Eine Ära endet | RWTH wählt neue Gleichstellungsbeauftragte

Dr. Ulrike Brands-Proharam-Gonzalez (links) geht in den Ruhestand, Jana Zimmermann wurde vom Senat der RWTH als ihre Nachfolgerin gewählt. | Foto: Heike Lachmann

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Jana Zimmermann folgt auf Dr. Ulrike Brands-Proharam Gonzalez. Die hat 14 Jahre die Arbeit geprägt.

Jana Zimmermann wird neue Gleichstellungsbeauftragte der RWTH Aachen. Der Senat der Hochschule wählte Zimmermann in seiner jüngsten Sitzung einstimmig zur Nachfolgerin von Dr. Ulrike Brands-Proharam Gonzalez, die am 16. März in den Ruhestand geht. Jana Zimmermann ist derzeit stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte. „Die Hochschullandschaft wird immer vielfältiger, Gender und Diversity sind zentrale Themen geworden, und wir müssen an dieser Stelle weiter sehr aktiv bleiben, das ist mit diesem nahtlosen Übergang sichergestellt“, sagt Brands-Proharam Gonzalez. 14 Jahre war sie dann im Gleichstellungsbüro aktiv, eine Ära geht zu Ende.

Im April 2010 ist sie aus dem International Office ins Gleichstellungsbüro der RWTH gewechselt. Zunächst als stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte, seit Oktober 2011 steht sie in der Verantwortung, als ihre Vorgängerin Professorin Doris Klee Prorektorin wurde. „Gleichstellungspolitisch war dies eine sehr spannende Zeit“, erinnert sich Brands-Proharam Gonzalez. Gleichstellungsarbeit konzentrierte sich für viele noch auf die Beratung von Frauen mit kleinen Kindern. Den Fokus zu erweitern war mühsam, erinnert sie sich. „Ich musste immer auch Nervensäge sein, und das hat mich dann selbst mitunter genervt“, berichtet sie lachend.

Ein Beispiel: Der Gleichstellungsplan war in ihren Anfangsjahren ein „zahnloser Tiger“, beschreibt sie. „Doch andererseits hatte auch niemand Lust auf einen Tiger mit Zähnen.“ Ungezählte Gespräche und Diskussionen später wurden dann doch Zahlen und Ziele formuliert, mittlerweile bewertet sie den Gleichstellungsplan als einen Meilenstein der Arbeit des Gleichstellungsbüros.

Dieses Gleichstellungsbüro unterstützt die Hochschule im Sinne des Landesgleichstellungsgesetzes NRW. Die Gleichstellungsbeauftragte und ihr Team wirkt insbesondere mit bei der Entwicklungsplanung der Hochschule, bei Struktur- und Personalentscheidungen, bei der Durchsetzung und Weiterentwicklung von Förderrichtlinien sowie bei der Verbesserung von Arbeits- und Studienbedingungen im Hinblick auf Fragen der Gleichstellung, Gleichbehandlung und Verbesserung der Vereinbarkeit. Der Familienservice ist dabei ein wichtiger Baustein. Die Themen sind präsenter denn je, ein Monitum des Wissenschaftsrats im Rahmen der Exzellenzinitiative öffnete viele Augen.

Und heute? „In der Kultur hat sich einiges geändert: Es ist zu einem No-Brainer geworden, dass Gleichstellung Querschnittsthema und Teil der Hochschulstrategie ist, auch Themen wie geschlechtergerechte Sprache sind nun selbstverständlich“, sagt sie. Was aber nicht bedeutet, dass nun alles gut ist. Denn auch die Anforderungen und Herausforderungen haben sich in den vergangenen 14 Jahren gewandelt: Statt über Gleichstellung von Mann und Frau wird über Chancengerechtigkeit gesprochen, eine Parität der Geschlechter ist noch nicht erreicht, die Perspektive wird immer intersektionaler, und das Thema Geschlechtervielfalt rückt in den Fokus.

Dem wird sich nun Jana Zimmermann annehmen. „Bei den Themen Geschlechtervielfalt und Antidiskriminierungsarbeit müssen nun die nächsten Schritte gemacht werden“, erklärt sie. Ein kontinuierlicher Austausch sei dabei nur der Anfang. Gerade beim Thema Geschlechtervielfalt seien die Studierenden der Institution Hochschule voraus, daraus wachsen Erwartungen, die sich auch in ganz banalen Fragen, wie der nach All-Gender-Toiletten äußern. Vielfältige Anknüpfunkte ergeben sich auch beim Ausbau des Diskriminierungsschutzes sowie dem Schutz vor Machtmissbrauch. Ganz konkret muss die AGG-Richtlinie, die Richtlinie zum Schutz vor Benachteiligungen nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz der RWTH überarbeitet und weiterentwickelt werden.

Jana Zimmermann bringt bei all diesen Aufgaben die Perspektive der Inklusion mit: Sie hat Rehabilitationswissenschaften studiert und als Ausbilderin in Düren blinde und sehbehinderte Menschen unterrichtet und sich damit mit der Teilhabe von Menschen mit Behinderung auseinandergesetzt. „Inklusion hat viel mit Wertschätzung und Diversitätsbewusstsein zu tun. Dieses Mindset braucht es auch für die Gleichstellungsarbeit und wir müssen es weiter in die Hochschule tragen“, erklärt die 33-Jährige.

Seit März 2022 ist sie nun im Gleichstellungsbüro der RWTH. Ab dem 18. März wird sie als Gleichstellungsbeauftragte die Arbeit fortsetzen. „Ich freue mich auf diese spannende, vielfältige Aufgabe“, sagt sie.