„Instinkteuropäer“ und „Brückenbauer“

Das hat es seit Bill Clintons Zeiten zwischen Dom und Rathaus so nicht mehr gegeben. An Christi Himmelfahrt versammelten sich in der Kaiserstadt Aachen an der Spitze acht Staatsoberhäupter zur Verleihung des Internationalen Karlspreises an den Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz. Das war nicht nur eine politische Geste, sondern auch ein aufrichtiger Freundschaftsdienst an „Mister Europa“. Kaum jemand in der Führung der EU vermittelt so viel Glaubwürdigkeit wie der immer für Fortschritte in Europa kämpfende Sozialdemokrat Schulz. Bundespräsident Joachim Gauck, der französische Staatspräsident François Hollande, der jordanische König Abdullah II., König Felipe VI. von Spanien, der finnische Präsident Sauli Niinistö, Petro Poroshenko, Staatspräsident der Ukraine, die litauische Präsidentin und Karlspreisträgerin Dalia Grybauskaité sowie die Bundespräsidentin der Schweiz, Simonetta Sommaruga wohnten der Zeremonie vor rund 1000 Gästen im historischen Krönungssaal des Aachener Rathauses bei.


Der gut gelaunte Martin Schulz, ein Kind der Region, freut sich mit  „seinen“ Zaungästen über den Karlspreis.  © Stadt Aachen/Andreas Steindl

Ein deutliches Kompliment an den „überzeugten und überzeugenden Europäer“, wie Oberbürgermeister Marcel Philipp seinen Ex-Kollegen aus der Nachbar- und Geburtsstadt Würselen bezeichnete, wo der gelernte Buchhändler als Bürgermeister im Dreiländereck nach eigenen Worten „wie jeder Bürger automatisch so etwas wie ein Instinkteuropäer“ sei.  Als Junge stand Schulz mit seiner Mutter auf dem Marktplatz, wenn von der Treppe des Aachener Ratshauses die Karlspreisträger winkten. Schulz ist ein Kind der Region. Und heute würdigt ihn ein Bundespräsident Joachim Gauck mit den Worten: „Schulz hat da begonnen, wo man den Bürgern zuhören muss.“ Nicht allein die politischen Eliten seien gefordert die Geschichte der EU weiterzuentwickeln, sondern vor allem die Bürger, betonte Gauck. Als Wegbereiter für die Stärkung des Europäischen Parlaments und somit Förderer der demokratischen Strukturen innerhalb der EU, lobte ihn Hollande. Er reichte dem frankophilen Schulz die Hand zu gemeinsamen Schritten in der Zukunft. König Abdullah II.sprach von der Hoffnung auf Frieden, vor allem für die Zukunftschancen der vielen jungen Menschen in seinem Land. Martin Schulz sei einer, der sich immer um die so wichtige Verständigung bemühe …

„Türen und Fenster im Haus Europa öffnen“

„Türen und Fenster im Haus Europa öffnen, damit die Menschen hineinschauen können“, das sei die stärkste Motivation für ihn als Präsident des Europäischen Parlaments, hob der Preisträger hervor. Er warnte vor einem „Rückzug in die nationalstaatliche Idylle als Insel der Glückseligen“ und rief die gemeinsamen Errungenschaften und bürgerlichen Rechte in Erinnerung. Außerdem, „wer will schon wieder Grenzen haben?“, fragte er unter großem Beifall. Auch wenn der  weitere Weg in Europa über einige Unebenheiten hinweg führt, außergewöhnliche musikalische Unterstützung gab es in Aachen zur Freude aller Gäste: „Über sieben Brücken musst Du geh’n“, sang Peter Maffay zum Abschluss für den „Brückenbauer“ und Freund Martin Schulz. Momente des Glücks …
(Frank Fäller)


Alte Freunde – auf Augenhöhe: Peter Maffay und Martin Schulz.   © Stadt Aachen/Andreas Herrmann


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