Doppel-Ausstellung mit der „Ida Dehmel-Kunstpreis“-Trägerin Susanne Krell

Künstlerin Susanne Krell und GEDOK-Präsidentin Ursula Toyka vor der Installation „Zur Zeit“. Foto: Peter Köster

Bonn/Neuwied. Die Konzeptkünstlerin Susanne Krell (GEDOK Bonn) ist erste Preisträgerin des „Ida Dehmel-Kunstpreises“ der GEDOK (Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstfördernden). Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert und wurde Krell nun im Bonner Kunstmuseum verliehen, das den ersten Teil ihrer Doppelausstellung „Zur Zeit und weiter“ (bis 29. März) ausrichtet. Parallel dazu läuft Teil 2 „Zur Zeit hier im Roentgen Museum Neuwied (bis zum 12. April).

Der „Ida Dehmel-Kunstpreis wurde Susanne Krell im Gedenken an das Lebenswerk von Ida Dehmel verliehen, die in diesem Jahr 150 Jahre alt geworden wäre. Die 1870 geborene Mäzenin aus Bingen am Rhein, vom NS-Regime 1942 in den Selbstmord getrieben, gründete 1926 das noch heute bestehende und einzigartige Netzwerk aus Künstlerinnen und Kunstinteressierten.

Spurensammlerin von Frottagen

Susanne Krell (Betzdorf/Sieg) wurde bekannt als Spurensammlerin von Frottagen bedeutsamer Orte in vielen Ländern, welche sie in ungewöhnlichen Projekten und Installationen verarbeitet. Mit drei besonderen Werken huldigt die Preisträgerin der Jubilarin. Krells Spurensuche begann in Bingen, dem abgerissenen Geburtshaus von Ida Dehmel, setzte sich über das ebenfalls zerstörte Wohnhaus in der Berliner Lennéstraße in Berlin fort und endete schließlich am Dehmelhaus in Hamburg. Aus allen drei Orten brachte sie Frottagen mit, Abriebe von Boden- oder Wandstrukturen auf Papier. Der Begriff Frottage stammt aus dem französischen Wortschatz. Es bedeutet „frotter“, übersetzt „reiben“. Die Frottage ist eine alte Drucktechnik, die bereits im alten China zur Anwendung kam und durch Max Ernst (1891 – 1976) wieder neu belebt wurde. Dabei wird die Struktur der Oberfläche bei einem Material oder bei einem Gegenstand durch das Abreiben auf ein Papier übertragen. Dafür wird ein Bleistift oder auch Kreide benutzt. Ihre drei Frottagen der Lebensorte von Ida Dehmel präsentiert sie in einem schwarzen Rahmen. Zudem entstand ein Video, das Krells Gang durch das weitghend erhaltene Dehmelhaus nacherlebar macht. „wir können die Künstlerin gleichsam bei ihrer Spurensuche begleiten“, so GEDOK-Präsidentin Ursula Toyka, die gemeinsam mit Susanne Krell die Ausstellung kuratiert.

Besonderes Stilmittel

Susanne Krell benutzt die Frottage als besonderes Stilmittel um Spuren zu sichern. So geschehen bei ihrer raumgreifenden Installation in einem der Seitenflügel des Museums. Einem Parcours gleich hat sie auf zehn Aluständern 80 farbige, verschieden große Nesseltücher aus 23 Ländern aufgehängt. Es ist übrigens das erste Mal, dass dieser Werkkomplex in so einem großen Umfang gezeigt wird. Jedes dieser Tücher zeigt charakteristische Strukturen des Ortes, an dem die Künstlerin ihre Tücher ausbreitete und das jeweilige Relief durchrieb. „Die Spuren zeigen den Abdruck, den die Oberfläche gibt“, so Krell. Ästhetisch interessieren die Künstlerin bei der Spurenabnahme die entstehenden Spuren, Punkte, Striche, Linien auf dem Stoff, nicht benennbare Formen, aber mit belegbarer Herkunft. „Sie zeigen einen Abdruck und sind individuell und einzigartig für den Ideenort, von dem sie stammen, einem Fingerabdruck ähnlich.“ Peter Köster