Louise Rösler durch Ausstellung im MGGU Frankfurt/Main wiederentdeckt

Louise Rösler (vor ihrem Gemälde „Rummelplatz im Juni“), August 1988. Foto: Birgit Klebe

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Frankfurt am Main. Erstmals im Frankfurter Raum stellt das Museum Giersch der Goethe-Universität (MGGU) die Künstlerin Louise Rösler (1907– 1993) in einer umfassenden Retrospektive mit über 160 Leihgaben aus. Der Titel der Schau, die am 22. März eröffnet wird, lautet. „Paris, Königstein, Berlin.“ Die Ausstellung läuft bis zum 25. August. 

Bild 2 Rothenbaumchaussee
Louise Rösler: „Rothenbaumchaussee“, Oktober 91, 1991 Collage, Plakafarbe auf Sperrholz, 88 cm, Foto: Uwe Dettmar © Anka Kröhnke

Vielseitiges Werk

Louise Röslers qualitätsvolles Schaffen zählt mit zu den interessanten und wichtigen Positionen der deutschen Kunst des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung stellt das reiche und vielseitige Werk der Künstlerin in den Fokus, darunter Gemälde, Collagen, Farb-/Filzstiftarbeiten, Aquarelle, Gouachen, Pastelle und Druckgraphiken. Immer wieder überraschende Techniken und Materialien beeindrucken dabei ebenso wie die kraftvolle Individualität und Eigenständigkeit dieser Künstlerin. Einzelne Werke von Rösler waren bereits in den vergangenen Jahren im MGGU zu sehen.

Landschaftliche Komposition
Louise Rösler: „Landschaftliche Komposition“, 1956 Öl auf Hartfaserplatte, 66 x 82 cm, Foto: Uwe Dettmar © Anka Kröhnke

Sinnlich-künstlerische Qualität

Dabei wurde deutlich, dass ihr Werk ein wahrer Schatz ist, dessen Fülle noch nicht vollständig gehoben wurde. Diese Erkenntnis aus den vorherigen Präsentationen bildete den Ausgangspunkt für die Planung einer umfassenden Einzelausstellung mit annähernd 160 Werken. Kuratorin Susanne Wartenberg tauchte für die Ausstellung mit großer Intensität in das Leben und Schaffen der Künstlerin ein, analysierte Fotos, Dokumente und andere archivarische Materialien. Zusätzlich durchforstete sie die erhaltenen Werke und traf schließlich eine Auswahl an Exponaten, die einen umfassenden Einblick in das Gesamtwerk sowie die Schwerpunkte von Louise Rösler bieten. Wartenberg sagt: „Das Werk von Louise Rösler überzeugt in seiner sinnlich-künstlerischen Qualität und ist reich an Erfindungsgeist. Es zeugt von einer lebenslangen Neugier an unterschiedlichsten Techniken und Materialien.“ Museumsdirektorin Ina Neddermeyer ergänzt: „Mit dieser Ausstellung leistet das Museum einen weiteren bedeutenden Beitrag dazu, Künstlerinnen  und Künstler außerhalb des etablierten kunsthistorischen Kanons einem breiten Publikum zugänglich zu machen.“

Duererjahr
Louise Rösler: Hommage à Naum Gabo, 1970, Schuhspanner, Holz, bronziert, 22,5 × 30 × 15 cm
Museum Atelierhaus Rösler-Kröhnke | Foto: MGGU / Uwe Dettmar © Anka Kröhnke

Studium bei Karl Hofer

Aus einer Künstlerfamilie stammend, durchlief Rösler ihre Ausbildung an der Privatkunstschule Hans Hofmanns in München und an den Berliner Staatschulen für freie und angewandte Kunst, hier in der Klasse von Karl Hofer. Ausgedehnte Studienaufenthalte in Paris, Südfrankreich, Spanien und Italien schlossen sich hieran an. 1933 kehrte sie nach Deutschland zurück und ließ sich in Berlin nieder. Die Großstadt wurde in dieser Zeit zum bestimmenden Motiv in Röslers Malerei und zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Werk. 1943 wurde Louise Rösler mit ihrer kleinen Tochter nach Königstein im Taunus evakuiert,  nachdem die Atelierwohnung der Familie durch einen Bombenangriff komplett zerstört worden war. Trotz der äußerst schwierigen Umstände gelang Rösler in Königstein die Wiederaufnahme ihrer künstlerischen Tätigkeit. Ihre vormals gegenständlich geprägten Malereien wurden nun zunehmend abstrakter, Farbe und Form entfalteten sich autonom. Zudem entdeckte die Künstlerin die Collage als neue Ausdrucksform. Gefundene Materialien des städtischen Alltagslebens, wie z.B. Bonbonpapier, Blisterpackungen sowie plastische Teile aus Holz, Metall und Plastik fanden nun Eingang in ihre Bildkompositionen. 1959 kehrte Louise Rösler nach 16 Jahren in der Rhein-Main-Region zurück in ihre Heimatstadt Berlin und setzte dort ihre künstlerische Tätigkeit teils in noch freierer Form, teils wieder mehr gegenstandsbezogen fort. Bis kurz vor ihrem Tod 1993 war sie künstlerisch tätig. pk