Traudel Lindauer entfaltet ihren textilen Kosmos im Stadtmuseum Siegburg

Traudel Lindauer begutachtet ihre Installation „Die sechs Schwäne, 2011, Installation nach Grimms Märchen, Brennnesseln, Schwanenflügel, ca 400 x 400 x 230 cm. Foto: Peter Köster

Siegburg. Pusteblumen, Rosenblätter, Vergissmeinnicht-Blüten, dies sind nur einige der Inkredenzien, aus denen Traudel Lindauer ihre vegetativen Skulpturen entstehen lässt. Unter dem Titel „Entfaltungen“ präsentiert die Kölner Künstlerin ihre sehenswerten Werke bis zum 28. Januar 2024 im Stadtmuseum Siegburg.

Werkstoffe aus der Natur

Mit ihrer Überblicksausstellung schafft Traudel Lindauer einen einzigartigen skulpturalen und installativen Kosmos und dies fast ausschließlich, mit Werkstoffen aus der Natur. Ihre entstandenen organisch-abstrakten Arbeiten entfalten in dem lichtdurchfluteten Obergeschoss des Museums ein einzigartiges Fluidum. Einige ihrer Arbeiten, wie beispielsweise die „Schwanen-Installation“ nach Grimms Märchen (2009 gezeigt im Frauenmuseum Bonn) oder „Spitzentechnologie“, fallen durch ihr Formate direkt ins Auge. Daneben zeigt die Ausstellung aber auch einige kleinere Objekte, die sich aber erst beim genaueren Hinsehen entschlüsseln.

Bild 2 Schiffchen
Installation: „Vom Winde verweht“, 2011. Alte Webschiffchen, Segel aus Textilien und Naturmaterialien, Foto: Peter Köster

Zartheit ihrer Kreationen

Traudel Lindauer hat eine besondere Vorliebe für wertvolle alte Stoffe. Bereits seit ihrer Kindheit ist der Künstlerin der Umgang mit Textilien, mit Nadel und Faden vertraut; früh entwickelte sie die Fertigkeit, Stoffe und später auch andere Materialien zu umgarnen, zu besticken und zu verknüpfen. Sie bevorzugt zarte, transparente Stoffe, die sie zu humorvollen, aber auch tiefsinnigen Motiven verarbeitet. Ihre Anregungen bezieht sie aus der Natur. So arbeitet sie gern mit Blüten oder Blättern. Eine Idee nimmt Gestalt an. Oft ist es eher ein Impuls, der dann beim Arbeiten spontan weiterentwickelt wird. Aus Brennnesseln oder Pusteblumen, Vergissmeinnicht-Blüten oder Magnolien-Blättern entstehen beispielsweise ihre traumhaften Kleider. Ihre Lieblingsfarbe weiß unterstreicht die Leichtigkeit und Zartheit ihrer Kreationen.

Bild 3 Blütenkleid
„Vergänglich“ Kleidfragment aus Tulpenblütenblättern, 2008, 200 x 150 cm.
Foto: Peter Köster

Außergewöhnliche Kreativität

„Traudel Lindauer überrascht immer wieder durch ihre außergewöhnliche Kreativität, sowohl formal als auch inhaltlich. Die Auseinandersetzung mit textilen Traditionen  einerseits, sowie Experimente mit artfremden Werkstoffen andererseits, lassen innovative künstlerische Entwürfe entstehen. Lindauer kann mit Textilkunst sowohl in der Fläche als auch dreidimensional arbeiten. Stille und  Langsamkeit, Ausgewogenheit und Harmonie, das alles gibt Traudel Lindauer mit in ihre Arbeit“, schreibt Clotilde Lafont-König in ihrem Grusswort zum Katalog. Museumsdirektorin Gundula Caspary führt aus: „Was unter den Blicken der Betrachter zu zerfallen scheint, so fragil wirkt es, wird in Lindauers Händen zu poetischen Werken einer erträumten, fast märchenhaften Welt. Ihre vielfältigen Objekte, Bilder und Installationen aus ausgesuchten Natur-Materialien und Schätzen alter Stoffe und Spitzen, akribisch gesammelt und sorgsam gehütet, entführen in Geschichten von zauberhafter Leichtigkeit. Dem Betrachter begegnen ihre Werke nicht ohne Witz und Charme. Thematisch bewegt sich Traudel Lindauer mit ihrem Œuvre zwischen Heimat, Weiblichkeit und Natur. Peter Köster

Bild 4 Sophia
Skulptur „Ein Kleid für Sophia“, 2011, Organza, Tüll, Applikationen Stickerei,
165 x 87 x 30 cm. Foto: Peter Köster