Ausgezeichneter Verbraucherjournalismus 2023

© VZ NRW/Mathias Kehren

Verbraucherzentrale NRWDie Verbraucherzentrale NRW verleiht zum zweiten Mal ihren Journalistenpreis und stärkt damit Qualitätsjournalismus, der für Augenhöhe zwischen VerbraucherInnen und Anbietern sorgt

  • Sechs Autorinnen und Autoren erhalten die Auszeichnung in vier Kategorien
  • Die Siegerbeiträge analysieren Lebensmittelpreise, Pflegekosten, Aligner-Angebote und Gefahren durch Nahrungsergänzungsmittel
  • Pro Kategorie gibt es ein Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro

Mehr als 70 Bewerbungen gingen ein, nun stehen die SiegerInnen des Journalistenpreises der Verbraucherzentrale NRW 2023 fest. Im feierlichen Rahmen erhielten die GewinnerInnen am 26. September 2023 in Düsseldorf ihre Auszeichnungen. Die Verbraucherzentrale NRW würdigt mit dem Preis journalistische Arbeiten, die Verbraucherrechte stärken und betroffene Menschen in besonders gelungener Art und Weise aufklären.

Beiträge in vier Kategorien wurden in diesem Jahr im glasüberdachten Innenhof des Düsseldorfer Maxhauses ausgezeichnet. „Verbraucherjournalismus ist anspruchsvoll und oft mit umfangreichen Recherchen verbunden“, sagt Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW zur Begrüßung. „Deshalb setzen wir mit diesem Preis ein Zeichen und möchten die wichtige Qualitätsarbeit vieler JournalistInnen gerade in publizistisch unsicheren Zeiten unterstützen.“

Die siebenköpfige Jury aus Journalismus, Wissenschaft und Verbraucherschutz hat insgesamt 74 Beiträge gesichtet. Elf schafften es in die finale Entscheidung. Die Siegerbeiträge erfüllen nach Ansicht der JurorInnen die Anforderungen der Bewertungskriterien in hervorragender Weise. „Verbraucherjournalismus erfordert eine präzise Recherche und bietet den Menschen im besten Falle Orientierung im Dschungel der Angebote, egal ob es um Gesundheit, Heizkosten oder einen Handyvertrag geht“, so Vorstand Wolfgang Schuldzinski. „Die ausgezeichneten Beiträge greifen wichtige Verbraucherthemen auf, machen ihre Recherchen transparent und sorgen so für Augenhöhe zwischen Verbraucherinnen und Anbietern.“

Die PreisträgerInnen 2023 im Überblick

Die Siegerbeiträge analysieren Lebensmittelpreise, Pflegekosten, Aligner-Angebote und Gefahren durch Nahrungsergänzungsmittel

Kategorie Audio-visuell: Philip Strunk, 1LIVE (WDR), für den Beitrag: „Aligner aus dem Internet – einfach schöne Zähne oder Abzocke?“

Zahnspangen sind heute kaum noch jemandem unangenehm. Zusätzlich expandiert der Markt mit sogenannten Alignern, also Kunststoffschienen statt Metallbrackets zur Zahnbegradigung. Vor allem viele InfluencerInnen werben bei der jungen Zielgruppe dafür. Neue Anbieter locken mit günstigen Preisen und digitaler Kontrolle. Doch der Weg zum „perfekten Lächeln“ kann problematisch sein. ZDF-Journalistin und Jury-Mitglied Dorthe Ferber lobt in ihrer Laudatio den als Themenschwerpunkt bei 1LIVE (WDR) konzipierten Beitrag inklusive Instagramstory: „Philip Strunk greift mit ‚Aligner aus dem Internet‘ ein für junge Menschen relevantes Thema auf und produziert infostarke und verbrauchernahe Beiträge für Radio und Instagram.“

Kategorie Print/Online: Simon Haas, Neue Zürcher Zeitung (Berliner Büro), für den Beitrag: „Preismonitor: Was im Supermarkt teurer oder billiger wird“

Ob für Gurken, Butter oder Ketchup – der rasante Anstieg der Lebensmittelpreise ist für viele Menschen ein großes Problem. Kaum ein Journalist beleuchtet das so systematisch wie Simon Haas und das Team der Berliner Redaktion der Neuen Zürcher Zeitung. Haas vergleicht die Preisentwicklung bei Produkten

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Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW © VZ NRW/Artes

der Eigenmarke „ja“ des Kölner Rewe-Konzerns mit der Durchschnitts-Teuerung aller Marken– und zeigt, dass ausgerechnet bei den als preiswert geltenden Eigenmarken der Supermarktketten der Preisanstieg am größten ist. „Das ist eine große Rechercheleistung und schafft eine wichtige Transparenz, besonders für Menschen mit wenig Geld“, hebt Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW und Mitglied der Jury, in seiner Laudatio hervor. „Solch fachkundige und hartnäckige AutorInnen, die zudem ihre Methodik offenlegen, stehen für beeindruckenden Qualitätsjournalismus“, ergänzt Schuldzinski.

Kategorie Lokaljournalismus: Barbara Hoynacki und Peter Szymaniak, WAZ Oberhausen, für den Beitrag: „Bis zu 3.000 Euro für ein Altenheim-Zimmer“ / „Pflegenotstand empört immer mehr Betroffene“

Gleich auf mehreren Seiten im Lokalteil Oberhausen der WAZ machen Barbara Hoynacki und Peter Szymaniak den Pflegenotstand konkret. Für eine Schwerpunktausgabe ermittelten sie die Preise der Altenheime in Oberhausen von 2022 im Vergleich zu 2020 und zeigen auf, was Menschen vor Ort erleben. „Die Artikel sind gut recherchiert und sachlich aufgeschrieben, ganz ohne überflüssige Rührseligkeit. Und trotzdem sind die Beiträge nah an den Menschen und durchaus emotional. Davon möchten wir mehr im Lokaljournalismus sehen und hören“, unterstreicht Jury-Mitglied Simone Jost-Westendorf, Leiterin des Journalismus Lab der Landesanstalt für Medien NRW, in ihrer Laudatio. Denn gerade dass verständlich und anschaulich über Fehlentwicklungen in der Gesellschaft berichtet werde, mache die Bedeutung von Journalismus aus. „Das ist vital für unsere Demokratie. Und deshalb brauchen wir Lokaljournalismus in seiner Vielfalt.“

Kategorie Nachwuchs: Jana Heck und Lucas Tenberg, WDR.de/Quarks, für den Beitrag „Fast jedes zweite Nahrungsergänzungsmittel beanstandet (Datenrecherche)“

Die Verkaufszahlen für Nahrungsergänzungsmittel steigen stetig, obwohl sie häufig nicht nötig sind. Für die wissenschaftlich orientierte Redaktion „Quarks“ des WDR gehen Jana Heck und Lucas Tenberg der Sache allerdings noch tiefer auf den Grund: Sie nahmen die Kontrolle der Nahrungsergänzungsmittel unter die Lupe und stellen in ihrem Beitrag fest, dass die Summe der problematischen Mittel nicht zentral gesammelt wird. Und auch zu den Kontrollen fehlen Zahlen. Dabei werden in Nahrungsergänzungsmitteln immer wieder gefährliche Substanzen gefunden. Jury-Mitglied Dr. Barbara Brandstetter, Professorin für Wirtschaftsjournalismus an der Hochschule Neu-Ulm, lobt die Datenrecherche: „Der Artikel verdient eine Auszeichnung, da er in akribischer Detailarbeit und umfassender Recherche die unzureichenden Kontrollen von Nahrungsergänzungsmitteln dokumentiert. Der Beitrag leistet somit einen wertvollen Beitrag zur Verbraucheraufklärung und -sicherheit.“

Ausschreibung für 2024 startet im November

Auch 2024 zeichnet die Verbraucherzentrale NRW wieder journalistische Arbeiten mit ihrem Journalistenpreis aus. Die Bewerbungsfrist für die nächste Ausschreibung startet am 1. November 2023. Der Preis ist gefördert aus Mitteln der Verbraucherschutzstiftung NRW.

Weitere Informationen zum Journalistenpreis unter:
Verbraucherzentrale NRW Journalistenpreis