Mythos und Moderne. Fußball im Ruhrgebiet für Besucherinnen und Besucher geöffnet

Die Sonderausstellung Mythos und Moderne. Fußball im Ruhrgebiet des Deutschen Fußballmuseums und des Ruhr Museums auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein in Essen ist ab sofort für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Sie ist zu sehen auf der 12-Meter-Ebene des Ruhr Museums.

Die feierliche Ausstellungeröffnung erfolgte am Sonntagabend mit 700 geladenen Gästen aus Politik, Kultur, Gesellschaft und Sport; unter ihnen Fußball-Legenden aus dem Ruhrgebiet wie Bernard Dietz, Rüdiger Abramczik, Helmut Kremers, Ingo Anderbrügge, Hermann Gerland, Ata Lameck und Otto Rehhagel. Für den musikalischen Rahmen sorgten der Ruhrkohle-Chor und The Mundorgel Project.

07.05.2023 Essen – Mythos u Moderne – Fussball Ausstellung Zeche Zollverein u das Deutsche Fussballmuseum
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Auf dem Podium diskutierte Moderator Sven Pistor mit Bärbel Bergerhoff-Wodopia (Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung), Ina Brandes (Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW), Thomas Kufen (Oberbürgermeister der Stadt Essen), Bernd Neuendorf (DFB-Präsident) und Thomas Westphal (Oberbürgermeister der Stadt Dortmund) die gesellschaftliche Dimension und Wirkungskraft des Fußballs speziell im Ruhrgebiet.

Legendentalk: Moderator Sven Pistor im Gespräch mit Rüdiger Abramczik – Foto: Stephan Schütze
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Hier die Kernaussagen des Abends:

Bärbel Bergerhoff-Wodopia (Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung): „Wie die Bewältigung der Bergbaufolgen ist auch die Förderung von Kindern und Jugendlichen eine Ewigkeitsaufgabe. Dabei spielt der Fußball eine wichtige Rolle, der es in einzigartiger Weise vermag, junge Menschen mitzunehmen und ihnen zu vermitteln, dass nicht der Einzelne gewinnt, sondern Erfolg eine Gemeinschaftsleistung ist.“

Ina Brandes (Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW): „Die Seele des Ruhrgebiets ist der Fußball. Er steht für Zusammenhalt und Solidarität. Ich unterstütze gerne Kulturveranstaltungen, von denen möglichst viele Menschen etwas haben. Und das ist bei dieser Fotoausstellung der Fall, in der sich unterschiedliche Generationen wiederfinden.“

Thomas Kufen (Oberbürgermeister der Stadt Essen): „Welche Bedeutung der Fußball für die Menschen in dieser Region hat, habe ich erfahren, als im Juni 2010 das Insolvenzverfahren gegen Rot-Weiss Essen eröffnet wurde und erwachsene Menschen vor den Stadiontoren geweint haben. Der Fußball hat immer auch eine sozialpolitische Bedeutung. Er hält unsere Gesellschaft zusammen.“

Feierliche Eröffnung auf Zollverein mit geladenen Gästen aus Politik, Kultur, Gesellschaft und Sport. – Foto: Stephan Schütze

Bernd Neuendorf (DFB-Präsident): „Ich habe durch meine Herkunft aus der Eifelregion eine große Verbundenheit zum NRW-Fußball. Als Fan von Alemannia Aachen wusste man immer, wenn es zu einem Ruhrgebietsverein geht, dann brennt dort der Rasen. Dieses Sich-Zerreißen, diesen unbedingten Willen wollen wir gerade auch im Hinblick auf die Heim-EM im kommenden Jahr wieder von unserer Nationalmannschaft sehen. Unabhängig vom großen Fußball können wir in unseren rund 25.000 Vereinen an der Basis stolz auf das ehrenamtliche Engagement unzähliger Menschen sein.“

Thomas Westphal (Oberbürgermeister der Stadt Dortmund): „Als Schalke 1934 erstmals Deutscher Meister wurde, hat die Mannschaft auf der Rückfahrt vom Endspielort Berlin Station in Dortmund gemacht und sich ins Goldene Buch der Stadt eingetragen. Ich lade die aktuelle Schalker Mannschaft gerne wieder ein, falls sie durch einen Sieg nächste Woche in München den BVB zum Meister macht. Nicht nur der Fußball, sondern der gesamte Sport leistet großartige Integrationsarbeit. Dabei müssen aber immer auch die Alltagssorgen der kleinen Vereine berücksichtigen werden.“

In der Ausstellung: v.l. Prof. Heinrich Theodor Grütter (Direktor Ruhr Museum), Ina Brandes (Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW), Bärbel Bergerhoff-Wodopia (Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung), Manuel Neukirchner (Direktor Deutsches Fußballmuseum) – Foto: Christoph Sebastian

Manuel Neukirchner (Direktor des Deutschen Fußballmuseums): “Wissenschaft, Kultur, Technologie und Innovationen sind die großen Treiber und Perspektivgeber für eine Region, die sich – auch das wird in unserer Fotoausstellung eindrucksvoll dokumentiert – in den vergangenen Jahrzehnten transformiert und neu definiert hat. Der Fußball als Identitätsstifter ist dabei zur verlässlichen Konstante geworden. Er ist für die Menschen da, gerade im Ballungsraum Ruhrgebiet mit seinen vielfältigen Formen des kulturellen Austauschs, mit seinen rund fünf Millionen Menschen aus 170 Nationen.”

Prof. Heinrich Theodor Grütter (Direktor des Ruhr Museums): “Unsere Ausstellung präsentiert mit faszinierenden Fotografien die Vergangenheit und Gegenwart einer der aufregendsten Fußballregionen in Deutschland.”

Otto Rehhagel (Trainerlegende): „Es gibt keine Zukunft ohne Vergangenheit. Die Weltmeister von h1954 um Helmut Rahn waren die Idole meiner Jugend. Ihnen wollte ich unbedingt nacheifern.“

Legenden: v.l. Hermann Gerland, Otto Rehhagel – Foto: Stephan Schütze

Bernard Dietz (Europameister 1980): „Als Kinder sind wir immer hinter dem Ball hergerannt. Und wenn ich mal ins Stadion mitgenommen wurde, habe ich hinterher jedes Mal gedacht: Einmal vor so vielen Menschen Fußball zu spielen – das wär’s. Dass mir das als kleiner Junge aus Bockum-Hövel gelungen ist, macht mich stolz.”

Hermann Gerland (Trainerlegende): „Mich zieht es immer wieder ins Ruhrgebiet, weil es hier am schönsten ist. Der Fußball ist in den vergangenen Jahren woanders erfolgreicher. Als Kinder des Ruhrgebiets gab es für uns früher nichts Schöneres als Fußball zu spielen.“

Feierliche Eröffnung mit dem Ruhrkohle-Chor. – Foto: Christoph Sebastian

Die Sonderausstellung gilt als erster Beitrag des Kulturprogramms zur EURO 2024 in Deutschland. Sie läuft bis 4. Februar 2024 und soll die Vorfreude auf das Turnier im eigenen Land weiter steigern. Die beiden Hauptförderer der Ausstellung sind die RAG-Stiftung und die Stiftung Fußball & Kultur EURO 2024 gGmbH.

Mit Mythos und Moderne zeigen das Deutsche Fußballmuseum und das Ruhr Museum auf der spektakulären Bunkerebene der Kohlenwäsche auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein zugleich die erste fotografische Sonderausstellung zum Wesen und zur Geschichte des Ruhrgebietsfußball. Dieser prägt die Menschen des Ruhrgebiets seit über 100 Jahren in besonderer Weise. Er steht für Identität, Gemeinschaft, Heimat, Zugehörigkeit, Tradition und ist ein Glaubensbekenntnis. Nirgendwo sonst in Deutschland ist dieses Lebensgefühl so intensiv spürbar. Im „Land der 1.000 Derbys“ schlägt das „Herz des deutschen Fußballs“.

Spielort: Das Ruhr Museum auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein – Foto: Stephan Schütze