„Bilderwelten von 1990 bis heute“ aus der Sammlung Ströher

Museum Küppersmühle in Duisburg zeigt Präsentation von Christoph M. Gais 

logo_museumDuisburg. Zum ersten Mal seit 30 Jahren wird mit dieser Ausstellung das Werk von Christoph M. Gais (*1951 in Stuttgart) in einem deutschen Museum gezeigt. Das Museum Küppersmühle Duisburg präsentiert die Sammlung Ströher, die neben vielen anderen Werken auch über einen umfangreichen geschlossenen Bestand an Werken von Christoph M. Gais verfügt. Die Schau „Bilderwelten von 1990 bis heute“ läuft vom 1. September bis zum 26. November.

„Neuen Wilden“

Mit seiner Sonderrolle als gegenstandsloser Zeitgenosse der „Neuen Wilden“ der 1980er-Jahre, der ausgehend von der Malerei des Deutschen Informel seinen eigenen Stil entwickelt hat, ist er ein charakteristischer Repräsentant der Sammlung. Das Werk von Christoph M. Gais markiert eine wesentliche Position in der zeitgenössischen Kunst. Gais praktiziert eine Malerei, die ihren Schwerpunkt auf die Materialität der Farbe legt und mit ihren großen Formaten, auf denen sich Felder naturbezogener Farbtöne und ornamental gegliederter Oberflächen erstrecken, starke emotionale Eindrücke hervorruft. Seine Bilder sind entschieden zweidimensional, sie täuschen keine räumlichen Wirkungen hervor, sondern überzeugen durch die Wahrhaftigkeit und Präsenz, mit der die Materialien vor Augen gestellt werden.

Bauernhof und Atelier

Bild 2 Christoph M Gais Pastell
Christoph M. Gais Ohne Titel, 1987 Öl, Pastell und Gouache auf Karton 125 x 96 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2023 Foto: Henning Krause

Gais lebt seit Anfang der 1990er-Jahre in Orvieto, einer kleinen Ortschaft im Südwesten von Umbrien. Er bewohnt dort einen Bauernhof, und diese ländliche Umgebung hat ihre sichtbaren Spuren in der Malerei hinterlassen. Die Farben und das Licht seiner Gemälde haben einen mediterranen Charakter bekommen, der in seinem noch in Deutschland entstandenen Frühwerk mit seiner dunkleren und härteren Farbigkeit noch nicht vorhanden war. Er schloss 1978 sein Studium der Kunstgeschichte und Empirischen Kulturwissenschaft an der Eberhard Karls-Universität Tübingen ab und begann 1981 ein weiteres Studium der Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Prof. K.R.H. Sonderborg. Seit Ende der 1990er Jahre verfolgt er verschiedene Kunst-am-Bau-Projekte, u.a. die Ausgestaltung des Louise-Schroeder-Saals im Roten Rathaus, Berlin. Seine großformatigen Bilder bewegen sich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion und verraten eine spontane malerische Geste.

In der Duisburger Ausstellung werden Arbeiten seit 1990 gezeigt. Im Zusammenhang betrachtet, verdeutlichen sie eine Entwicklung in Gais‘ Werk, die sich langsam in Richtung einer stärkeren Ausstrahlung von Ruhe und Abgeklärtheit bewegt hat. Eine Werkgruppe besteht aus Gemälden, vor die ebenfalls bemalte Glasscheiben gesetzt sind, was die Schichtung der Oberflächen besonders klar veranschaulicht.

Gemeinsames Kunstmachen

Bild 3 Christoph M Gais Öl auf Leinwand Kopie
Christoph M. Gais 1988, Öl auf Leinwand, 230 x 210 cm
Sammlung Ströher © VG Bild-Kunst, Bonn 2023 Foto: Henning Krause

Die Ausstellung wird von Thomas Huber kuratiert, der selbst Maler ist und in seinem Essay für den Katalog der Ausstellung darauf hinweist, dass die ersten Museumsdirektoren Künstler waren. Er leitet daraus das Privileg ab, als Kurator für einen Malerfreund in Erscheinung zu treten: „Warum aber sollte man nicht ab und zu die Verantwortung für eine Ausstellung den Künstlern wieder selbst überlassen? Zusammen mit Christoph Gais habe ich diese Ausstellung erarbeitet. Zwei Künstler haben eigenverantwortlich die Präsentation der Werke organisiert. Basis der Zusammenarbeit ist die verbindende Erfahrung des Kunstmachens. Die künstlerische Praxis wird von der Intuition bestimmt, von Ahnungen, von Eindrücken.“ Die Ausstellung stellt einen Künstler vor, dessen Werke in einer Zeit, in der Kunst verstärkt über ihre soziopolitischen Themen definiert wird, den Blick auf die authentische Kraft einer Formensprache lenken. Diese speist sich aus der reichen Tradition der Kunst unserer Welt wie auch aus der natürlichen Lebenswelt des Malers.

Chistoph M. Gais lebt und arbeitet seit 1994 in Orvieto (Italien) und Berlin

Bild 4 _Christoph M. Gais. o.T.
Christoph M. Gais o.T., 2002 Öl auf Leinwand, 175 x 150 cm Sammlung Ströher © VG Bild-Kunst, Bonn 2023 Foto: Paul Schöpfer

Die Ausstellung ist das Ergebnis eines Dialogs zwischen Künstlern. Gais und Huber waren sich einig darüber, ihr Verhältnis zu anderer Kunst von Kollegen aus anderen Kulturen und Traditionen zu präsentieren. Christoph M. Gais sammelt seit mehreren Jahrzehnten Kunstwerke aus Asien und Afrika. Ein Raum der Präsentation stellt afrikanische Figuren den Gemälden von Gais gegenüber. Dazu stellt Tomas Huber fest: „Bemerkenswert ist, dass Gais die Skulpturen auf besondere Sockel gestellt hat. Es sind keine neutralen Holzkisten, wie wir sie aus den Museen kennen, sondern vorgefundene Schemel, Stühle und Hocker mit deutlichen Gebrauchsspuren, die Gais auf Flohmärkten oder dem Sperrmüll gefunden hat. Die Wahl dieser Sockel ist Zeichen der künstlerischen Annäherung an die Skulpturen, es ist die freundliche Vereinnahmung fremder Kunstwerke. “ Huber fährt fort: „Die Gemälde werden zur Bühne der Figuren, es findet ein Austausch statt, in dem Werke von Künstlern einander gegenüberstehen, deren ästhetische Ansprüche gleich hoch sind. Gemälde und Skulpturen machen sich gegenseitig zum Geschenk.“ pk