Heinz Mack im ZKM Karlsruhe – Künstler des Lichts erleuchtet Lichthöfe

Heinz Mack, Lichtprismen in der Arktis (Modell für eine schwimmende Forschungsstation), 1976, Nylon, Glasfaser, Edelstahl, ca. 200 cm. © Foto: Thomas Höpker / Archiv Heinz Mack / VG Bild-Kunst, Bonn, 2023

logoKarlsruhe. „Mack im ZKM“, lautet der Titel einer umfassenden Überblicksausstellung zum Werk von Heinz Mack im „ZKM“ (Zentrum für Kunst und Medien) Karlsruhe. Die Schau wird am 16. September eröffnet und dauert bis zum 07. April 2024. Auf 2.900 Quadratmetern werden in den ZKM-Lichthöfen um die 130 Werke des Künstlers aus dem Zeitraum 1955 bis 2023 präsentiert.

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Heinz Mack, „Für Étienne-Jules Marey“, 1969, Tusche mit Rohrfeder auf Papier, 122 x 86 cm © Archiv Heinz Mack / VG Bild- Kunst, Bonn, 2023

Neue Materialien

Bereits in den 1950er-Jahren suchte Heinz Mack nach einer Harmonie zwischen Mensch, Natur und Technik. 1957 gründete er mit Otto Piene und Günter Uecker in Düsseldorf die Gruppe ZERO. Gemeinsam mit anderen internationalen Künstlern wollten sie die Kunst nach dem zweiten Weltkrieg revolutionieren. ZERO stand für einen Neuanfang – eine Stunde Null. Licht, Bewegung, Struktur und Farbe sind für Mack dabei die zentralen Themen. Er verwendete schon früh natürliche Elemente wie Licht, Feuer, Luft, Wasser oder Sand als vollwertiges gestalterisches Ausdrucksmittel für seine Kunstwerke. Durch die Arbeit mit kinetischen Prinzipien und neuen industriellen Materialien wie Aluminium, Acrylglas oder Fresnel-Linsen sowie chemischen Substanzen wie Phosphor und Quecksilber revolutionierte er den Skulpturenbegriff. Seine offenen Werke beziehen nicht nur den Raum, sondern auch die Betrachterinnen und Betrachter direkt mit ein, denn sie interagieren mit dem Licht auf einzigartige Weise und erweitern so die Wahrnehmung.

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Heinz Mack, Wand-Relief, 1955-1957, Holz, Acrylglas, 110 x 78 x 16 cm.
© Archiv Heinz Mack / VG Bild- Kunst, Bonn, 2023

Licht in allen Facetten

Die Ausstellung präsentiert Arbeiten aus allen Schaffensphasen des Künstlers. Einige Werke, die bislang nur selten ausgestellt wurden und teilweise sogar verloren gegangen sind, werden nun im ZKM rekonstruiert oder neu inszeniert. Darunter ist zum Beispiel die „Licht-Choreographie“, eine in dieser Art zum ersten Mal präsentierte Komposition aus verschiedenen, teils motorisierten Stelen Macks, die ein multisensorisches, immersives Erlebnis kreiert, das Licht und Raum in Vibration versetzt und regelrecht zum Tanzen bringt. Auch beim „Sahara-Projekt“, das seit 1959 einen Fixpunkt in Macks Arbeit bildet und ihn zu einem Pionier der Land-Art in Europa macht, scheinen sich Raum und Zeit aufzulösen. Immer wieder bereiste der Künstler die Wüste, die ideale Voraussetzungen bot, um mit Licht und Raum in reinster Form zu arbeiten. Auf einer großen, den Lichthof 9 fast ausfüllenden Sandfläche werden die Lichtphänomene, die aus dem Zusammenspiel von Macks Lichtobjekten und der gleißenden Wüstensonne entstehen, auch im musealen Kontext nachempfindbar. Beim „Sahara-Projekt“ handelt es sich außerdem um eines der ersten medial gedachten Werke in der europäischen Kunst, da Macks Interventionen nur für die Zeit der Aufnahmen andauerten und danach fotografisch sowie im Film „Tele-Mack“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Das „Sahara-Projekt“ ist darüber hinaus Gegenstand der Ausstellung „Jardin Artificiel“. Sie wird begleitend zur Schau im ZKM im Foyer der EnBW- Konzernzentrale Karlsruhe vom 30.November bis 21. April 2024 gezeigt. Dort präsentiert Heinz Mack Collagen, Fotografien und Objekte.

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Heinz Mack, „Paravent für Licht“, 1964, Aluminium, Acrylglas, 295 x 55,4 x 2,2 cm. © Archiv Heinz Mack / VG Bild- Kunst, Bonn, 2023

Wie ein Wissenschaftler

„Mack im ZKM“ wirft einen Blick auf einen Künstler, der seit jeher die vielfältigen Facetten des Lichts erforscht, fast wie ein Wissenschaftler, der einen Gegenstand in Versuchsreihen untersucht. Sein kontinuierliches Streben nach Immaterialität eröffnet den Raum für eine erweiterte Kunsterfahrung. Aus der heutigen Perspektive nimmt sein Werk die Fragestellungen vorweg, mit denen wir im 21. Jahrhundert konfrontiert sind. Macks Beschäftigung mit Luft, Wasser, Licht und Sand reflektiert auch aktuelle Themen rund um die heute bedrohten natürlichen Ressourcen. So nehmen seine großen Reflektorwände und raumgreifenden Lamellen-Plantagen, die er vor 65 Jahren konzipierte, formal die gegenwärtigen Photovoltaik-Anlagen voraus. Macks Haltung gegenüber Natur und Technik wirft Fragen auf und bietet Lösungsansätze, die im Lichte der Herausforderungen der menschengemachten Klimakatastrophe in der Gegenwart an Relevanz gewinnen.

Bild 6 Lichtharfe
Heinz Mack, Licht-Harfe, 1971, Acrylglas, Glas, 158 x 44 x 40,5 cm.
© Archiv Heinz Mack / VG Bild Kunst, Bonn, 2023

Lehrauftrag in Osaka

Heinz Mack (*1931, Lollar, Hessen; lebt und arbeitet in Mönchen­gladbach und auf Ibiza) besuchte von 1950 bis 1953 die Staat­liche Kunstakademie Düsseldorf. 1956 erlangte er das Staatsexa­men in Philosophie an der Universität Köln. Neben der Teilnahme an der documenta II (1959) und der documenta III (1964) vertrat er die Bundesrepublik Deutsch­land 1970 auf der XXXV. Biennale in Venedig. Im selben Jahr erhielt er eine Professur für einen Lehrauftrag in Osaka (Japan) und wurde ordentliches Mitglied der Akademie der Künste, Berlin, der er bis 1992 angehörte. Mack wurde mit wichtigen Preisen ausgezeichnet u. a. mit dem Kunstpreis der Stadt Krefeld (1958), dem Premio Marzotto (1963),  und dem Preis der Kultur­stiftung Dortmund (2012). Seine Werke waren in annähernd 360 Einzel- und vielen Gruppenausstellungen zu sehen und sind in 170 öffentlichen Sammlungen weltweit vertreten. pk

Bild 2 Wand Relief
Heinz Mack, Wand-Relief, 1955-1957, Holz, Acrylglas, 110 x 78 x 16 cm.
© Archiv Heinz Mack / VG Bild- Kunst, Bonn, 2023