Budapest. Vom 14. April bis zum 25. August präsentiert das Ludwig Múzeum – Museum for Contemporary Art in Budapest die Ausstellung „Identity – Landscape Europe“ des Jazzmusikers und Fotografen Till Brönner. In 80 Aufnahmen zeigt er die Vitalität und Vielschichtigkeit Europas mit seinem reichen Kulturraum und der Lebendigkeit seiner Bewohner.
Kultureller Facettenreichtum
Till Brönner fängt durch die Linse seiner Kamera den kulturellen Facettenreichtum des Kontinents Europa ein. Vor rund zehn Jahren startete Brönner seine Karriere als Fotograf. „Die Unmittelbarkeit und die Sensibilität, die Till Brönners Bilder ausstrahlen, haben viel mit seiner ersten Karriere als Jazzmusiker zu tun, wo er zu den ganz Großen gehört. Emotionen zu vermitteln, Stimmungen zu kreieren und die Einmaligkeit des Moments erlebbar zu machen, ist in seiner Musik essenziell,“ so Kurator Walter Smerling. Till Brönner sei es gelungen, diese Sensibilität auf die Fotografie zu übertragen und die Landschaften, Architekturen und Orte, die er in Europa bereist habe und vor allem die Menschen, die ihm begegnet seien, zu öffnen. Seine Fotografie zeige Blicke, vor denen man sich nicht wehren kann. Smerling: „Mit seinen Bildern stellt er Fragen nach dem Dahinter, es sind auch Aufforderungen zum Nachdenken, zum genauen Hinsehen.“
Europäische Regionen
In seiner ersten musealen Ausstellung „Melting Pott“, die 2019 im Auftrag der „Brost-Stiftung“ und der Stiftung für Kunst und Kultur im Museum Küppersmühle in Duisburg gezeigt wurde, ging es Till Brönner um die kulturelle Vielfalt und den europäischen Einfluss im Ruhrgebiet, einer der diversesten und am dichtesten bevölkerten Regionen Deutschlands. Daraus entstand die Idee, den regionalen Bezug auf Europa auszuweiten und so machte sich Brönner auf den Weg in verschiedene europäische Regionen. Nach weiteren erfolgreichen Ausstellungen im Ludwig Museum Koblenz sowie dem Schlesischen Museum in Kattowitz wurde das Projekt für eine weitere Station im Ludwig Múzeum Budapest auf den Raum Europa ausgeweitet.
Austausch und Dialog
In Budapest widmet sich Till Brönner erstmals dem europäischen Raum und seinen vielfältigen Landschaften, Gesichtern und Besonderheiten. Entstanden sind im Laufe des letzten Jahres zahlreiche neue Arbeiten, die die Verflechtung aus wirtschaftlicher Entwicklung, Kultur, technologischem Fortschritt und unberührten Landschaften jenseits des Ruhrgebiets im europäischen Raum dokumentieren. In der Ausstellung „Identity – Landscape Europe“ vereint Till Brönner die unterschiedlichen Positionen und präsentiert eine Ausstellung mit großer Vielfalt. Der Künstler ist getrieben vom europäischen Gedanken der Einheit und Verständigung und initiiert, ähnlich wie in „Melting Pott“, den kulturellen Austausch und Dialog. Durch Porträts sowohl prominenter als auch anonymer Persönlichkeiten und Fotografien von Industriearchitekturen und Kulturlandschaften erkundet Brönner die Gemeinsamkeiten und Gegensätze eines Kontinents, der sich zwischen kurzen Wegen und langen Traditionen bewegt und dessen fortwährende Erneuerung auf einem Fundament von Kultur und Industrie fußt.
Künstlerpersönlichkeiten
Brönner verleiht durch Fotografien von Künstlerpersönlichkeiten wie u.a. Ai Weiwei, Vera Molnar, Bob Geldof oder den Cellisten der Berliner Philharmoniker der Kultur Europas ein Gesicht. Doch auch die politische Dimension unseres Kontinents wird fotografisch abgebildet, sowohl durch die Entscheidungsträger selbst, als auch durch die sich daraus ergebenden Schicksale. Landschaften zwischen urbanem Raum und Landwirtschaft sind genauso Teil der Ausstellung wie Fotoarbeiten, die persönliche Erinnerungen des Künstlers und Ereignisse aus dem kollektiven Gedächtnis Europas einfangen. Im Dialog entsteht so ein kontrastreiches Bild der soziokulturellen Vielfalt Europas
Brückenbau-Mission
Für die Direktorin des Ludwig Museum in Budapest, Julia Fabényi, ist die Ausstellung ein großes europäisches Statement: „Mit dieser Ausstellung feiern wir das gewünschte grenzenlose Europa mit seinen Freiheiten, die es zu erhalten gilt. Till Brönner sichert diese für den Betrachter mit seiner Fotografie und mit seiner Musik.“ Bodo Hombach, Vorsitzender des Vorstands der Brost-Stiftung, äußert sich wie folgt. „Gute Kunst spricht alle Sprachen. Sie ist Volksbildung und baut Brücken. Till Brönner ist auf Brückenbau-Mission auch für unsere Ruhrregion. Von Duisburg über Kattowitz nach Budapest. Das ersetzt keine kluge staatliche Diplomatie, hilft aber dabei, dass sich Völker nicht weiter entfremden.“
Kosmopolit
Till Brönner (*1971, Viersen) gilt als Kosmopolit. Aufgewachsen in einer Musikerfamilie zwischen Italien und dem Rheinland, lebte und arbeitete er lange Zeit zwischen Berlin und Los Angeles und ist im Prinzip überall zuhause. Inspiriert durch die Arbeit des Musikers und Modefotografen William Claxton, die in Julian Benedikts Dokumentarfilm „Jazz Seen“ gezeigt wird, wurde sich Brönner der Parallelen zwischen Jazz und Fotografie bewusst und begann im Jahr 2009 mit den ersten Portraits seiner Musikerkollegen. Wenig später folgten Porträts außerhalb seines eigenen Umfelds: Schauspieler, Sportler, Schriftsteller, Aktivisten. Bilder von Lenny Kravitz, Hannelore Elsner oder Klaus-Maria Brandauer zählen bereits heute zu seinen berühmtesten Werken. pk