„Interwoven“ bis Ende August im Stadtgebiet zu sehen Kunstsäulengestaltung von Vera Drebusch und Florian Egermann

Ihr Motiv zeigt, wie Online-Desinformationen – Fake News – in die reale Welt, bis in die eigene Familie dringen. Dazu haben Drebusch und Egermann eine ungewöhnliche Art und Weise der Visualisierung gewählt, nämlich die Form gestrickter Wolldecken.

Diese bestehen nicht ohne Grund aus schwarzen und weißen Wollfäden. Wobei viele weiße Fäden große Schlaufen werfen und den Eindruck erwecken, als ob sich das ganze gewebte Netz in Auflösung befände. Entspricht die Visualisierung der Fake News aber tatsächlich der Wahrheit oder ist sie nicht vielleicht auch in gewissem Maße fehlerhaft? Wer weiß das schon?

Vera Drebusch und Florian Egermann sagen dazu: „Wir fanden es erschreckend, wie das weit entfernt geglaubte weiße Rauschen von Desinformationen online plötzlich in unserem engsten Familien- und Freundeskreis zu vergifteten Beziehungen führte. Die Objekte verkörpern beides: Maschinelle Präzision und heimelige Stofflichkeit – eingewickelt, zugedeckt in Informationen, die die Welt ein wenig ordnen.“

Vera Drebusch und Florian Egermann arbeiten neben ihrer individuellen künstlerischen Arbeit seit mehr als zehn Jahren wiederholt in gemeinsamen Projekten zusammen. In ihrer Arbeit „Interwoven“ haben sie Twitter-Daten per „computational knitting“ in alltäglich anmutende und zugleich „verzaubernde“ Strickwerke übersetzt. Sie reflektieren den ambivalenten Umgang mit den zunehmenden Informationsströmen, die unseren Alltag prägen. Die Serie „Interwoven“ umfasst insgesamt sechs gestrickte Wolldecken. Jede Decke verkörpert eine „Fieberkurve an Tweets“, die als (falsche) Informationen aus der Zeit der Corona-Pandemie stammen. Information und Fehlinformation werden auf diese Weise untrennbar in scheinbar trivialen Objekten miteinander verwoben. „Interwoven“ setzt sich nicht mit dem Wahrheitsgehalt der verarbeiteten Aussagen auseinander, sondern befasst sich mit den emotionalen Landschaften der „verwickelten” Menschen.

Vera Drebusch lebt und arbeitet in Köln und Hamburg, studierte an der Kunsthochschule für Medien Köln und in Bogotá. Sie wurde 2015 mit dem Förderpreis für junge Künstler*innen NRW und 2016 mit dem Stipendium für Medienkünstlerinnen NRW ausgezeichnet. Weitere Informationen unter:
Vera Drebusch

Florian Egermann lebt und arbeitet in Köln, ist Medienkünstler, Gestalter und Aktivist. Er graduierte 2009 an der Kunsthochschule für Medien Köln. Er ist Gründer von „Failed Artists International“, Mitbegründer der „Freies Lastenrad”-Bewegung und Co-Kurator des Projektraums Idyll. Weitere Informationen unter: Fleg

Vera Drebusch und Florian Egermann kooperieren für verschiedene Projekte, bei denen sie sich kritisch mit schwierigen Themen und Fragestellungen auseinandersetzen. Einzelne Werke ihrer Zusammenarbeit waren bereits unter anderen im Kunsthaus NRW (2023), im Contemporary Art Centre in Vilnius (2022), im Zeppelin Museum Friedrichshafen (2021), im Hartware MedienKunstVerein Dortmund (2019) und in der Kunsthalle Wilhelmshaven (2019) ausgestellt. 2023 erhielten sie das Recherchestipendium der Stadt Köln.

Das Motiv „Interwoven“ ist bis Ende August 2023 auf den 25 Kunstsäulen der Stadt zu sehen.

Weitere Informationen zum Projekt „Kunst an Kölner Litfaßsäulen“ des Kulturamtes sind abrufbar unter: Stadt Köln Kunstsäulen