Katalyse für eine flexible mehrdimensionale Kreislaufwirtschaft

Professor Klankermayer und Professorin Palkovits © „RWTH/ ITMC“

RWTH-Team um Regina Palkovits und Jürgen Klankermayer erhält Forschungspreis der Werner Siemens-Stiftung

Ein Team um Professorin Regina Palkovits vom Lehrstuhl für Heterogene Katalyse und Technische Chemie und Professor Jürgen Klankermayer vom Lehrstuhl für Translationale Molekulare Katalyse der RWTH Aachen erhält mit der Projektidee „catalaix: Katalyse für eine Kreislaufwirtschaft“ einen mit einer Million Schweizer Franken dotierten WSS-Forschungspreis der Werner Siemens-Stiftung (WSS) und schafft es damit ins Finale des Ideenwettbewerbs für ein WSS-Forschungszentrum. Insgesamt stehen sechs Teams aus Deutschland und der Schweiz im Finale dieses Wettbewerbs zur Erforschung von Technologien für eine nachhaltige Ressourcennutzung. Ausgestattet wird das WSS-Forschungszentrum mit 100 Millionen Schweizer Franken über einen Förderzeitraum von zehn Jahren. Basierend auf ihren Ideen werden die Preisträger bis Ende Oktober 2023 ihre detaillierten Konzepte ausarbeiten und die finale wettbewerbliche Entscheidung wird im Januar 2023 bekanntgegeben. Die Werner Siemens-Stiftung initiierte den Wettbewerb anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens.

Das Projekt „catalaix: Katalyse für eine Kreislaufwirtschaft“

Die chemische Industrie produziert eine Vielzahl von Erzeugnissen wie beispielsweise Verpackungen, Dämmstoffe, Textilien, Düngemittel oder Pharmazeutika, die für unser tägliches Leben unverzichtbar sind. Ein Großteil dieser Produkte landet am Ende ihrer Lebenszeit im Abfall. Die Forschenden um Professorin Regina Palkovits und Professor Jürgen Klankermayer möchten neue Verfahren des chemischen Recyclings erforschen, die dafür sorgen, dass diese bislang meist ungenutzten Abfallströme künftig zu wertvollen kreislauffähigen Ressourcen für die chemische Industrie werden. Gelingen soll dies durch die Entwicklung maßgeschneiderter Katalysatorsysteme und die Integration erneuerbarer Rohstoff- und Energiequellen in den Recyclingprozess.

Die Forschenden planen, in einem WSS-Forschungszentrum den Kunststoffmarkt in den Fokus zu setzen, der aufgrund seiner bisher geringen Recyclingquoten besonderes Handlungspotenzial besitzt. In den Jahren 2000 bis 2019 wurden lediglich neun Prozent des weltweit produzierten Plastiks recycelt. Die Idee ist daher, Kunststoffe durch die Kombination von chemischen, elektrochemischen und mikrobiellen Verfahren in wiederverwendbare Ausgangsstoffe umzuwandeln. Die grundsätzliche Machbarkeit wurde bereits für diverse Kunststoffklassen demonstriert.

Die Idee der Forschenden geht über einzelne und isolierte Stoffkreisläufe hinaus. Das Team möchte die Kreislaufwirtschaft nach dem „Open-Loop-Prinzip“ weiterentwickeln. Das bedeutet: Die molekularen Bausteine, die nach dem neuen Recyclingkonzept als vielseitige Ausgangsstoffe entstehen, können erstmalig auch in andere Wertschöpfungsketten und Materialkreisläufe eingespeist werden. Damit soll die Grundlage für eine flexible, mehrdimensionale Kreislaufwirtschaft geschaffen werden, die die nachhaltige Transformation der Chemieindustrie unterstützt.