Retrospektve von Erinna König im Von der Heydt Museum Wuppertal

Erinna König: (Raumaufnahme). Vorne: „Taffel“, 2019. Mitte: „Der Weg“, 1985. Hinten links: „Schatten“, 1983. Hinten rechts: „Schräge Säule“, 2019. Nachlass der Künstlerin. © VG Bild-Kunst, Bonn 2023; Foto: Henning Krause

von der Heydt MuseumWuppertal. Das Von der Heydt-Museum präsentiert bis zum 25. Februar 2024 eine umfassende Ausstellung von Erinna König. Es ist die erste Retrospektive nach dem frühen Tod der Düsseldorfer Künstlerin im Oktober 2021.

König bearbeitete Gebrauchs- und Alltagsgegenstände durch skulpturale und malerische Eingriffe. Die vorgefundenen Dinge, Objekte und Materialien, sind Ausgangspunkte für neue Sichtweisen, die sich in ihrer Kunst auf sensible Art entfalten. Diese Dinge wurden präzise gewählt, stehen dabei nicht für sich, sondern dienen als Teil eines Ganzen. Durch ihre Bearbeitung und Kombinationen verwandelte die Künstlerin sie in Skulpturen, Objektbilder oder Installationen. Hierbei arbeitete sie assoziativ, ohne Deutungsvorgaben. König sah in den vorgefundenen Alltagsgegenständen nicht das Offensichtliche, nicht den Nutzen. So werden ausrangierte Kinostuhllehnen zur Maske, ein Reifen wird zur Gold gerahmten Blume und das Palästinensertuch zum Malgrund.

Komplexe künstlerische Strategie

Erinna König, geboren in Warstein 1947, studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Dieter Roth und Joseph Beuys und blieb nach ihrem Studium in Düsseldorf, wo sie ihr Atelier führte und ihre Position in der Kunstlandschaft von NRW festigte. In den 1960er und 1970er Jahren, zu Königs Studienzeit, wurde die Frage, ob abstrakt oder gegenständlich zu arbeiten sei, an den Akademien kontrovers diskutiert. Entschlossen, sich diesem Denken in Gegensätzen zu entziehen, ging sie ihren eigenen Weg und entwickelte eine komplexe künstlerische Strategie: Sie untersuchte sowohl Formen als auch Materialien um ihrer selbst willen, jedoch ohne Motive und Inhalte dabei zu vernachlässigen. Die Retrospektive des Von der Heydt-Museums umfasst eine repräsentative Auswahl aus Erinna Königs Gesamtwerk: Insgesamt werden etwa 50 Arbeiten aus der Zeit zwischen 1969 und 2020 gezeigt. Hinter diesem vielgestaltigen Schaffen verbirgt sich eine faszinierende Künstlerinnenpersönlichkeit, die sich auf ebenso sympathische wie humorvolle Weise als politisch bewusst und gesellschaftskritisch zu erkennen gibt.

Bild 2 A whiter shade of pale
Erinna König: „A whiter shade of pale“, 2011, Privatbesitz © VG Bild-Kunst, Bonn 2023; Foto: Egbert Trogemann.

Meisterschülerin bei Beuys

Die 1947 in Warstein im Sauerland geborene Erinna König begann 1967 ihr Studium an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Bis 1971 studierte sie dort Freie Kunst bei Teo Otto (Bühnenkunst), Dieter Roth (Grafik) sowie Joseph Beuys (Bildhauerei), dessen Meisterschülerin sie 1971 wurde. Sie war Mitbegründerin der Filmklasse und des Studentenparlaments. Zeitgleich ging sie in Bonn und Köln einem Studium der Philosophie, vergleichenden Religionswissenschaften, Judaistik sowie ostasiatischen Kunstgeschichte mit Schwerpunkt China nach. 1974 wurde sie mit dem Förderpreis der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf ausgezeichnet. 1983 erhielt sie ein Jahresstipendium der Stiftung Kunstfonds in Bonn. Erinna König war zeitweise als Lehrerin tätig und unterrichtete Kunst an Düsseldorfer Gymnasien. Im Wintersemester 2006/2007 war sie Vertretungsprofessorin an der Kunsthochschule Kassel.

Bild 3 Treppe
Erinna König: (Raumaufnahme) „Treppe“, 2019, Nachlass der Künstlerin. © VG Bild-Kunst, Bonn 2023; Foto: Henning Krause

„Der Westen leuchtet

Bereits seit 1969 stellte sie ihre Werke aus, in Gruppenausstellungen in Düsseldorf, Köln, Bonn, Hamburg, Berlin oder Zürich; 1984 folgte ihre erste Einzelausstellung in der Galerie „Beyerenzel“ in Düsseldorf, an die sich weitere Einzelschauen in Galerien in Düsseldorf, Bonn, Stuttgart und Neuss anschlossen. Im Jahr 2010 war sie in der Ausstellung „Der Westen leuchtet“ im Kunstmuseum Bonn vertreten, die Künstlerinnen und Künstler des Rheinlands gewidmet war. Die 63-jährige König gehörte hier zu den besonders stark beachteten Neuentdeckungen. pk