Mitgliederversammlung des BSI 2023

Uwe Knop, Diplom-Ernährungswissenschaftler und Medizin-PR-Experte, Eschborn, hinterfragt „MORAL statt EVIDENZ … oder wie der Nanny-State seinen Bürgern Gesundheitsmärchen auftischt“ –
Priv.-Doz. Dr. Alfred Uhl, Stellvertretender Leiter des Englischen Doktoratsstudiengangs der Fakultät Psychotherapiewissenschaft an der Sigmund Freud Privatuniversität (SFU), Wien/Österreich, analysiert Liberalismus versus Paternalismus –

Prof. Dr. Christiane Woopen, Direktorin, Center for Life Ethics, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Bonn, referiert über „Freiheit, Verantwortung und das rechte Maß“ –

Dr. Gregor Zwirn, Wissenschaftlicher Berater, spiritsEUROPE, Brüssel/ Belgien, informiert über fehlende Evidenz bezüglich Wirksamkeit von Piktogrammen

Hamburg/Bonn (BSI) – Anlässlich der 48. Ordentlichen Mitgliederversammlung des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosen- Industrie und -Importeure e. V. (BSI) am 17. Mai 2023 in Hamburg richtete Michael Kruse, Mitglied des Deutschen Bundestages (FDP), Energiepolitischer Sprecher und Berichterstatter für Häfen der FDP-Bundestagsfraktion, Berlin, ein kurzes Grußwort an die Anwesenden.

Zum Themenkomplex „Gibt es noch einen verantwortungsvollen Umgang mit alkoholhaltigen Getränken oder folgt das Diktat des risikolosen Lebens?“ informierte Uwe Knop, Diplom-Ernährungswissenschaftler und Medizin-PR- Experte, Eschborn, in seiner Analyse zum Thema „MORAL statt EVIDENZ … oder wie der Nanny-State seinen Bürgern Gesundheitsmärchen auftischt“ u. a. wie folgt: „Beim Thema Essen und Trinken fehlen die wissenschaftlichen Belege, welcher Konsum wovon in welcher Menge gesund oder ungesund ist. Daher werden keine evidenzbasierten Empfehlungen, Forderungen oder gar Verbote ausgesprochen, sondern vage Vermutungen basierend auf schwachen Korrelationen werden mit zeitgemäß-erwünschter Moral unterlegt – und den Bürgern dann als ‚wissenschaftlich belegt‘ verkauft. So mischt sich der Nanny- State evidenzfrei in den elementarsten Bereich des Lebens ein: der genussvollen Ernährung zur Lebenserhaltung. Davon sollte man sich jedoch nicht verunsichern oder gar im Handeln beeinflussen lassen, sondern gerne auch mal die Absender – zum Beispiel Ministerien, Verbände oder Fachgesellschaften – entsprechender Empfehlungen direkt fragen: Welche Kausalevidenz liegt Ihren Forderungen zugrunde?“, so Ernährungswissenschaftler und Buchautor Uwe Knop.

Priv.-Doz. Dr. Alfred Uhl, Stellvertretender Leiter des Englischen Doktoratsstudiengangs der Fakultät Psychotherapiewissenschaft an der Sigmund Freud Privatuniversität (SFU), Wien/Österreich, ging in seiner Analyse auf die Thematik „Alkoholpolitischer Diskurs im Spannungsfeld zwischen Liberalismus und Paternalismus – was macht Sinn?“ ein.

Prof. Dr. Christiane Woopen, Direktorin, Center for Life Ethics, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Bonn, informierte in ihrem Vortrag zum Thema „Freiheit, Verantwortung und das rechte Maß“ u. a. wie folgt: „Alkohol ist nicht nur eine chemische Substanz, er ist ein Phänomen mit vielen Gesichtern und fordert unsere Freiheit und Verantwortung als Kulturgut und Wirtschaftsfaktor, als Genussmittel und Zellgift, als Luxusartikel und Gesundheitsrisiko, als Quelle von Gemeinschaft und Einsamkeit heraus. Einen angemessenen Umgang mit Alkohol müssen nicht nur Konsumierende, sondern auch Hersteller, Verbände, Politiker, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen finden. Sie müssen sich selbst und der Gesellschaft gegenüber Antworten auf die Frage nach dem jeweils rechten Maß ihres Tuns geben, und auch auf die Frage, welche ethischen Kriterien sie bei ihren Antworten leiten.“

Dr. Gregor Zwirn, Wissenschaftlicher Berater, spiritsEUROPE, Brüssel/Belgien, führte zum Thema „Warnhinweise“ u. a. aus: „Die aktuelle Evidenzlage besagt, dass Gesundheitswarnhinweise inklusive Piktogramme keine adäquaten – dass heißt weder direkte noch effiziente – gesundheitspolitische Maßnahmen sind, um alkoholspezifische Erkrankungen zu reduzieren, da Warnhinweise nicht zu direkten Verhaltensänderungen führen. Sollten diese Maßnahmen darauf abzielen, die gesellschaftliche Akzeptanz bzw. Toleranzschwelle von alkoholhaltigen Getränken zu reduzieren, wäre eine ehrliche, breite und offene Diskussion über gesellschaftliche Wertvorstellungen vorweg zu führen.“

Dem öffentlichen Teil der Mitgliederversammlung des BSI vorangegangen war eine interne Sitzung, in welcher neben Nachwahlen in das Präsidium – bis zu den regulären Wahlen 2024 – (vgl. auch Presse „BSI Aktuell“ Nr. 3/2023) Verbandsfragen zu den Entwicklungen in Deutschland, der EU und international sowie zu den verschiedenen aktuellen Themen des BSI – insbesondere auch zu den Aktivitäten im Rahmen des „Arbeitskreises Alkohol und Verantwortung“ des BSI Bezug genommen wurde (www.massvoll-geniessen.de).