RWTH-Forschende wollen Schutz für Feuerwehrfrauen verbessern

v.l. Johann Saathoff, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Carsten Schiffer, Rahel Heesemann und Justin Kühn. | Foto: Mike Auerbach

Förderpreis „Helfende Hand“ geht nach Aachen

RWTH LogoWas nicht passt, wird passend gemacht. So einfach ist es nicht immer. Forschende der RWTH-Institute für Arbeitswissenschaft (IAW) und Textiltechnik (ITA) haben in einem gemeinsamen Projekt herausgefunden, dass der mitunter schlechtere Sitz von Schutzkleidung bei Feuerwehrfrauen zu einem erhöhten Unfallrisiko führt – verglichen mit ihren männlichen Kollegen. Für diese Ergebnisse wurden Carsten Schiffer (IAW), Rahel Heesemann (Koordinatorin der Arbeitsgruppe „Persönliche Schutzausrüstung“ am ITA) und Justin Kühn (ITA) nun in Berlin mit dem vom Bundesinnenministerium vergebenen Förderpreis „Helfende Hand“ ausgezeichnet, der höchsten Auszeichnung, die es in Deutschland im ehrenamtlichen Bevölkerungsschutz gibt.

Portrait von Carsten Schiffer
Carsten Schiffer M.Sc.| Institut für Arbeitswissenschaft | Quelle

Die drei Aachener Forschenden überzeugten die Jury, siegten in der Kategorie „Innovative Konzepte“ und setzten sich am Montagabend gegen vier weitere Projekte durch. Die Freude war riesig, „dass wir unter den Top 5 sind, wussten wir vorher, dass es Platz 1 geworden ist, ist super“, so Carsten Schiffer. Schiffer ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Arbeitswissenschaft der RWTH Aachen. Für seine Bachelorarbeit am ITA – die von Heesemann und Kühn betreut wurde – hat er über 1.700 Feuerwehrleute danach gefragt, wie zufrieden sie mit ihrer Kleidung sind, wie sicher sie sich im Einsatz fühlen und wie gut Ihnen die Kleidung passt. Erkenntnis: Den Feuerwehrfrauen deutlich schlechter als den männlichen Kameraden.

Für seine Masterarbeit am IAW hat Schiffer, der zum besseren Verständnis der Materie ein Praktikum in der Verwaltung der Kölner Feuerwehr absolviert hat, dann ganz genau auf Unfalldaten und -berichte der Freiwilligen Feuerwehren geschaut: „Hier konnte ich zeigen, dass sich Feuerwehrfrauen nicht nur unsicherer fühlen, sie haben auch tatsächlich mehr Unfälle.“ Und auch die Schwere der Unfälle ist eine andere. Während Feuerwehrmänner z. B. bei Stürzen vor allem klassische Abfangverletzungen an den Händen und Knieen erleiden, verletzen sich Frauen deutlich häufiger an Kopf oder Hüfte. Hier ist für die Forschenden ein Zusammenhang zu nicht perfekt sitzender Schutzkleidung höchstwahrscheinlich. Dieser Sachverhalt soll nun mit weiterer Forschung wissenschaftlich abgesichert werden, dazu haben die beiden Lehrstühle einen gemeinsamen Forschungsantrag gestellt. Denn das Thema „ist gesellschaftlich sehr relevant und zudem auf weitere Hilfsorganisationen übertragbar“, erläutert Justin Kühn, der sich neben seiner Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am ITA auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Aachen engagiert.

„Frauen und Männer können unterschiedliche körperliche und psychosoziale Belastungen am Arbeitsplatz erleben. Es ist wichtig, auf diese Unterschiede einzugehen und entsprechend Maßnahmen zu implementieren, die alle gleichermaßen schützen“, sagt Professorin Verena Nitsch, Leiterin des Instituts für Arbeitswissenschaft. Im Arbeitsschutz spielten die unterschiedlichen Anforderungen der Geschlechter oftmals noch eine untergeordnete Rolle: „Leider befassen sich noch zu wenige Arbeitgeber mit dem Thema, insbesondere in traditionell männerdominierten Berufen. Wir sind sehr stolz auf die Auszeichnung und hoffen, dass sie dazu beiträgt, das Bewusstsein für die Bedeutung des geschlechtergerechten Arbeitsschutzes zu stärken“, so Professorin Nitsch weiter.