Im Museum Ludwig Köln: Projekt „Hier und Jetzt“: Antikolonialer Streifzug durch die Sammlung

Paula Baeza „Pailamilla Still“ der Videoperformance „Cartonier“, Zürich, 2020 © Kamera: José Cáceres

Köln. Das achte Projekt der Ausstellungsreihe „Hier und Jetzt“ im Museum Ludwig (Laufzeit: 8. Oktober bis 5. Februar 2023) unternimmt einen antikolonialen Streifzug durch die ständige Sammlung.

Lateinamerika

Zusammen mit den Künstlerinnen und Künstlern Daniela Ortiz (*1985 in Peru), Paula Baeza Pailamilla (*1988 in Chile), Pável Aguilar (*1989 in Honduras) und Paloma Ayala (*1980 in Mexiko) blickt das Kölner Haus mit kritisch-neugierigem Blick auf künstlerische Positionen aus Lateinamerika. Welche lateinamerikanischen Künstlerinnen und Künstler finden sich in der Sammlung? Welche Werke gilt es kritisch zu hinterfragen, welche bieten Gegenmodelle an?

Daniela Ortiz Patria Potestas. Jus Sanguinis, 2021 © Daniela Ortiz

Kollektive Aktionen

Daniela Ortiz engagiert sich in ihrer Kunst für einen antirassistischen und antikolonialen Diskurs. In ihrer Malerei zeigt sie eine eigene Perspektive auf Max Ernsts „Die Jungfrau“ züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen: André Breton, Paul Eluard und dem Künstler (1921). Paula Baeza Pailamilla ist Mapuche-Künstlerin und beschäftigt sich unter anderem mit kulturellen Praktiken ihrer indigenen Vorfahren. Ihr Interesse gilt kollektiven Aktionen, die den eigenen Körper politisch, sozial und historisch verorten. Für die Ausstellung wird Baeza Pailamilla eine Performance und Videoinstallation entwickeln, die sich mit Schokoladenproduktion beschäftigt. Ausgangspunkt der Museumsgründung 1976 war die Schenkung Peter und Irene Ludwigs, deren Vermögen sich in erster Linie der multinationalen Produktion und dem Vertrieb von Schokolade verdankte.

Paula Baeza „Pailamilla“, (Etnoturismo), 2017 © Paula Baeza Pailamilla

Klangskulpturen

Innerhalb der ständigen Sammlung des Museums wird der Soundkünstler Pável Aguilar mit Klangskulpturen und Installationen intervenieren. Die Künstlerin Paloma Ayala wird für die Besucherinnen und Besucher Tonfiguren zum Anfassen herstellen, die während der Ausstellungslaufzeit fortlaufend erweitert und verändert werden. Darüber hinaus soll in einem eigens konziperten Rahmenprogramm ein Dialog mit den Besucherinnen und Besuchern entstehen, was antikoloniale Eingriffe bedeuten könnten.

Marta Minujín „My Mattress“, 1962 Museum Ludwig, Köln © Marta Minujín Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln/ Marleen Scholten

QR-Codes

Die künstlerischen Arbeiten machen, verteilt über das ganze Haus, existierende Machtverhältnisse sichtbar – so setzt sich Pável Aguilar, wie es im Ausstellungstext heißt, „mit dem exotisierenden Blick expressionistischer Künstler auseinander und dreht ihn um. Ein Glossar sowie QR-Codes, die an unterschiedlichen Werken platziert sind, geben Hinweise auf die lange diskriminatorische Geschichte der Institution Museum selbst.“ Gleichzeitig weisen die aufgeworfenen Fragen in die Zukunft: Wie können wir antikolonial agieren, wenn wir in kolonialen Strukturen operieren? Kann ein Museum mit vorwiegend weißen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern antikolonial sein? Sich anderen Perspektiven zu öffnen kann auch bedeuten, indigenen Wissensformen Raum zu geben — etwa, um nachhaltige Formen des Lebens und Wirtschaftens im Einklang mit der Natur zu entdecken. Die Ausstellung „Hier und Jetzt“ wir kuratiert von Joanne Rodriguez. pk