Arp Museum rückt mit seinem Jahresprogramm 2024 die Frauen ins Zentrum

Fede Galizia: „Judith und Holofernes“, 1601–10 © Palacio Real de La Granja de San Ildefonso, Segovia, Patrimonio Nacional

Logo Arp Museum Bahnhof Rolandseck Remagen

Remagen. „Frauen und Feminismus“ ist eines der vorherrschenden Themen im Jahresprogramm 2024 des Arp Museums. Das Ausstellungsjahr wird am 25. Februar mit der großangelegten Schau „Maestras. Malerinnen 1500-1900“ eröffnet. Noch bis zum 21. Januar 2024 läuft die vielbeachtete Ausstellung „Christiane Löhr. Symmetrien des Sachten.“

Hochkarätige Werke

„Maestras. Malerinnen 1500-1900“ vereint unter anderem Werke, „die bisher noch nie oder sehr selten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden“, sagt Museums Chefin Julia Wallner. Bei ihrem kürzlichen Besuch im Museo Nacional Thyssen-Bornemisza in Madrid konnte sich Wallner, wie sie gegenüber dem KABINETT verriet, ein Bild von diesen „hochkarätigen Werken“ machen. Insgesamt 46 Arbeiten aus bedeutenden europäischen Museen und Privatsammlungen einschließlich der Werke aus der hauseigenen Sammlung Rau werden vom 25. Februar bis zum 16. Juni in Remagen gezeigt. Das ganze ermöglicht durch die Kooperation des Arp Museums mit dem Museo Nacional Thyssen-Bornemisza in Madrid.

Meisterinnen

Die Ausstellung präsentiert nicht nur die in ihrer Zeit gefeierten Künstlerinnen wie Artemisia Gentileschi, Élisabeth Vigée-Le Brun oder Mary Cassatt sondern auch neu zu entdeckende Meisterinnen. Sie alle trotzten den erschwerten Zugängen und fanden eigene künstlerische Wege. Das Spektrum reicht von mittelalterlichen Buchmalerinnen aus Nonnenklöstern über Künstlerinnen der Barockzeit, die in der väterlichen Werkstatt lernten, bis hin zu den Wegbereiterinnen der Moderne (Sophie Taeuber Arp), die früh für ihren gleichberechtigten Platz einstanden.

Kunstkammer Rau

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Kiki Smith: „Sky“, 2012 © Kiki Smith, courtesy Pace Gallery

Die Kunstkammer Rau ist der Austragungsort für die Ausstellung „Kiki Smith. Verwobene Welten“ (Laufzeit: 21.April bis 20. Oktober). Die US-amerikanische Künstlerin Kiki Smith (*1954) gehört zu den einflussreichsten feministischen Künstlerinnen ihrer Generation und ist seit den 1980er Jahren eine wichtige Stimme im internationalen Kunstbetrieb. Die in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin entwickelte Schau vereint rund 50 Werke. Im Zentrum stehen ihre großformatigen, gewebten Wandteppiche. Deren Bildfolgen zeigen Pflanzen und Tiere, Gestirne und Gewässer sowie Adam und Eva als biblische Urfiguren, die in einer aus der Schöpfungsgeschichte gespeisten Erzählung miteinander verwoben sind. Die eindrucksvoll gestalteten farbigen Tapisserien, teils mit Silberfäden durchwirkt, handbemalt und mit Blattgold versehen, vereinen überzeitlich Gültiges mit unserer unmittelbaren Gegenwart in einer großen Eindringlichkeit und poetischen Klarheit. Darüber hinaus sind Skulpturen, klein- und großformatige Zeichnungen, Kupfertiefdrucke, Fotografien und Collagen zu sehen, die den komplexen Entstehungsprozess der schöpferischen Welt der Künstlerin zeigen.

Zurück zu DADA

Bild 3 Dada
Baroness von Freytag-Loringhoven, um 1920 © Library of Congress, Washington D.C., Prints & Photographs Division, Foto: unbekannt

Vom 07.Juli 2024 bis 12.Januar 2025 lässt das Arp Museum erneut DADA aufleben. Zur Erinnerung: 2016 feierte das Haus mit der Ausstellung „Alles DADA oder was?“ das 100jährige Bestehen dieser besonderen Kunstströmung.  „Der die DADA“ so der Titel dieser Schau rückt die Frauen ins Zentrum, die als Performerinnen, Dichterinnen und Malerinnen DADA wesentlich geprägt haben.

Emanzipation

Elsa von Freytag-Loringhoven, Sophie Taeuber-Arp, Emmy Hennings, Hannah Höch und viele weitere Künstlerinnen waren maßgeblich an der subversivsten Kunstströmung des 20. Jahrhunderts beteiligt. Anders als die selbsterklärten Gründungsväter des DADA gerieten sie jedoch schnell in Vergessenheit. In ihren Werken thematisieren sie Identität wie Sexualität und hinterfragen bürgerliche Normen. Zugleich zeigen die Werke von den Künstlerinnen neue Konzepte von Männlichkeit, die sich angesichts des Militarismus der Zeit von traditionellen Mustern lösen. Gemeinsam haben sie aktiv wie aktionistisch zur Durchlässigkeit von Geschlechterrollen beigetragen. Erstmals zeigt die umfangreiche Ausstellung den vielfältigen Beitrag von Frauen und untersucht das freiheitliche Streben nach Emanzipation in der DADA-Bewegung. Ergänzende zeitgenössische Positionen machen die Auswirkungen bis in die heutige Zeit sichtbar.

Wasser als Schlusspunkt

Den Schlusspunkt des Jahres setzt die Ausstellung: „Im Fluss. Eine Geschichte über das Wasser.“ Anhand von annähernd 50 Meisterwerken der Malerei, soll, wie Museumsdirektorin Julia Wallner hervorhebt, „die Kunstgeschichte des Elements von 1600 bis in die Moderne erzählt werden“. Ausgehend von den Meeresstillleben des Barock und früher Landschaftsmalerei bis zu den Werken des Impressionismus wandele sich das Bild des Wassers. „Zwischen lebensspendender Schönheit und machtvoller Urgewalt verändern sich sowohl die Darstellungen als auch die Wahrnehmung des fließenden Elements. Die Auseinandersetzung mit dem Thema reflektiert zugleich unsere sich verändernde Sicht auf Landschaft und den menschlichen Umgang mit der Natur. Die besondere Lage des Arp Museums direkt am Rhein und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ahrgebiet öffnet eine zeitbezogene Dimension der Malerei aus vier Jahrhunderten. Deren Deutungshorizont verschiebt sich durch die spürbaren Folgen des Klimawandels bis hin zur Darstellung von Naturkatastrophen.“

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Claude Monet: „Die Felspyramiden von Port-Coton“, 1886 Arp Museum Bahnhof Rolandseck / Sammlung Rau für Unicef

In der Sammlung „Rau für Unicef“ nehmen die Werke des 19. Jahrhunderts aus Frankreich einen prominenten Raum ein. Herausragende Künstler wie Eugène Louis Boudin, Claude Monet und Paul Signac fanden in der Darstellung des Wassers Inspiration und Ausdrucksstärke. Das Arp Museum präsentiert diese Ausstellung vom 17. November 2024 bis zum 27. April 2025.  Peter Köster