Ludwig Forum will seinem Namen wieder Ehre machen

Hat viel vor: Dr. Andreas Beitin, neuer Direktor im Ludwig Forum für Internationale Kunst in Aachen. © Frank Fäller

„Natürlich lockt mich die Herausforderung, obwohl mir der Abschied schwer gefallen ist“, gestand Beitin bei seiner offiziellen Einführung. Doch die Aussicht mit Werken aus der grandiosen Sammlung Ludwig zu arbeiten, den innovativen Gründungsgedanken als Forum wieder aufzugreifen und die in Aachen früh gezeigte Videokunst neu zu beleben, habe ihn schließlich zum Aufbruch bewogen.

Aus acht macht neun

Die Ansprüche der Kulturoberen in Aachen sind nicht gering, bleibt doch das Ludwig Forum – trotz seines enormen Potenzials – hinter den Erwartungen (gemessen in Besucherzahlen) zurück. Es fehlen die direkte fußläufige Anbindung an die historische Altstadt mit ihren Highlights sowie ein zeitgemäßes gastronomisches Angebot. Handlungsbedarf. Diese Aufgabe kann ein neuer Leiter allein sicher nicht über Nacht bewältigen, doch wolle er „sich bemühen, aus der Acht eine Neun zu machen“, also die kulturinteressierten Touristen aus der doppelten Schleife im innerstädtischen Sightseeing-Parcours hinaus zur Jülicher Straße zu bewegen. Viele überzeugende Ideen hat Beitin im Gepäck, eine neue Gastronomie ist noch Wunschkonzert.


Stellten den neuen Leiter des LuFo offiziell vor (v.li.):  Susanne Schwier (Kulturdezernentin), Dr. Andreas Beitin, Olaf Müller (Kulturbetriebsleiter) und Bernd Büttgens (Pressesprecher der Stadt Aachen). © Frank Fäller

Wie kann das geschehen? Mit Lebendigkeit und Streitlust, danach verlange das künstlerische Forum, betonte Olaf Müller, Kulturbetriebsleiter der Stadt Aachen. Damit stößt er offene Türen bei Beitin ein, der das Haus mit „einem Programm für die Bevölkerung“ bereichern will. Aktuelle Themen, die nicht wie Ausstellungen lange Vorlaufzeiten benötigen, sollen den Austausch, den Dialog oder die Kontroversen mit den Besuchern fördern. Auch eine verstärkte Zusammenarbeit mit den Aachener Hochschulen liege auf der Hand. Das hat er erfolgreich bereits in Karlsruhe gezeigt –  hier gibt es eine vergleichbare Situation bezüglich des städtischen Profils.

Große Mies van der Rohe-Ausstellung im Herbst

Und ein Ort für mehr virulente Auseinandersetzung im LuFo ist bereits vorhanden, will aber neu bespielt werden. Die sogenannte Mulde im Foyer des Hauses ist eine bauliche Vertiefung, die in der Vergangenheit schon manche Aktion gesehen und gefeiert hat. „Diese Mulde ist wie ein minimalistisches Amphitheater, das jetzt einen neuen Namen und neuen Schwung braucht“, blickte der neue Direktor voraus. Ganz nah ist Gedanke etwa auch die wissenschaftlichen Symposien, die eine große Mies van der Rohe-Ausstellung im kommenden Herbst begleiten sollen, dort stattfinden zu lassen. Schon ein Publikumsmagnet?

Als Projekte für die kommenden Jahre kündigte er darüber hinaus eine Ausstellung über „1968“ an, „das Jahr politischer, sozialer und künstlerischer Revolutionen“, sowie eine Präsentation zum Thema „Von der Trompe-l’oeil-Malerei bis zur 3D-Simulation“. Denn persönlich treibe es ihn schon immer an, die Digitalisierung der Kunst, „Schein und Illusion“ (die es nicht erst durch Neue Medien und Technologien gebe) zu zeigen.  Für spannende Ein- und Aussichten ist also gesorgt!

Zur Person: Dr. Andreas Beitin hat Kunstgeschichte, Angewandte Kulturwissenschaften sowie Neuere und Neueste Geschichte studiert. Seit seiner Promotion 2004 war er am „ZKM | Museum für Neue Kunst“ in Karlsruhe tätig. Nachdem er dort zunächst in verschiedenen wissenschaftlichen und kuratorischen Positionen gewirkt hatte, übernahm er im Jahr 2010 die Leitung des Museums. Während seiner Tätigkeit im ZKM war Beitin als Kurator und Co-Kurator für die Konzeption und Realisierung von vielen international beachteten  Ausstellungen verantwortlich. Er hat zahlreiche wissenschaftliche Texte im In- und Ausland publiziert und Vorträge gehalten; darüber hinaus trat er als Herausgeber verschiedener Publikationen in Erscheinung und wirkt seit vielen Jahren in Kunstjurys und wissenschaftlichen Gremien mit.

(Frank Fäller)

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