Freiheit, Hoffnung, Einheit! Zehntausende singen zum Tag der Deutschen Einheit

03. Oktober 2023 | Deutschland singt und klingt/Foto Event Hamburg

Die Freude ist auch 2023 wieder groß bei den Initiatoren der deutschlandweiten Initiative „03. Oktober – Deutschland singt“. Die Aktion zum Tag der Deutschen Einheit war wieder ein voller Erfolg, über 20.000 musizierende Mitwirkende und viele weiter zehntausende Menschen kamen an fast 300 Orten in ganz Deutschland zusammen, um als einzige bundesweite bürgerliche partizipative Aktion den Tag der Deutschen Einheit gemeinsam zu feiern. 

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© 03. Oktober 2023 | Deutschland singt und klingt/Foto Event Hamburg

Nach einem Countdown ab 19.00 Uhr wurden in ganz Deutschland zehn Lieder aus unterschiedlichsten Genres mit Kerzen in den Händen gemeinsam gesungen und ein starkes Zeichen der Dankbarkeit für die Friedliche Revolution und die Deutsche Einheit gesetzt. Den Akzent der Hoffnung für eine Friedvolle Zukunft und gemeinsames Engagement für die Demokratie wurde durch die selbstkomponierte Hymne der Initiative „Die Hoffnung lebt zuerst“ zusätzlich verstärkt. Freiheit, Einheit, Hoffnung war die Devise. Denn Einheit und Zusammenhalt konnten so für die Demokratie in unserem Land überall bei den Offenen Singen wieder neu erlebt werden. Gerade gemeinsames Musizieren sendet durch die Harmonie – trotz Vielstimmigkeit – ein starkes verbindendes emotionales Signal, ist ein Kontrapunkt zu den polarisierenden Populisten mancherorts, die unterschwellig den Sinn unseres demokratischen Systems immer wieder in Frage stellen.

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© 03. Oktober 2023 | Deutschland singt und klingt/Foto Event Frankfurt am Main

Von Hamburg bis nach Nürnberg, von Duisburg über Stuttgart bis nach Chemnitz und Halle, Deutschland wurde von diesem riesigen vielstimmigen Dank- und Hoffnungschor mit Musik erfüllt. Ein vollständiger Überblick ist auch in diesem Jahr wieder schwierig, weil die Veranstaltungen jeweils unter lokaler Leitung mit lokalen Chören Kirchgemeinden, Vereinen und Bands gestanden haben. Allein in Frankfurt fanden sich wieder über 3500 Bürgerinnen und Bürger auf dem Römerberg vor dem Rathaus ein, um auch diesmal wieder mit einer großen Band und 17 Chören gemeinsam zu singen. In Leonberg musste die Aktion wegen eines Unwetters mit ca. 200 Teilnehmern in eine Kirche umziehen. In Wuppertal war das Wetter besser, dort sangen 600 Menschen auf dem Marktplatz. In Chemnitz und Halle waren es insgesamt 300 Sänger und Musiker, die bei strömendem Regen zusammen mit Kerzen sangen und feierten. Das war ganzer Einsatz.

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© 03. Oktober 2023 | Deutschland singt und klingt/Foto Event Halle

Zeitzeugen erzählten zwischen den Liedern von dem Wunder der Friedlichen Revolution und der Deutschen Einheit aus ganz persönlicher Sicht und Bürgermeister verstärkten die Bedeutung, die Hoffnung und Zusammenhalt der Gesellschaft für die Zukunft haben. Es wurde durch die Beteiligung jüdischer Gruppen, Migranten und internationalen Musiker*innen ein Zeichen für Frieden, Solidarität und Hoffnung und gegen Antisemitismus und Rassismus mitten unter den Besuchern aus allen Kulturen und Generationen gesetzt.

Die Initiative stellt die universale und friedensstiftende Macht der Musik gegen Panzer und Raketen. Gesungen wurden u.a. folgende Lieder: „Die Gedanken sind frei“, „Tage wie diese, „Oh Happy Day“, „Mensch“, „Freiheit“ und das Friedenslied „Hevenu shalom alechem“, dass u.a. in Ukrainisch, Russisch und dieses Jahr zum ersten Mal auf Türkisch in Gedenken an die Erdbebenopfer in der Türkei aber auch in Syrien und ihre Angehörigen erklang, in Frankfurt sogar gemeinsam mit jungen Sänger*inen aus dem Erdbebengebiet.   Der Andrang an Mitwirkenden war dieses Jahr so groß, dass die Liederhefte im Vorfeld der Veranstaltung nachgedruckt werden mussten und trotzdem in den letzten drei Wochen wieder vergriffen waren.

Auch das hartnäckige Regenwetter in der Hansestadt Hamburg konnte das offizielle Bürgerfest zum Tag der Deutschen Einheit nicht stören. Die Kerzen von Deutschlands größten Chor wurden trotzdem angezündet. Die Initiative war Teil in dem Programm auf der schwimmenden Bühne des NDR auf der Binnenalster. Das Offene Singen wurde ab 18:30 Uhr live auf unserem YouTube-Kanal übertragen, damit Menschen auch von zuhause aus mitsingen konnten. Ab 19:00 Uhr wurden dann die besagten zehn Lieder vor Ort von dem Chor des Landesmusikrates und Musikern des Landesjugendjazzorchesters Hamburg begleitet.  Mit dem hochemotionalen Auftritt von Rolf Zuckowski mit dem Elblandkinder-Chor stimmten sich die ca. 1.500 Besucher für das Offene Singen ein. Es wurde das bekannte Lied zur Wiedervereinigung „Deutschland, deine Kinder“ gesungen. Lass uns aus Vergang’nem lernen, gib der Zukunft deine Hand, friedlich über alle Grenzen, Mutter-, Vater-, Kinderland“, heißt es in dem Lied, dass an Aktualität bis heute nichts eingebüßt hat.

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© 03. Oktober 2023 | Deutschland singt und klingt/Foto Event Hamburg

Moderiert wurde die Veranstaltung wieder von der NDR-Moderatorin Annie Heger, die der Initiative auch als Botschafterin zur Seite steht. Heger bat zuerst den diesjährigen Schirmherren der Veranstaltung den Präsidenten des Bundesrates und Ministerpräsidenten der Freien und Hansestadt Hamburg Dr. Peter Tschentscher auf die Bühne.

Dr. Peter Tschentscher zum diesjährigen Event: „Wir sollten darauf achten, dass wir nicht mehr die im Osten oder die im Westen sagen, sondern verstehen, dass es das gar nicht mehr gibt, das wir zusammengewachsen sind. Wir müssen dieMauern in unseren Köpfen überwinden, die sich bei einigen immer noch halten. Es muss unser Wunsch sein, dass wir uns als gemeinsames Land verstehen, wir das jetzt als Vielfallt, Stärke und Bereicherung empfinden. (…) Solche Feste, wo Menschen aus ganz Deutschland dabei sind, sind die Triebkraft dafür, dass wir das hinbekommen.“

Folgend erinnerte sich Zeitzeuge Dr. Axel Hartmann noch genau an die Geschehnisse, die letztendlich mit zur Wiedervereinigung am 03. Oktober 1990 führten. Er arbeitete später auch als Ressortleiter im Kanzleramt unter Rudolf Seiters und war mit in den gesamten Prozessen der Einheitsvertrages eingebunden. Der „Engel von Budapest“ – wie man Dr. Hartmann auch nannte – lies selbst erlebte deutsche Historie der Jahre 1983 und 1984 Revue passieren. Dr. Hartmann half in den 1980er Jahren als Leiter der Konsular Abteilung der Botschaft der Bundesrepublik in Budapest ca. 1000 DDR-Bürgern, die im Botschaftsgebäude Asyl suchten, bei der Flucht in den Westen. Dabei bediente er sich teilweise unkonventioneller Methoden. Er stellte westdeutsche Pässe aus, verhandelte über Freikäufe von Ausreisewilligen und versorgte Flüchtlinge mit Informationen über die Grenzanlagen zwischen Ungarn und Österreich. Wegen seiner Aktivitäten geriet er auch in das Visier des MfS und spielte zuweilen Katz und Maus mit der Stasi. „Wir haben natürlich versucht den DDR-Flüchtlingen, die zu uns in die Botschaft geflohen sind, zu helfen, ihnen die Flucht in den Westen zu ermöglichen. Ich selbst komme aus dem Zonenrandgebiet, aus dem Harz, und habe in der eigenen Familie erlebt, wie brutal das System mit Leuten umgeht, die nicht in der Linie sind, und habe mir gedacht, als ich mit den DDR-Bürgern in Budapest zu tun hatte, denen will ich helfen.“ 

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© 03. Oktober 2023 | Deutschland singt und klingt/Foto Event Hamburg

Auf der Bühne standen dann noch der jüdische Aktivist und Musiker Oles Volinchik, der über seine Erfahrungen mit Antisemitismus und jüdischer Kultur in Deutschland sprach und zusammen mit Annie Heger „Hevenu shalom alechem“ sang sowie Yared Dibaba, der zuvor den offiziellen Festakt zum 03. Oktober in der Elbphilharmonie moderierte. Dibaba ließ es sich zur Freude der Zuschauer nicht nehmen auch bei der Initiative „03. Oktober – Deutschland singt und klingt“ vorbeizuschauen und seine ganz persönlichen Ost-West-Gedanken zum Tag der Einheit vorzutragen.

Die Initiative „03. Oktober – Deutschland singt“ dankt allen Chören, Musikgruppen und engagierten Menschen, die diese wunderbaren Zusammenkünfte möglich gemacht haben. Die Initiative „03. Oktober – Deutschland singt“ ist mit dem Kopf und dem Herzen schon dabei, dieses zarte Pflänzchen auch für 2024 zum fünften Jubiläum der Aktion wieder zu wässern und weiter aufwachsen zu sehen.

Kahé PR & Dialog