Karin Kneffel zeigt „Face of a Woman, Head of a Child“ in Kleve und Burgdorf

Karin Kneffel im Atelier. Foto- Eberhard Knauber.

Klewe. „Face of a Woman, Head of a Child“ ist die großangelegte Doppel-Ausstellung von Karin Kneffel überschrieben, die die Düsseldorfer Künstlerin vom 29. Oktober bis zum 19. Februar 2024 im Museum Kurhaus Klewe zeigt. Vom 23. März bis 01. September 2024 folgt Teil zwei der Schau im Museum Franz Gertsch in Burgdorf (Schweiz).    

Frugale Verlockung

Bild 3 Weintrauben
Karin Kneffel: o.T. 2023. Foto: Achim Kukulies

Monumentale Gemälde mit bildfüllenden, vollreifen Äpfeln und Weintrauben haben Karin Kneffel international berühmt gemacht. Sie zeigen nicht nur bloßes Obst, sondern fungieren als frugale Verlockung und Betörung. Sie funktionieren bei Betrachterinnen und Betrachtern auf einer intuitiven Ebene und erwecken sinnbildliche Assoziationen von Verführung und Fruchtbarkeit.

Im Museum Kurhaus Kleve und im Museum Franz Gertsch (Schweiz) präsentiert Karin Kneffel eine neue, in Museen bislang noch nicht gezeigte Werkserie, die sie während der durch das Coronavirus bedingten Isolation der vergangenen Jahre geschaffen hat. Bis auf wenige Ausnahmen macht die Künstlerin erstmals überhaupt das Menschenbild zum Thema dieser neuen Serie. Sie malt mittelalterliche Madonnenstatuen des 14. bis 16. Jahrhunderts mit einer besonderen farbigen Fassung, die sie vornehmlich im süd- als auch norddeutschen Raum gefunden hat.

Gesichter der Figuren

Dabei konzentriert sie sich ausnahmslos auf die Gesichter der Figuren, die sie zum Hauptsujet ihrer eindrucksvollen neuen Werkgruppe erhebt. Diese besteht immer aus einem Diptychon: sowohl dem Madonnenantlitz als auch dem ihres dazu gehörigen Jesusknaben. Zwischen den skulpturalen Gesichtern werden vielfältige Bezüge deutlich: die Ekstase als auch Entrückung der Madonnen, die auf ihr Jesuskind herabsehen und dabei sowohl ihre eigene Rolle als Gottesmutter wie auch das Mitleid und Erbarmen im Angesicht des Schicksals ihres Kindes reflektieren. Die Kinder wiederum spiegeln kindlichen Frohsinn, liebevolle Hingabe oder prophetische Weitsicht wider.

Bild 4 Feuerbild
Karin Kneffel: o.T. 1996. Foto: Achim Kukulies

Germanistik und Philosophie

Karin Kneffel ist eine der wichtigsten Malerinnen unserer Zeit. 1957 in Marl geboren, lebt und arbeitet sie heute in Düsseldorf. Bevor sie sich der bildenden Kunst zuwandte, studierte sie in Münster und Duisburg-Essen womit sie sich das inhaltliche Rüstwerk für ihre komplexen Bildwelten aneignete. An der Düsseldorfer Kunstakademie studierte sie bei Johannes Brus und Norbert Tadeusz. Bei Gerhard Richter schloss sie schließlich ihr Studium als Meisterschülerin ab, dessen Motive sie unter anderem fragmentarisch abmalte oder kunsthistorisch versiert zitierte. Mit dem Lingener Kunstpreis und als Stipendiatin der Villa Massimo in Rom erhielt Kneffel schon früh Preise und Auszeichnungen. Sie unterrichtete u.a. an der Iceland Academy of the Arts in Reykjavik, Island, an der Hochschule für Künste in Bremen oder an der Akademie der Bildenden Künste München.

Neue Serie

Bild 2 Madonnen

Karin Kneffels neue Werkgruppe mit Madonnen beschäftigt sich auf moderne und komplexe Weise mit diesem religiös wie kunsthistorisch aufgeladenen Thema. Neben den Madonnenbildern wird die Ausstellung an beiden Stationen durch weitere Werkgruppen von Karin Kneffel ergänzt, so dass die Präsentation nicht nur eine religiös anmutende, sondern gesamtgesellschaftlich interessante Komponente erhält. So werden Obstbilder zu sehen sein (monumentale Äpfel, Weintrauben oder Pfirsiche), aber auch Bilder mit Putten, Kerzenbilder, Feuerbilder, Kirchen- und Beichtstuhlbilder, Tropfenbilder und mehr. Erstmals überhaupt werden Josephsbilder zu sehen sein, die Kneffel nicht wegen des christlich konnotierten Gehalts malte, sondern aus dem modern anmutenden Grund, dass er, wie die Künstlerin sagt, „ein uneheliches Kind großzog“. pk