München aufgebaut. Während dort der Schwerpunkt des Lehrstuhls „Quantenalgorithmen und -anwendungen“ in der Entwicklung von Algorithmen liegt, erforscht der Lehrstuhl an der RWTH sogenannte Softwareintegrations- und Industrialisierungskompetenzen, um mittelfristig die Nutzung des Quantencomputings auch außerhalb der Wissenschaften zu ermöglichen.

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Alexander Buresch, Senior Vice President BMW Group IT (03/2020) | Quelle

„Quantencomputing stellt eine Schlüsseltechnologie der Zukunft dar, die besonders in der Automobilindustrie vielfältige Potenziale bietet. Hier kristallisieren sich Einsatzbereiche wie etwa die Materialforschung für Batterie- und Brennstoffzellentechnologien oder die Nutzung von maschinellem Lernen und Optimierungsverfahren heraus. Um diese Potenziale vollständig auszuschöpfen, ist eine intensivierte Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie unerlässlich. Unser Ziel ist es, ein offenes Software-Ökosystem zu schaffen, das Quantensoftware und -hardware optimal integriert und somit die Industrialisierung von automobilen Anwendungen beschleunigt. Genau hier leisten Stiftungsprofessoren an Hochschulen wie der TU München und der RWTH Aachen einen wichtigen Beitrag“, betont Alexander Buresch, CIO BMW AG und Senior Vice President BMW Group IT.

Als hochschulübergreifende Forschungs- und Technologietransfereinheit begleitet und unterstützt die RWTH Innovation die strategische Kooperation zwischen der BMW Group und der RWTH Aachen.