Walther König ist ART COLOGNE-Preisträger 2023

Köln. Novum bei der Preisvergabe des ART-Cologne-Preises: Erstmals ehren die ausrichtende Kölnmesse und der Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG) mit Walther König einen Buchhändler und Verleger. König wird am Freitag, den 17. November um 10.00 Uhr im Historischen Rathaus Köln den mit 10.000 Euro dotierten Preis entgegennehmen.



Studentenrevolte 1968

Weit über 4.000 Ausstellungskataloge, Monografien, Bildbände und Publikationen zur Ästhetik und Theorie der bildenden Kunst, Architektur und Fotografie sind seit Gründung des Verlagsbuchhandels Walther König im Jahr der Studentenrevolte 1968 erschienen. Der ART COLOGNE-Preis ehrt König (*1939), der mit seinem Lebenswerk als Verleger von Kunst- und Künstlerbüchern auf einzigartige Weise hervor ragt.

In der Begründung über König heißt es unter anderem: „In seinem Bücher-Kosmos zentriert sich ein Netzwerk nahezu aller Akteure der internationalen Kunstszene, der Künstlerinnen und Künstler, Autorinnen und Autoren, der Museen und Galerien, der Sammlerinnen und Sammler, der Kunstwissenschaftlerinnen und Kunstwissenschafter und Kulturfreunde. Walter König kennt den gesamten Kunstbetrieb von innen und verschafft ihm Sichtbarkeit nach außen. Mit seiner Arbeit als Buchhändler und Verleger trägt er entscheidend dazu bei, dass ein Diskurs über bildende Kunst auf höchstem Niveau stattfinden kann.“



Anfänge und Passion 


Die ursprüngliche Firmierung Gebr. König Köln-New York wirft ein Licht auf Walther Königs großes Interesse an der amerikanischen Kunst. Der Wunsch, dort nach entsprechender Lehre einen Buchhandel zu gründen, war nicht realisierbar. Aber sein Bruder Kasper, später Direktor der Städelschule Frankfurt und des Portikus in Frankfurt sowie des Kölner Museum Ludwig, lebte dort. Walthers Passion für das Buch und Kaspers Kontakte in der amerikanischen Kunstszene waren die Basis einer produktiven Zusammenarbeit. Dem Tandem gelang, was in dieser Zeit eine Seltenheit war: einen ersten Vertrieb für amerikanische Kunstliteratur aufzubauen. Dies war ihr Anteil an der „Achse Köln – New York“, die zu der bis heute anhaltenden Rezeption amerikanischer Kunst in Deutschland und deutscher Kunst in den USA führte.

Künstlerbücher in der Vitrine

In der prosperierenden Galerienszene der 60er und 70er Jahre – wesentlich angetrieben durch den Kölner Kunstmarkt, den Vorläufer der ART COLOGNE , entwickelte sich der erste Buchladen Walther Königs mitten in einer Kölner Einkaufsmeile zu einem Treffpunkt der Künstlerinnen und Künstler. In diesem Klima führt Walter König sein Haus wie ein Autorenverlag. Die direkte, persönliche Kooperation mit den Künstlerinnen und Künstlern war für ihn von Anbeginn maßgeblich. Bis heute, im Zeitalter der Digitalisierung, dient ein eigenes Buch als „perfektes Medium, um künstlerische Ideen zu formulieren“ – und: Es ist eine „Investition in die Zukunft der Künstler“.

Kunstbücher zu verlegen ist nicht nur eine komplexe organisatorische, sondern auch ihrerseits eine künstlerische Tätigkeit. Dieser Aspekt kulminiert im Prozess der Entstehung eines Künstlerbuches. Ein Künstlerbuch ist die Abweichung vom Buch und manchmal seine Vollendung. Nie ist der Verleger dem Künstler so nah. Ein artists‘ book ist nicht immer ein Buch; es kann ein Objekt sein, eine Mappe, ein Heftchen, eine Schachtel, ein Konzept oder ein Experiment. Künstlerbücher werden weniger gelesen als betrachtet. Ihr Ort ist eher die Vitrine als das Regal. Ernst Brücher, Verleger von DuMont, unterstütze Walther König in seinen Anfangsjahren.

In seiner Lehrwerkstatt entstand 1969 die zweite Edition einer Reihe an Künstlerbüchern: „Objekte benutzen“ von Franz-Erhard Walther. Die erste Edition erschien im Jahr zuvor: Eine Leporello-Serie mit einem computergenierten, unendlich variablen Poem von Alison Knowles.

Postkartenladen

Im Gespräch mit Walther König erscheint die Arbeit des Verlegers wie großes Kino voller Abenteuer und kurioser Ereignisse. Das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt widmete Walther König und „seinen“ Künstlerbüchern im Sommer 2022 eine eigene Schau. Zu diesem Anlass wurde erstmals eine (fast) vollständige Liste erstellt, die über eintausend Titel enthält. Die Keimzelle in der Kölner Breite Straße 93 existiert bis heute als Postkartenladen mit Museumsshop-Sortiment. Besucher werfen gerne einen Blick auf die Decke, die vor Jahrzehnten von Thomas Schütte in voller Fläche bemalt wurde. Seither hat sich ein weit gespanntes Netz an Filialen entwickelt. pk