Maruša Sagadin zeigt interaktive Installation in der Rotunde der Schirn

Maruša Sagadin, Selbe Schuhe, andere Wohnung (Marjetka), 2020, Beton, Holz, Pigment, Farbe, 50 x 126 x 77 cm, Werk © Maruša Sagadin / VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto © Cäcilia Brown

schirn-logoFrankfurt/Main. Anlässlich des Ehrengastauftritts Sloweniens auf der Frankfurter Buchmesse 2023 präsentiert die Schirn Kunsthalle Frankfurt vom 21. September bis zum 14. Januar 2024 in ihrer öffentlich zugänglichen Rotunde Maruša Sagadin (*1978) mit einer neuen, interaktiven Installation.

Soziale Aspekte

Wer baut, was, für wen und wo? Beeinflusst durch die Architekturgeschichte kreist Maruša Sagadins künstlerische Auseinandersetzung um die einem Gebäude oder Ort zugrunde liegenden sozialen Aspekte. Ihre Arbeiten bewegen sich an der Schnittstelle von privatem und öffentlichem Raum und vereinen Elemente aus Architektur, Skulptur und Malerei. Mit „Luv Birds in toten Winkeln“ interagiert die Künstlerin mit den Bedingungen der Schirn Rotunde und versammelt monumentale Skulpturen aus drei zentralen Werkgruppen, die an Durchgänge, Säulen und Bänke erinnern und von den Besucherinnen und Besuchern durchquert und zum Verweilen genutzt werden können.

Bild 2 Noses
Maruša Sagadin, „Luv Bird“ (Noses), Detail, 2023, Karton, Holz, Spachtelmasse, Polymer-Acryl, Pigmente, Metall, 365 x 140 x 80 cm, Werk © Maruša Sagadin / VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto © Simon Veres

Neue Perspektiven auf das Stadtbild

Dr. Sebastian Baden, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, erläutert: „Mit ihrer eigens für die Schirn-Rotunde geschaffenen Installation lädt Maruša Sagadin dazu ein, den öffentlichen Raum neu zu betrachten und zu besetzen. Der Künstlerin ist es ein Anliegen, mit ihren Skulpturen Infrastrukturen zu schaffen, die ohne Bedingungen funktionieren und somit neue Formen der Zugänglichkeit und Interaktion ermöglichen. Damit setzt Sagadin wichtige Impulse, um diskursive Festschreibungen zu hinterfragen. Ihre Kunst eröffnet neue Perspektiven auf unser Stadtbild wie auch auf Körperlichkeit, Kommunikation und Teilhabe in der Gesellschaft.“

Feminismus

Marie Oucherif, Kuratorin der Ausstellung, betont: „In ihren Arbeiten beschäftigt sich Maruša Sagadin mit Fragen zu Raumentwürfen, Bildhauerei und Feminismus. Diese drei Elemente vereint die Installation in der Rotunde der Schirn und regt damit zum Nachdenken über soziale und geschlechtliche Ungleichheiten an, die in den öffentlichen Stadtraum eingeschrieben sind.

Sagadins Werke verbinden Leichtigkeit und Freude mit tiefgründiger Reflexion.

Bild 3 Tongues
Maruša Sagadin, „Luv Birds“ (Tongues), Detail, 2023, Karton, Holz, Spachtelmasse, Polymer-Acryl, Pigmente, Metall, 325 x 170 x 200 cm, Werk © Maruša Sagadin / VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto © Simon Veres

Mit dem toten Winkel als gedanklichem Ausgangspunkt ihrer Installation in der Rotunde der Schirn nimmt Sagadin Widersprüchlichkeiten in den Blick, die im Stadtraum sekundären Architekturen wie Treppen oder Häuserfluchten innewohnen. So können tote Winkel per Definition schwer einsehbar, gefährlich oder hinderlich sein, gleichzeitig aber auch als Orte des Rückzugs, Ausruhens oder Versteckens genutzt werden. Ihre Skulpturen aus Holz, Beton und Karton vermitteln durch ihre kulissenhafte Anmutung, bunte Farben, cartooneske Elemente und ausufernde Formen eine Zugänglichkeit, die zu einer unmittelbaren Interaktion einlädt. Die humorvollen Titel der Arbeiten wirken dabei oft wie parodierte Sprichwörter, die spielerisch den Bruch zwischen Sprache und Zuordnung aufzeigen.“

Vier Arbeiten

Wiederkehrende Elemente in Sagadins Werken sind stilisierte Körperformen,   die Intimität erzeugen: So treten etwa die vier eigens für die Ausstellung entstandenen Arbeiten Luv Bird (Noses), Luv Birds (Tongues), Luv Bird (Belly) und Schlechter Witz (alle 2023) durch überproportionierte Körperteile in

direkte Beziehung mit den Betrachterinnen und Betrachtern. Andere Arbeiten wie Paravent (2022) oder Nasse Füsse (2022) unterbrechen die gewohnten Durchgänge durch die Rotunde, sie schaffen Zwischenräume für alternative Perspektiven und eröffnen neue Wege durch den Raum. Daneben bieten die skulpturalen Bänke auf ihnen zu verweilen und wie auf gemütlicheren Gehsteigkanten zu sitzen.

Maruša Sagadin (*1978, Ljubljana) lebt und arbeitet in Wien. Sie studierte Architektur an der Technischen Universität Graz sowie Performative Kunst und Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien. Sie wurde in internationalen Institutionen in bedeutenden Gruppen- und

Einzelausstellungen präsentiert, darunter das MAK Center for Art and Architecture, Mackey Apartments Garage Top, Los Angeles (2022); die Cukrarna Gallery, Ljubljana (2022); das Belvedere 21, Wien (2021); das Künstlerhaus, Halle für Kunst und Medien, Graz (2018); die Secession, Wien (2018) pk

Bild 4 Porträt Sagadin
Maruša Sagadin, Porträt, Foto © Anna Breit