Sonderprogramm der Museen am Tag der Provenienzforschung
Die Museen der Stadt nehmen den internationalen „Tag der Provenienzforschung“ am Mittwoch, 10. April 2024, zum Anlass, auf die gesellschaftliche und wissenschaftliche Bedeutung der Erforschung der Herkunft von Kunst- und Kulturwerken in ihren Sammlungen aufmerksam zu machen. Diese Forschung ist Grundlage für die Rückgabe sowohl von NS-Raubkunst als auch von Artefakten aus kolonialen Unrechtskontexten. Anhand ausgewählter Kunstwerke werden in Kurzführungen und Vorträgen Einblicke in die Arbeitsweise und in aktuelle Forschungsfragen gewährt. Hier finden interessierte Laien und das Fachpublikum die Gelegenheit eines direkten Austauschs über die Inhalte, Vorgehensweisen und Methoden dieses spannenden Forschungsbereichs.
Das Programm in der Übersicht:
Mittwoch, 10. April, 11.00 Uhr, Museum Schnütgen
Führung durch Dr. Manuela Beer und Dr. Adam Stead: Verschlungene Wege – Einblicke in die bewegte Herkunftsgeschichte ausgewählter (Neu-) Erwerbungen im Museum Schnütgen
Das Museum Schnütgen beherbergt eine herausragende Sammlung mittelalterlicher Kunst, die kontinuierlich durch Neuwerbungen erweitert wird. Dazu zählt ein äußerst qualitätsvolles gotisches Elfenbeinrelief mit der Marienkrönung, das 1935 verfolgungsbedingt aus jüdischem Besitz versteigert wurde und 2014 Gegenstand eines Vergleichs mit den Erben war. In dieser Führung durch die Museumssammlung wird die bewegte Herkunftsgeschichte dieses und anderer ausgewählter Sammlungsobjekte vorgestellt. Dazu zählt auch der spannende Fall eines emaillierten Heiligenscheins aus der aktuellen Sonderausstellung „Schreine und Steine aus St. Pantaleon“: Das Objekt befand sich Anfang des 20. Jahrhunderts nachweislich im Museumsbestand, gelangte dann in Privatbesitz und danach in den Kunsthandel, bevor es Ende 2023 als Geschenk den Weg ins Museum zurückfand.
Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Treffpunkt ist im Museumsfoyer.
12.30 bis 14.00 Uhr, Rautenstrauch-Jost-Museum (RJM)
Wie funktioniert Provenienzforschung?
Einblicke in die Herkunft und Geschichte von Kulturobjekten aus Kamerun, Japan, Südamerika und Australien
MitarbeiterInnen des RJM geben zu ausgewählten Themen in der Dauerausstellung einen Einblick in ihre tägliche Arbeit, die dazu beiträgt, die Herkunft und Geschichte der Kultur- und Kunstwerke am Museum besser zu verstehen. Verteilt über den Ausstellungsbereich des Museums beantworten sie Fragen und führen zu verschiedenen Projekten der Provenienzforschung: Wie ist der aktuelle Stand der Verhandlungen zu den Sammlungen aus Kamerun? Warum kehrt ein Amulett von den Gruppen der Ainu nach Japan zurück? Warum wird das Geistertanzgewand nicht mehr gezeigt? Was wissen wir über Grabräuber in Südamerika, was zu Sichtweisen auf ein Bootsmodell in Australien?
Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich. Treffpunkt ist im Museumsfoyer.
14.00 Uhr, Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK)
Vortrag von Dr. Anja Ebert: Von München nach Köln – zur Herkunftsgeschichte eines Wandspiegels aus dem Bestand des verfolgten Kunsthändlers Siegfried Lämmle im MAKK
1938 erwarb das MAKK, damals Kunstgewerbemuseum Köln, einen niederländischen Wandspiegel mit aufwendig gestaltetem Rahmen bei der Münchner Kunsthandlung Julius Böhler. Der Spiegel stammte aus dem Eigentum des NS-Verfolgten Siegfried Lämmle und gelangte über Weinmüller und Böhler nach Köln. Der Vortrag zeichnet die Herkunftsgeschichte des Spiegels und das Verfolgungsschicksal Siegfried Lämmles nach und stellt beispielhaft Vorgehensweisen der Provenienzforschung vor: Welche Fragen sind im Vorfeld einer gerechten und fairen Lösung zu klären? Mit welchen – auch digitalen – Werkzeugen und Methoden arbeitet die Forschung heute?
Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Treffpunkt ist im Overstolzensaal im MAKK.
15.00 Uhr, Museum für Ostasiatische Kunst (MOK)
Führung durch Dr. Daniel Suebsman: Sammler- und Händlernetzwerke auf dem Gebiet der alten chinesischen Kunst
Der Grundstock der chinesischen Sammlung des Museums für Ostasiatische Kunst geht auf die Privatsammlung der Eheleute Adolf und Frieda Fischer zurück, die ab 1906 zusammengetragen wurde. Durch Ankäufe mit öffentlichen Mitteln, Schenkungen des Fördererkreises, privater Mäzene, öffentlicher Institutionen sowie der Orientstiftung, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Gründungsjubiläum feiert, konnte die Sammlung seitdem bedeutend erweitert werden. Anhand ausgewählter Exponate beleuchtet die Führung die Sammler- und Händlernetzwerke, die von der Zeit des Königreichs Preußen über die Weimarer Republik und das Dritte Reich bis in die Bundesrepublik auf dem Gebiet der chinesischen Kunst aktiv waren.
Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Treffpunkt ist das Museumsfoyer.
Eine Übersicht der am Tag der Provenienzforschung teilnehmenden Kulturinstitutionen ist auf der Internetseite des Arbeitskreises Provenienzforschung abrufbar unter: Arbeitskreis-Provenienzforschung | Veranstaltungen